Repräsentativ fantastisch

Markt- und Sozialforschung sind nach Ansicht der Mehrheit der Bevölkerung wichtige und nützliche Instrumente, um Stimmungslagen, Meinungen und Trends zu ermitteln. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie des ADM, Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. V.

Die 15-Milliarden-Dollar-Lüge

Immer wieder ärgere ich mich über Textstellen wie diese:

Heute, vier Jahre später, gilt Zuckerberg mit Facebook als der Internetpionier schlechthin. Von ConnectU oder houseSYSTEM spricht niemand mehr. Facebook hat 46 Millionen aktive Nutzer und wächst rasant. Gerade verkaufte Zuckerberg 1,4 Prozent seines Unternehmens für 240 Millionen Dollar an Microsoft – was rein rechnerisch einen Gesamtwert von rund 15 Milliarden Dollar ergibt.

Das stimmt einerseits. Rein theoretisch, mathematisch und mit Scheuklappen ist Facebook durch den Microsoft-Deal 15 Milliarden Dollar wert. Ein nettes Detail, nichts, was man – wie hier – ohne Kontext in die Überschrift packen will.

Realistisch betrachtet stimmt die Hochrechnung überhaupt nicht. Denn Microsoft hat nicht nur einen Mini-Anteil von Facebook gekauft, sondern sich auch weitgehende Vermarktungsrechte gesichert. Für einen ähnlichen Deal zahlte Google dem Facebook-Konkurrenten MySpace 900 Millionen Dollar. Wieviel von den 240 Millionen Dollar tatsächlich für die Beteiligung am Unternehmen Facebook fließen, ist unklar – es dürfte aber nur ein Bruchteil sein.

Wer 15 Milliarden für Facebook zahlt, gibt auch 70000 Euro für ein Mercedes-Ersatzrad aus – ob das passende Auto dazu geliefert wird, ist dabei eher unwichtig.

Wiki-wiki heißt schnell

Früher war es mal einfach, in der Wikipedia zu editieren. Ein Klick auf den Edit-Link und los ging’s. Heute bekommen selbst Akademiker mit guten Absichten nicht gleich einen guten Artikel hin. Und dann erhalten sie eine kleine Begrüßung geschickt, die gleichzeitig eine Ermahnung ist. Das sieht dann zum Beispiel so aus:

Begruessung in der Wikipedia

Wiki-Wiki heißt „schnell“. Wikipedia heißt: „bring zwei bis drei Stunden mit, bevor Du anfängst“.

Missverständnisse um StudiVZ

Welt Online war das erste Medium, das über die neuen AGB von StudiVZ berichtet hatte. Am 14. Dezember brachte das Online-Portal eine Meldung, die dann noch für viel Wirbel sorgen sollte. Dafür war weniger der Artikelinhalt als die Überschrift verantwortlich: „studivz verkauft Kundendaten“ titelte Welt Online und sorgte damit für viel Aufregung.

Kurz danach hat die Redaktion die vergeigte Überschrift entdeckt – die durch nichts im Artikel gedeckt war – und stillschweigend durch eine neue ersetzt. Der Artikel steht nun unter dem Titel „Heftige Kritik an Datenplänen des StudiVZ“ – lediglich in der URL kann man noch den Original-Titel sehen.

Vielleicht hatte es ja sein Gutes. ohne den Lapsus der Redaktion wäre die Gegenwehr gegen die unmissverständlich kritikwürdigen Passagen bestimmt nicht so heftig gewesen.

Doch jetzt legt Welt Online nach:

Seit Mitte Dezember fordert StudiVZ von seinen Mitgliedern, dass sie aufgeweichte Datenschutzbestimmungen akzeptieren. Die waren in der ersten Fassung äußerst missverständlich. Datenschützer deuteten sie so, dass StudiVZ die Kundenprofile an andere Unternehmen verkaufen könnte. StudiVZ dementierte heftig, strich jedoch die zweifelhaften Passagen.

Nein. Datenschützer kritisierten allerhand, aber nicht den geplanten Verkauf von Kundenprofilen. Hätte der in den AGB gestanden, hätten sie ihn sicher kritisiert. Aber er stand nirgends in den AGB, sondern nur in der Überschrift bei Welt Online. Die gestrichenen Passagen betrafen ganz andere Regelungen.

StudiVZ-Mitglieder klaglos oder ahnungslos?

Eben ist folgende Meldung hereingeschwappt.

Die breite Masse von Social-Community-Mitglieder hat gegen die Vermarktung ihrer persönlichen Daten nichts einzuwenden. Es war offenbar nur ein Sturm im Wasserglas, den einige Protestanten Ende vergangenen Jahres gegen die neuen AGB bei der Studentencommunity StudiVZ da auslösten. Die Mehrheit der StudiVZ-Mitglieder macht die neuen Werbestrategie jedoch sang- und klanglos mit.

Zur Realitätskontrolle habe ich mich mal bei StudiVZ eingeloggt. Zwar muss man nun die neuen AGB akzeptieren, über die neue Verwendung der persönlichen Daten erfährt der Nutzer erst nach ausgiebiger Lektüre etwas. Und wie man das Ganze abschaltet, steht auch nicht oben in den FAQ, sondern unten, im Kleingedruckten.

StudiVZ AGB-Einstellungen

Nach 10 Minuten ausführlichen Suchens konnte ich die in erwähnte Option „Einstellungen zur Verwendung meiner Daten“ nicht finden. Weder auf der Startseite, nicht im eigenen User-Profil, auch nicht unter dem Punkt „Privatsphäre“ oder „Datenschutz“.

Erst Google brachte mich weiter: In dem Blog Suchtwolke habe ich eine Klick-für-Klick-Anleitung zum Auffinden der Werbeeinstellungen gefunden:

1. Einloggen

2. Ganz unten in der Leiste, die mit “Presse” beginnt und mit “Verhaltenskodex” endet, auf “Datenschutz” klicken.

3. Dort dann auf [ Datenschutz-Erklärung ] klicken.

4. Ganz unten auf [ Einstellungen zur Verwendung meiner Daten ] klicken.

5. Alle Häckchen ausstellen und die Sache speichern – fertig.

Sprich: Die Einstell-Möglichkeit wurde gezielt versteckt. Wer die Datenschutzerklärung findet, muss erst zwei Seiten nach unten scrollen um dort den ganz kleinen Link auf die Einstellungs-Seite zu finden.

Das Unternehmen glaubt offenbar nicht daran, den User selbst entscheiden zu lassen und baut darauf, dass die Kommunikation auf der Plattform denkbar schlecht ist. Wäre es anders, hätten sie die Optionen schlichtweg in die Privatsphären-Einstellungen integriert oder wenigstens in den FAQ einen Link auf die Einstellmöglichkeiten gesetzt.

Dass die Strategie funktioniert, ist dennoch deprimierend. Vielleicht auch für die Werbekundschaft – wer auf solche Tricks reinfält, wird nie zum zahlungskräftigen Kunden werden.

We don’t need no OpenID Provider…

Große Neuigkeiten für die OpenID-Leute: Yahoo kommt an Bord! Bei Wired steht die große Neuigkeit:

To give some perspective on the scale of Yahoo’s announcement, consider that right now there are roughly 120 million OpenID accounts. When Yahoo launches its beta program on January 30 that number will more than triple to 368 million OpenID users.

Super! Drei Mal mehr Leute, die eine OpenID haben. Ein großer Sieg für die good guys. Oder etwa nicht?

However, there is one downside. While the press release isn’t entirely clear, it would seem that those with an existing OpenID account won’t be able to use that account for signing in to Yahoo services like Flickr.

Ahja. Sprich: Wir haben 248 Millionen neue OpenID-Adressen – nur können die Besitzer damit kaum etwas anfangen. Und werden es daher auch nicht nutzen. Sicher: AOL hat einige Services für OpenID freigeschaltet und ein paar Startups haben OpenID in ihre Angebote integriert. Aber die kritische Masse wurde in meinen Augen noch nicht erreicht.

Denn die kritische Masse besteht nicht aus Users, die ungefragt eine OpenID aufgedrückt bekommen, sondern in den Services, die OpenID-User abrufen können. Das heißt: der Serviceanbieter muss auf den Lock-in-Mechanismus verzichten die die Kombination aus Username und Passwort nun mal ist. OpenID bedeutet, dass man auch den Usern seines größten Konkurrenten Zugang zu den eigenen Services geben muss. Yahoo scheint dazu noch nicht bereit zu sein.

Sie wollen ihren Kunden nur einen Bonus verpassen: Mit der YahooID könnt ihr Euch überall anmelden. Die anderen Logins von Google, Microsoft und Co können uns aber gestohlen bleiben. Auf die Art wird aber OpenID nichts werden.