Präventiv verachten

Und wieder eine irritierende Meldung:

Auf dem Internetportal Nazis-auslachen.de können Jugendliche jeden Monat zwischen 750 und 250 Euro gewinnen. Am Freitag startete die Kampagne, teilte der Verein „Schüler gegen Antisemitismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit“ mit. Auf der Plattform rufen die Betreiber Jugendliche dazu auf, ihre Videos zum Thema „Nazis auslachen“ online zu stellen und selbst zu bewerten.

„Prävention statt Therapie“ lautet das Motto. Die Idee: Wenn sich die Mehrheit der Jugendlichen auf dem Schulhof oder in der Freizeit täglich über solche Videos unterhält, werden sich labile, der rechten Szene zugeneigte Jugendliche eher selten den Rechtsextremisten zuwenden, weil sie die Verachtung ihrer Mitschüler fürchten, hieß es.

Ahja. Statt Verstand und Toleranz lehren wir einfach Verachtung. Verachtung ist zwar nicht toll – aber wenn wir die Richtigen verachten, ist es schon OK. Und das Ganze hilft gegen Nazis…

Does not compute.

PS:
Da es missverstanden wurde: Ich plädiere nicht für eine Toleranz gegenüber den Intoleranten. Es geht darum, dass man sich schon mit der menschenverachtenden Ideologie der Nazis beschäftigen muss und eben nicht nur Glatzen-Witze machen sollte. Und genau dieser Aspekt fehlt bei der acht so gut gemeinten Aktion. Er wird sogar ins Gegenteil verkehrt.

Hinzu kommt: Nazis sehen sich sehr gerne als arme unterdrückte Minderheit, denen Meinungsfreiheit und Bürgerrechte versagt werden. Wenn man Jugendliche dafür bezahlen muss, dass sie schlechte Witze über Nazis machen, ist das ein Punktgewinn für die Rechtsradikalen.