Theorie und Praxis

Komplexe Sachverhalte in einer Handvoll Wörtern korrekt wiederzugeben ist eine Kunst. Besonders schwierig ist es, immer eine knackige Überschrift zu finden.

Spiegel Online hat den Direktor der zuständigen Landesmedienanstalt interviewt und sich unter anderem nach der doch sehr theoretischen Möglichkeit eines Lizenzverlusts von Sat1 erkundigt.

Helmes: Theoretisch kann Sat.1 seine Sendelizenz verlieren. Aber davor gibt es noch andere Stufen, wir könnten zum Beispiel strenge Auflagen erheben. Das wäre der erste Schritt.

SPIEGEL ONLINE: Könnte sich Sat.1 retten, indem es einfach die Kurznachrichten des Partnersenders N24 übernimmt?

Helmes: Wenn das vernünftig eingebaut wird, dann habe ich nichts dagegen.

Ich lese da heraus, dass es keine realistische Gefahr für die Sendelizenz von Sat1 gibt. Denn zum einen gibt es andere Sanktionen, zum anderen gibt es eine billige Lösung, jede Sanktion zu vermeiden. Doch man kann das Ganze natürlich auch ganz anders interpretieren:.

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Herzstillstand-PR

Eine beliebte PR-Methode: man preist nicht einfach sein Produkt an, sondern gibt „Verbrauchertipps“, die sich rund um die Kompetenz des eigenen Unternehmens drehen. So kommt man ins Gespräch und die poteziellen Kunden haben eine positive Erinnerung mehr.

Nicht so ganz geschickt ist es, wenn sich diese Verbrauchertipps allzu sehr nur um ein Produkt drehen und überhaupt nicht sehr praktisch sind. Wenn die Liste dann noch mit dem Satz

Wer die Tipps beachtet, erspart sich den Herzstillstand, wenn die erste Telefonrechnung nach dem Urlaub ins Haus flattert

aufhört, werden nicht mal Praktikanten diese Meldung in einen redaktionellen Teil heben. Hoffentlich.

Der Content kommt aus der Luft

Die FAZ berichtet, dass die neuen Eigentümer der Netzeitung in Zukunft ohne Redakteure auskommen wollen.

Vorgestellt wurden die entscheidenden Maßnahmen denn auch nicht von Matthias Ehlert und Michael Angele, den amtierenden Chefredakteuren der „Netzeitung“, sondern eben vom neuen Management. Von Robert Graubner wird kolportiert, dass für ihn Online-Journalisten nicht mehr und nicht weniger seien als „Content-Manager“, „News-Aggregatoren“, „Google-Optimiser“ und „Channel-Manager“.

Und eines Tages kommt vielleicht ein Content-Manager daher und entdeckt überrascht, dass er schreiben kann. Verschwendetes Talent?

PS: Der Plan zur Rettung der Redaktion liegt auf der Hand: Sponsoring. Könnte sich zum Beispiel die INSM nicht einen Redakteur in Berlin leisten? Das lesenswerte Altpapier könnte quasi als Wiedergutmachung von Pro7Sat1 finanziert werden (mit Gastautorin Sonya Kraus) und das Internet-Ressort von Microsoft oder Yahoo.