Spekulationswirtschaft

Aus dem WDR-Studio in Washington kam jetzt ein merkwürdiger Kommentar:

Amerikas Volksvertreter führen einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung, der in seinen finanziellen Auswirkungen noch verheerender ist als die Terroranschläge des 11. September 2001.

[…]

Natürlich weiß niemand, ob dieses Care-Paket Amerikas Banken – und Versicherungskonzerne dauerhaft gerettet hätte. Aber jedem musste klar sein: ohne ein Signal der Hoffnung ist die Katastrophe programmiert. Jetzt ist sie da. Kaum ein amerikanisches Unternehmen bekommt noch Kredite. Geschweige denn ein amerikanischer Verbraucher. Der Geldmarkt trocknet aus. Täglich werden Arbeitsplätze vernichtet.

Hoffnungssignale wirken nicht mehr, wenn sie zulange auf sich warten lassen. Selbst wenn es irgendwann ein Hilfspaket gibt, wird es nur noch wenig helfen.

Fassen wir es zusammen: Das „Rettungspaket“ ist ohne Alternative und muss schnell, schnell, schnell verabschiedet werden. 700 Milliarden sind für ein Symbol nicht zu teuer. Jede andere Meinung muss mit martialischster Wortwahl bekämpft werden.

Eine Ökonomie, die auf alleine auf Hoffnungsschimmern beruht, ist schon verloren. Sie ist allein Spekulationsobjekt. Man muss nicht mehr produzieren, sondern nur den Eindruck erwecken, dass man handelt. Irgendwie. Der Rest ist egal.

Gerade wir in Deutschland sollten wissen, dass symbolisch richtige Entscheidungen sich nachträglich als sehr falsch herausstellen können. Bei der Wiedervereinigung gab es eine ganze Reihe solcher Symbole. Die Suppe löffeln wir noch in 30 Jahren aus.

Was ich in den letzten Tagen nicht gelesen habe: Wenn die USA 700 Milliarden Staatsschulden aufbauen, wer soll dann Unternehmen noch Kredite geben? Das verfügbare Geld wird ja vom Staat beansprucht, der die besseren Kreditratings hat und höhere Zinsen zahlen kann oder will.