Zoomer bessert na

Eigentlich sollte die Überschrift lauten „Zoomer bessert nach“, aber das stimmt nur zur Hälfte.

Was ist passiert? Nach meiner ausführlichen Anleitung, wie man personalisierter Werbung auf Zoomer widersprechen kann, meldete sich Frank Syré, Chefredakteur von Zoomer.

Danke für den Hinweis, wir werden die “Ja”-Zeile noch deutlicher formulieren, damit klar wird, dass es mit dem “Nein” zusammenpasst, und die nachträgliche Aufhebung der Zustimmung bauen wir auch noch ein.

Nun sieht die Anmeldung so aus: Man muss immer noch auf einen separaten Link klicken, um die Widerspruchmöglichkeit angezeigt zu bekommen. Aber das Kreuzchen ist mit mehr Text und einer Fußnote versehen.

Zoomer na-gebessert

Leute die das Kleingedruckte sehr genau lesen, haben nun eine realistische Chance, die zwei Kreuzchen richtig zu setzen. Alles in allem aber nur eine graduelle Verbesserung – die Option ist nach wie vor versteckt und unnötig kompliziert. Nachträglich kann man der Werbung immer noch nicht widersprechen.

Mal sehen, wann aus „bessert na“ ein „bessert nach“ wird – ich bin gespannt.

Mailpolizei: Alles nur „Interpretation“

Der anonyme Blogger von neulich rudert zurück. Er hatte berichtet, dass ein Polizist in seiner Gegenwart ohne Passwort oder richterlichen Beschluss auf das Mailpostfast eines Schwarzfahrers zugegriffen habe – ich hatte so meine Zweifel.

Nun hat der vermeintliche Zeuge alle Blogbeiträge bis aus den ersten gelöscht und diesen überarbeitet. Nun steht dort vor dem entscheidenden Absatz:

Und was jetzt kommt, ist eine Interpretation der Geschichte und so nicht passiert.

Ich stufe das mal als nicht ganz logische Distanzierung vom ursprünglichen Beitrag ein. Zwar stehen da immer noch Tatsachenbehauptungen, aber so ganz sicher wie am Anfang ist sich der Autor offenbar nicht mehr, was er gesehen und gehört – und was er hinzugedichtet hat.

Dass ihm andere Weblogs seine „Interpretationen“ geglaubt haben, ist übrigens alleine deren Fehler. Er selbst hat nichts damit zu tun:

Ich distanziere mich von den Meinungen/Kommentaren die im anschließenden Folgen. Die Meinungen sind die, der jeweiligen Autor[en]_Innen und entsprechen nicht meiner. Desweiteren distanziere ich mich von den sg. “Pingbacks” von Fremdblogs, welche über diesen Beitrag berichten. Ich habe keinen Einfluss auf den Inhalt dieser Fremdblogs und bin in keiner Hinsicht der dort vertretenen Meinung bzw. dem dort berichtetem. Dies gleicht geht für jegliche externe Links.

PS: Und nun ist das Blog ganz weg…

Korrigieren ist nicht so einfach

Das World Entertainment News Network veröffentlicht eine offenbar falsche Meldung, wonach Will Smit Hitler als „guten Menschen“ bezeichnet atte. Als der sich beschwert, zieht die Agentur die Meldung zurück und korrigiert. Dabei gibt es jedoch ein kleines Problem: fast niemand druckt die Korrektur.

„Whilst the defendant retracted the article and circulated a correction and apology to the recipients of the original article, the correction and apology has not received any media attention. The libel remains at large.“

Der Interview-Skandal und die Konsequenzen

Das Online-Medien-Magazin DWDL hat eine sensationelle Exklusiv-Meldung: In zwei ganz unterschiedlichen Medien erschien doch tatsächlich das gleiche Interview mit Joaquin Phoenix. Dieses schockierende Rechercheergebnis bleibt nicht ohne Konsequenzen:

Bei zwei fast identischen Interviews in der aktuellen „OK!“ aus der Verlagsgruppe Klambt sowie dem monatlichen Kulturmagazin „U_mag“ aus dem Hamburger Bunkverlag war die Frage unumgänglich: Wie konnte es dazu kommen? […] Und es klärt sich, wie es zu der Panne kam: Offenbar hatte niemand bei der „OK!“ die Nachfrage gestellt, ob das Interview exklusiv zu bekommen sei. Zwar bewirbt die „OK!“ das Interview nicht als exklusiv“

Hmm. Ein nicht als exklusiv gekennzeichnetes Interview war nicht exklusiv. Der Autor wurde ordnungsgemäß bezahlt, der Leser wurde nicht getäuscht. Also doch kein Skandal? Doch, meint DWD. Denn:

doch den Anspruch des neuen Wochentitels („Das Exklusivmagazin der Stars“) mit versprochenen Exklusivstorys dank des weltweiten „OK!“-Netzwerks wird es nicht gerecht.

Hmm – der hirnlose Werbeclaim eines Promi-Magazins zum Kampfpreis von einem Euro ist nicht hundertprozentig befolgt worden? Ruft den Presserat. Besser noch: die Dorfältesten!

Vor einer Selbstblamage kann sich DWDL nur retten, da die OK-Redaktion ein Einsehen hatte und die erschütternde DWDL-Recherche mit den angemessenen Konsequenzen belohnt. Keine personellen Konsequenzen freilich, sondern:

So bleibt die nicht sehr vorteilhafte Interview-Panne beim neuen Wochentitel des Klambt Verlag hängen. „OK!“-Chefredakteur Klaus Dahm zieht die notwendigen Konsequenzen aus der Situation: „Wir werden uns künftig schriftlich bestätigen lassen, dass ein Interview im ‚Exklusivmagazin der Stars‘ auch exklusiv ist“, sagt Dahm am Freitag gegenüber DWDL.de

Oder sie werden den hirnlosen Claim unter den Tisch fallen lassen und darauf vertrauen, dass Star-Interviews sowieso inhaltsleeres Gewäsch sind, das durchaus 15 Mal durch die internationale Yellow Press gewalzt werden kann.

BTW: Für Medienseiten-Leser: Die DWDL-Berichterstattung zum Thema ist eigentlich eine Parodie darauf, dass die Erstausgabe von Ringiers Prestige-Titel Cicero ein Castro-Portrait enthielt, das mehr als ein Jahr alt war. Aber wer liest schon Medienseiten und merkt sich sowas über vier Jahre?

Generation Kerner

Hmmmm:

Deutschland verblödet, behaupten Stefan Bonner und Anne Weiss. Die Autoren des Buches „Generation Doof“ sind Kerners Gäste im ZDF

…um dort zu recherchieren, Belege und Beispiele zu sammeln? Dienen Einschaltquote und Absatzzahlen als statistisches Material für die überarbeitete Zweitauflage?

Und: Sind solche Kerner-Gäste-Interviews späte Entschädigung für die Zurückhaltung des Spiegel bei der im eigenen Haus produzierten Sendung?

PS: Jetzt hat mir doch die Niggemafia die Überschrift geklaut. Sowas.
PPS: Was ich an der Mafia schätze: sie weiß noch, was Respekt ist:

PS bei der Niggemafia

Wer schreibt schon in Gästebücher?

Gute Nachrichten für Schmidt und Pocher:

Grund für den Umschwung sind die gestiegenen Quoten: Um ein Drittel von 7,8 auf 11,3 Prozent haben sich die Marktanteile seit der Hinzunahme von Oliver Pocher erhöht.Im Schnitt kommt das Format damit auf 1,64 Millionen Zuschauer. Und vor allem die von der ARD so benötigten jungen Zuschauer spricht Pocher an, bei den 14- bis 29-Jährigen hat sich der Marktanteil fast auf 14 Prozent verdoppelt.

Das aktuelle Zuschauerfeedback:

Pocher trampelt durch Unterhaltung und guten Geschmack wie Godzilla durch Tokio. Dieser unfaehige Versicherungsvertreter.

Das kommt eben dabei heraus wenn man nix vernuenftiges gelernt hat und sonst auch nix kann-langweilige Dutzendware.

Wie oede kann denn eine Sendung noch werden? Finden die 2 Buntspechte das eigentlich selber lustig?

Man dachte immer schlimmer als die Beiden geht nicht-und jetzt haben sie Darnell. Wie tief kann die ard noch sinken?

Wie man so hoehrt wird die relavante Zielgruppe der IQ 70-105 auch nicht recht angesprochen. Vielleicht solltet ihr ein paar Kaefer fressen-das hilft doch immer.

Es ist einfach Spitze. Ein Gästebuch mit nun schon 250 Seiten – da werden manch Andere schon blass, die hätten das gern. Von den 250 Seiten sind so grob geschätzt 240 gefüllt mit Pocher-Kritik, ohne Frage berechtigt.

Lehre: Gästebücher sollte man gar nicht lesen.

Wie man personalisierter Werbung widerspricht – Beispiel: Zoomer

Der Verwendung von Profildaten von Werbezwecken kann man widersprechen. Die Anbieter möchten das aber nicht. Also machen sie es uns nicht so einfach.

Neustes Beispiel ist Zoomer, die neue Nachrichten-Seite aus dem Hause Holtzbrinck. Bei der Registrierung finden wir diesen Kasten, der über die Verwendung der Profildaten zu Werbezwecken hinweist.

Zoomer Datenhinweis

Einfach nur ein Ja – keine Alternative sichtbar. Also kann man doch nicht widersprechen, oder? Oh doch, man muss nur auf den Link ganz unten klicken, und schon sieht die Sache anders aus:

Aufgeklappt

Huch – da ist ja plötzlich noch eine Option. „Nein“ ankreuzen – und fertig? Weit gefehlt. Wer mit dieser Kombination die Registrierung abschließen will, bekommt eine Fehlermeldung. Eingabe erforderlich!

Die Lösung ist ganz einfach: Zu dem „Nein“, muss man auch das „Ja“ ankreuzen. Man stimmt ja dem Gesamtvertrag ohne die Verwertung zu Werbezwecken zu.

Heute morgen reichte aber auch das nicht, da sah es bei einer Ablehnung der Werbung schlichtweg so aus:

Zoomer 3

Ohne Zustimmung zu personalisierter Werbung konnte man sich gar nicht anmelden. Das haben die Zoomer-Mitarbeiter inzwischen aber gelöst.

Ach ja: Nachträglich kann man die Zustimmung nicht mehr aufheben. Man muss erst seinen Account deaktivieren und sich ganz neu anmelden. Profildaten, Username und geleistete Beiträge sind dann natürlich weg.

Die Legende von der Mailpolizei

Derzeit schwappt Empörung durch die Blogosphäre. Und der Sachverhalt ist auch ungeheuerlich: jeder kleine Polizist kann wegen Bagatellen in unsere Email-Inboxen gucken.

Gucken wir uns doch Mal die Quelle des Gerüchts an: Es handelt sich um dieses Posting in einem wohl extra zu dem Zweck eröffneten Blog. Der Sachverhalt: der anonyme Autor befindet sich aus ungeklärter Ursache in einer unbekannten Dienststelle der Bundespolizei. Dort wird er Zeuge der Vernehmung eines mutmaßlichen Schwarzfahrers, dessen Anschrift festgestellt werden soll. Der Schwarzfahrer nennt seine Mail-Adresse, weil in dem Postfach eine Mail mit der Adresse befinden soll, was seine Identität bestätigen würde. Daraufhin greift der Beamte in seinen Computer und blättert – ohne nach dem Passwort zu fragen – in dem Postfach des Deliquenten.

Ich sage Mal: bullshit.

Erster Punkt: Wer immer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat – er tut alles, um eine Überprüfung zu vermeiden. Wo und wann das Ganze stattgefunden hat möchte er nicht verraten. Er selbst steht nicht für Nachfragen zur Verfügung. Das Meatspace-Äquivalent des Ganzen: Jemand hat in der Kneipe ein paar Bierchen getrunken und erzählt lautstark den neusten Skandal. Als man ihm zuhört, erinnert er sich dann auch plötzlich an neue Details – nur keine überprüfbaren.

Zweiter Punkt: Ein Beamter muss schon sehr dämlich sein, wenn er vor unbeteiligten Zuhörern mal eben gegen das Gesetz verstößt und top-geheime Fahndungsmethoden vor dem lauschenden Publikum ausbreitet. Dass es gegen das Gesetz verstößt – daran besteht kein Zweifel. Zwar haben die Strafverfolger in den letzten Jahren ziemlich weitgehende Möglichkeiten bekommen auf Emails zuzugreifen – aber eben erst nach richterlichem Beschluss und einem komplexen Verfahren. Und die Vorratsdatenspeicherung ist zwar schon Gesetz, aber eben noch nicht in Betrieb.

Dritter Punkt: Dieses Verfahren ist an gewisse technische Vorgaben gebunden. Zwar existiert, die „Standleitung“, die der empörte Anonyme anspricht im Prinzip. Doch dafür braucht die Polizeidienststelle eine teure SINA-Box. Das ist nichts, was mal eben unter dem Schreibtisch am Kundenempfang steht. Selbst wenn die SINA-Box dort stünde: der Provider müsste den Zugang zu dem Postfach bereits freigeschaltet haben. Würde die Polizei darüber hinaus routinemäßig auf Email-Postfächer zugreifen, wäre das vielen, vielen Leuten bekannt: den Polizisten, den Verhörten, den Providern, den Verteidigern, etc pp…. Zudem ergibt sich aus der Schilderung („Ich mach sie einfach mal auf“), dass sich der Polizist auf einer Webmail-Oberfläche bewegt.

Vierter Punkt: Der Gesetzesverstoß und der Einsatz nicht vorhandener Hardware explizit gegen die Gesetzesgrundlage wäre ganz und gar unnötig. Der Delinquent will seine Identität beweisen, weil er nämlich sonst mit einem Aufenthalt in der Zelle rechnen muss. Auch der Polizist hat kein Interesse an dem beschrieben Vorgang: Er muss schließlich in sein Protokoll schreiben, wie er denn die Identität des Betreffenden bestätigt hat. Und die Provider haben noch weniger Interesse daran.

Fünfter Punkt: Selbst bei den wenigen genannten Details widerspricht sich der Anonyme. Erst fragt der Polizist explizit nach Hotmail, dann kann er nicht auf einen ausländischen Mailprovider zugreifen. Der Beschuldigte ist obdachlos und offenbar ohne eigenen Computer, trotzdem hat er gleich zwei verschiedene Mailadressen. Und in beiden Inboxen wartet die rettende Anschrift der Notunterkunft.

Einfache Erklärung: Da hat jemand nur mit halben Ohr zugehört – schließlich hatte er ja selbst seine Angelegenheiten auf der Polizei zu regeln. Das erzeugt Streß, zudem redet dauernd jemand dazwischen. Aus dem lückenhaften Eindruck der Vernehmung hat er sich dann eine Geschichte zusammengereimt. Dass sie so nicht stimmt, weiß er eigentlich selbst. Aber er hat da was gelesen und das passte so gut zu dem, was in Deutschland so los ist: Überwachungen, Kompetenzüberschreitungen, Armut.

Was bleibt zu sagen? Die Geschichte des anonymen Bloggers könnte in ein paar Jahren durchaus Realität werden. Dass solche Methoden angewandt werden, zeigt zum Beispiel der Prozess des EFF gegen die Praxis der US-Grenzbehörde, wahllos Computer zu filzen und zu beschlagnahmen. Und die Vorratsdatenspeicherung ist auf dem Weg. Wie schnell unsere Gesetzgeber nach Verschärfungen und Ausweitungen rufen, sehen wir immer wieder.

Aber wie steht über dem Blog so schön „es gibt kein richtiges leben im falschen.“ Bevor man solche Gerüchte weiterträgt, sollte man mal kurz einen kleinen Realitätscheck machen.

Safer Porn ist gar nicht so einfach

Sicheres Porno-Surfen ist gar nicht so einfach. Bei einer Google-Blog-Suche nach Youporn stieß ich als erstes auf ein für den Porno-Konsumenten viel versprechendes Blog:

Screenshot eines angeblichen Youporn-Blogs

Angefüttert von massig Porno-Screenshots gelangt man immer nur auf eine einzige Seite, die auch – wie angekündigt – das Fehlen eines Codecs bemängelt. Und der wird prompt nachgeladen – von einer bekannten Trojaner-Abladestelle. Wer das Setup abbrechen will, muss den Browser über den Taskmanager beenden, eine Verweigerung wird mit immer neuen Dialogboxen bestraft, die das Weitersurfen verhindern.

Soweit das übliche. Kritisch ist: laut Virustotal erkennen nur 3 von 32 Virusscannern die „Setup-Datei“ als Trojaner.