Never trust an analyst

Zum iphone-Hype gehörten die schnellen Schätzungen beim Verkaufsstart des Handies. Wer die Zahl etwas höher schätzte, bekam weltweite Aufmerksamkeit. Zum Beispiel bei Heise:

Von Apples iPhone wurden zum Start in den USA nach Erhebungen des Marktforschungsunternehmens Global Equities Research über 200.000 Stück verkauft. Analysten waren zuvor von einem Absatz von 50.000 bis 200.000 Exemplaren ausgegangen. [Update: Einzelne Analysten sprechen von 200.000 verkauften iPhones alleine am Freitag, ein Marktforscher von Piper Jaffrays spricht nach seiner Schätzung vom Sonntagabend davon, Apple habe am Wochenende bereits rund 500.000 iPhones absetzen können.]

Nun – das war wohl etwas zu hoch geschätzt, wie Reuters meldet:

NEW YORK – Shares of Apple Inc fell 4 per cent after AT&T Inc issued initial subscriber numbers for customers of Apple’s iPhone that were below analyst estimates. Shares of Apple were off $5.70 to $138.02 on Nasdaq after AT&T, the exclusive service provider for iPhone, said it signed up 146,000 iPhone customers as subscribers in the first two days of iPhone sales, well below analyst estimates for sales.

Blamage für die Analysten? Gott bewahre:

Hargreaves had himself estimated 400,000 iPhone sales for the first two days, he said. „The difference (between sales and activations) is going to be what was sold on eBay or activations that didn’t happen immediately. There were some problems with activations but from what we heard it was minimal,“ the analyst said.

PS: Laut Golem hat Apple nun die echten Zahlen nachgelegt: 270000 Stück. Die Halbwertzeit zur Analystenkontrolle war nie so niedrig.

Warum DVB-C kein Erfolg ist

Ich bin ja sehr für digitales Fernsehen. Die analoge Übertragung ist nun wirklich alt genug und es wäre ja schön, wenn wir alle 70 oder 110 Jahre alte Zöpfe abschneiden könnten. Warum ich aber immer noch analog fernsehe, hat einen einfachen Grund: das digitale Angebot ist lausig.

Zwar ist das DVB-T-Angebot zwar vielfältiger als das alte analoge Antennen-TV – da ich aber sowieso Kabelgebühren zahlen muss, ist das für mich ohne besonderen Belang. Über DVB-T bekomme ich nichts, was ich nicht sowieso empfangen könnte. Und das nicht mal in besserer Qualität.

Theoretisch könnte mir DVB-C – das digitale Kabelfernsehen weiter helfen. Größere Bandbreite – mehr Platz für interessante Sender. Zumindest in der Theorie. Aber auch dort herrscht Einöde. Diese Sender könnte ich mit einem DVB-C-Receiver – neben den öffentlich-rechtlichen – ohne weitere Kosten empfangen:

  • RTL (dt.),
  • Vox (dt.),
  • RTL 2 (dt.),
  • Super RTL (dt.),
  • n-tv (dt.),
  • RTL Shop (dt.),
  • Traumpartner TV (dt.)
  • MultiKabel Vision Basis 4 S 37/434 MHz
  • BBC World (engl.)

Die habe ich auch im analogen Kabel. Weiter geht’s:

  • TV Biznes (poln.),
  • F2 (franz.),
  • F3 (franz.),
  • F5 (franz.),
  • Performance (engl.),
  • Pokerzone (engl.),
  • Al Jazeera Children’s Channel (arab.),
  • TD1 (türk.), Kanal Avrupa (türk.),
  • Khabar TV (Kasach.),
  • Al Jazeera (arab.),
  • Canal 24 horas (span.)
  • TV8 (türk.),
  • Samanyolu TV (türk.),
  • Dügün TV (türk.),
  • Türkshow (türk.),
  • KBS (kor.),
  • TV 5 (franz.),
  • EuroNews (dt.)

Lange Rede, kurzer Sinn: DVB-C ist prima, wenn man seinem kasachischem Mieter den Aufbau einer Satelliten-Antenne verbieten will – ansonsten aber für mich fast unbrauchbar.

Sat1-Kronzeugen

Stern.de bringt überraschend offene Bekenntnisse von Ex-Sat1-Stars

Margarethe Schreinemakers:

Und wir haben gezeigt, dass man auch mit politischen Themen Quote machen kann. „Die Rente ist sicher“, hat Norbert Blüm damals gesagt. Er kam dann zu uns ins Studio, das war 1994, und ein Wirtschaftswissenschaftler hat ihm vorgerechnet, dass 2010 in der Rentenkasse ziemlich Ebbe sein wird. Und wir hatten das erste Interview mit Nelson Mandela, als er Präsident geworden war.

Erich Böhme:

Ohne meinen „Talk im Turm“ auf Sat.1 hätte es „Sabine Christiansen“ nie gegeben; erst durch uns ist ARD-Programmdirektor Struve aus seinem Mittagsschläfchen erwacht…

Nico Hofmann:

Wir haben 2001 den „Tunnel“ gemacht mit Heino Ferch, das war mein erster Event-Zweiteiler, und im Jahr darauf „Der Tanz mit dem Teufel“, den Film über die Oetker-Entführung. Damals war eine Aufbruchsstimmung bei Sat.1, die hatten Mut.

Torsten Kleinz:

Ich bin supertoll und Sat1 ist doof.

PS: Nico Hofmann hat einen besonders tollen Weg gefunden, um sich von Kanzler-TV Sat1 zu emanzipieren. Seine neuste Produktion hat den Titel Der Mann aus Oggersheim. Welcher Sender hat wohl den Mut, das zu senden?

Wer kann portugiesisch?

Nur mal so gefragt:

Torsten Kleinz, jornalista especializado em internet e autor do blog Real Life, vê o crescimento do fenômeno como uma necessidade. „As universidades na Alemanha cresceram tanto que se tornaram instituições de massa onde os estudantes pouco se conhecem. Quando querem trocar idéias é necessário que haja outros meios além do campus, e as redes sociais servem para encontrar estes contatos, relacioná-los e organizá-los“, diz o especialista.

Segundo Kleinz, o fenômeno está apenas em seu estágio inicial de desenvolvimento e as pessoas estão começando a aprender a usar as redes sociais na internet. „Antigamente, as pessoas tinham cartões de visita. Hoje, as redes sociais criadas a partir de sites de relacionamento são parte essencial da vida de cada um“, explica.

Vimes – der Anti-Potter

Bei Thomas Knüwer bin ich auf einen Lobgesang auf Harry Potter gestoßen. Der Handelsblatt-Redakteur schlägt die Buchserie sogar als Karriereleitfaden vor. Und überhaupt ist er recht überschwänglich.

So wie mit Harry Potter. Dort sind die Handlungsstränge verwoben, die Sprache selbstironisch, die Wortwahl gewaltig.

Irgendwie scheinen wir nicht die gleichen Potter-Bücher zu kennen. Verwobene Handlungsstränge bei Harry Potter? Wo bitteschön? Dieser Eindruck wird höchstens erzeugt, weil Leser und Hauptfiguren dauernd im Dunkel gehalten werden. Sicher: hier und dort wird ein nebensächliches Detail nachher ganz, ganz wichtig. Aber die Spannung letztlich dadurch aufrecht erhalten, dass der ach so vielbeschäftigte Dumbledore seinem Liebling Harry schlichtweg die nötigen Informationen vorenthält – unter sehr fadenscheinigen Gründen. Und der obligatorische Streit der drei Hauptfiguren ist wohl kaum als verwobener Handlungsstrang tauglich, dazu wirkt der andauernde Wechsel von Snape zwischen Gut und Böse lediglich albern. Und Selbstironie sehe ich dort gar nicht – JKR nutzt Ironie lediglich als Waffe, gegen die dummen Dursleys, gegen die charakterschwachen Deatheater und den weirdos, die Harry Potter in seiner unendlichen Güte durch die Handlung schleppt.

Aprospos: Wenn Knüwer dann noch eine Kritik zitiert, dass „Gut und Böse sind allerdings nicht schicksalhaft festgelegt“ seien, fasse ich mir an den Kopf. Gerade die Szene im letzten Band, in der der böse Stiefbruder Dudley vermeintlich seine Menschlichkeit entdeckt ist so dünn und so uncharakteristisch, dass sie die Dursleys nur um so härter aburteilt. Und wenn sich Harry Potter mal entscheidet böse zu sein, dann steckt ein heimtückischer Zauber oder die große Liebe dahinter.

Wie kommen diese grotesken Fehlurteile zu Stande? Ganz einfach: den Leuten fehlt es an Vergleichsmaßstäben. Aber das kann man ändern. Verwobene Handlungsstränge, Selbstironie und eine wirkliche Vermischung zwischen Gut und Böse findet man zum Beispiel in der Scheibenwelt. Das ist Fantasy, wie sie sein sollte. Terry Pratchett hat eine Welt mit solidem Fundament gebaut, auf die er echte Charaktere gesetzt hat.

Mein Liebling ist Commander Vimes – hierzulande als Hauptmann Mumm bekannt. Er ist der Anti-Potter: grobschlächtig, oft gemein und mit einem unbestechlichen moralischen Kompass. Sicher ist er auch ein Märchenfigur, aber er hat mit echten Problemen zu kämpfen. So ist er unter einer Diktatur groß geworden, wurde zum Säufer, dem letzten Abschaum der Stadt. Aber das Leben hat ihn geschliffen. Man kann richtig mitleiden, wenn der trockene Alkoholiker mit der Versuchung nach einem Glas Bärdrücker-Whiskey kämpft. Es ist nachvollziehbar, wie er mit dem brutalen „Tier“ in sich ringt, wenn er an der Welt zu zerbrechen droht und bemüht ist, so viele Leute wie möglich mitzunehmen. Dazu fasziniert die Konstruktion der Scheibenwelt, die natürlich ein überzeichnetes Bild unserer eigenen Welt ist und uns letztlich nur einen schärferen Blick auf die eigene Welt bietet. Die Legalisierung von Mord und Diebstahl und die Abgabe der Kontrolle an die Gilden ist brilliant.

Als Karriereratgeber taugt Vimes hingegen nicht wirklich. Er sucht sich zwar auch die richtigen Freunde – tritt aber viel lieber den falschen Leuten gegen das Schienbein . Manchmal benutzt er dazu auch sein Schwert. Dass er nicht in der Gosse stirbt, ist ein unwahrscheinlicher Zufall. Dafür bekommt der aufmerksame Leser über die Scheibenwelt mehr Einblick in politische Systeme, als mancher Politik-Student in seinem Grundstudium erfährt.

Also: Wer verwobene Handlungsstränge, Selbstironie und eine solide Fantasiewelt sucht, sollte sich mal auf die gute Literatur stürzen. Ich empfehle als Einstieg Guards! Guards!, gefolgt von Men at Arms, The Fifth Elephant, The Truth, Night Watch und schließlich Thud!.

Ansehlich und vergessen

Selbst die gute Tante FAZ macht Tippfehler. Aber nicht deshalb erscheint mir dieser Satz bemerkenswert:

Das Tragische ist, dass Sat.1 und Pro Sieben in all den Jahren – begünstigt sogar durch die unsicheren Eigentumsverhältnisse – das ansehnlichste und vielfältigste deutsche Privatsenderprogramm produziert haben.

Wenn das Programm so ansehlich war, warum habe ich dann vergessen auf welchem Kanal der Sender bei mir abgespeichert ist? Das ist kein Witz – ich weiß es nicht mehr, da ich den Sender seit Ewigkeiten nicht mehr bewusst eingeschaltet habe. Vielleicht liegt es daran, dass die von der FAZ beschworene Vielfalt in den letzten Jahren aus mindestens acht Stunden Billig-Talkshow und Boulevard täglich bestand? Ich wüsste spontan nicht mal eine interessante US-Serie die dort lief.

Hallo Nordwest-Zeitung

Es ist ja schön, dass ihr jetzt auf der neuen Karikaturen-Seite auch ein kleines Archiv anbietet. Besser wäre es jedoch, wenn ihr die Bildunterschriften auch in das neue Layout integrieren würdet – die stehen nämlich nur auf der alten Seite – ohne Karikatur. Ich finde es etwas unbequem, wenn ich mir die Pointen zusammensuchen muss.

Sprint für Pro7

Stefan Niggemeier macht sich Gedanken über die schlechten Quoten der Tour de France bei Pro7 und Sat1. Ich sage: was nützt es über versendete Milch zu klagen – egal wie viel EPO in der Milch wohl enthalten sein mag. ProSiebenSat.1 braucht keine Kritiker, sondern Visionäre, die den Karren aus dem Dreck radeln.

Ich habe da einige Vorschläge.

Die bewährte Methode: Stefan Raab nimmt an der Tour teil und startet nächstes Jahr sein eigenes Radrennen mit Elton als Wasserträger.

Die Titten-Methode: Radlerinnen oben ohne.

Die Wissens-Methode: Galileo bringt ein Doping-Special und stellt die sympathischen Laboranten vor, die gesundheitsbewusst, korrekt und hygienisch die Tour begleiten.

Cross-Marketing bei der Netzeitung

Ich schätze ja die Rubrik „Altpapier“ im Medien-Teil der Netzeitung. Doch heute stutze ich, als ich auf den Artikel unter der Überschrift Motor FM jagt die großen Radiosender stieß:

Internet- und Analog-Radio – für den Berliner Sender 100.6 Motor FM hat das von Anfang zusammen gehört. Das zukunftsorientierte Denken hat sich bereits ausgezahlt.

Gerade einmal ein Jahr ist der Radiosender Motor FM in Berlin und Brandenburg auf der Frequenz 100,6 zu hören – und schon kennt ihn jedes Kind. Aus der jüngsten Analyse der TNS Emnid über die Marktanteile im Radiosektor geht Motor FM als Senkrechtstarter hervor. In der Zielgruppe der unter 30-Jährigen erzielte der Sender aus dem Stand Marktanteile, die einem Viertel derer der Marktführer Energy, Fritz oder Kiss entsprechen.

Wie kommt so eine Null-News im reißerischen PR-Stil in den redaktionellen Teil der Netzeitung? Nun, ein Blick in das Impressum von Motor FM legt einen bösen Verdacht nahe:

100,6 Motor FM ist ein Gemeinschaftsprojekt des Plattenlabels „Motor“ und der NETZEITUNG.

1. VERANSTALTER und WORTREDAKTION:

NZ Netzeitung Hörfunk GmbH
Albrechtstraße 10
10117 Berlin

Zwar wurde diese GmbH im Zuge des Verkaufs der Netzeitung ausgegliedert, nach wie vor kooperiert die Netzeitung aber mit Motor FM. Das sind keine guten Aussichten für die Zukunft der Netzeitung.

PS: Andere Medien wie Horizont oder der Tagesspiegel schaffen es über die Reichweiten gleich mehrere Sender zu berichten – ohne werbliche Anpreisung. Aber vielleicht hat Motor FM die Begeisterung der redaktionellen Schwester auch nötiger: Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg hat nämlich die Frequenz neu ausgeschrieben.