Schütteln nicht vergessen

Praktischer Sicherheitshinweis aus dem Kölner Stadtanzeiger:

Darüber hinaus empfiehlt Scheulen jedem Bankkunden, ruhig auch ein wenig am Automaten zu rütteln. „Die Aufsatzgeräte der Betrüger sind ja nicht fest verschraubt. Meist werden sie mit doppelseitigem Klebebande angebracht. Wenn also am Automaten was nicht stimmt, werden die Kunden es merken, wenn sie mal dran rütteln oder ziehen.“

Süßigkeits-Automaten belohnen so viel Vorsicht auch schon Mal mit einem Gratis-Schokoriegel.

Was nicht erwähnt wird: die meisten Betrugsmaschen lassen sich zuverlässig mit Eigenurin vereiteln. Der Geruch von Parkscheinautomaten im ganzen Land belegt, wie gut diese Sicherheitshinweise bei der Bevölkerung ankommen.

Familienpackung

Der (nicht ganz) kleine Lokalprovider Netcologne hat auch TV-Kabel im Angebot: Multikabel. Und da man auch in Köln mit der Zeit geht, gibt es dort auch ein digitales Programmbouquet. Mit (zu wenigen) kostenlosen Programmen und (unattraktiven) kostenpflichtigen Programmpaketen. Darunter das das Programmpaket „Familie“.

Wer kommt nur auf die Idee, das Paket „Familie“ mit einer Szene aus Californication zu bebildern? Ich dachte schon: FAIL.

Aber nein, offenbar ist es Teil eines neuen Familien-Images, das kurz zusammengefasst wohl so lauten könnte: „Familie“ umfasst so ziemlich alles, was in die anderen Pakete nicht reinpasst. Von National Geographic über den Sci-Fi-Channel bis hin zu Adult-TV aus dem Hause Playboy.

Präventiv verachten

Und wieder eine irritierende Meldung:

Auf dem Internetportal Nazis-auslachen.de können Jugendliche jeden Monat zwischen 750 und 250 Euro gewinnen. Am Freitag startete die Kampagne, teilte der Verein „Schüler gegen Antisemitismus, Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit“ mit. Auf der Plattform rufen die Betreiber Jugendliche dazu auf, ihre Videos zum Thema „Nazis auslachen“ online zu stellen und selbst zu bewerten.

„Prävention statt Therapie“ lautet das Motto. Die Idee: Wenn sich die Mehrheit der Jugendlichen auf dem Schulhof oder in der Freizeit täglich über solche Videos unterhält, werden sich labile, der rechten Szene zugeneigte Jugendliche eher selten den Rechtsextremisten zuwenden, weil sie die Verachtung ihrer Mitschüler fürchten, hieß es.

Ahja. Statt Verstand und Toleranz lehren wir einfach Verachtung. Verachtung ist zwar nicht toll – aber wenn wir die Richtigen verachten, ist es schon OK. Und das Ganze hilft gegen Nazis…

Does not compute.

PS:
Da es missverstanden wurde: Ich plädiere nicht für eine Toleranz gegenüber den Intoleranten. Es geht darum, dass man sich schon mit der menschenverachtenden Ideologie der Nazis beschäftigen muss und eben nicht nur Glatzen-Witze machen sollte. Und genau dieser Aspekt fehlt bei der acht so gut gemeinten Aktion. Er wird sogar ins Gegenteil verkehrt.

Hinzu kommt: Nazis sehen sich sehr gerne als arme unterdrückte Minderheit, denen Meinungsfreiheit und Bürgerrechte versagt werden. Wenn man Jugendliche dafür bezahlen muss, dass sie schlechte Witze über Nazis machen, ist das ein Punktgewinn für die Rechtsradikalen.