Verkürzte Überschriften

Wenn man politiche Aussagen in knackige Überschriften pressen will, kommt es zu gewissen Verkürzungen. Schönes Beispiel bei der Süddeutschen heute: Ein Schäuble-Interview trug zunächst den etwas missverständlichen Titel: „Wir machen den Hasspredigern Konkurrenz“. In der Langfassung liest sich das natürlich weniger doppeldeutig:

sueddeutsche.de: Was wird aus den Hasspredigern in den Moscheen?

Schäuble: Wir gehen gegen Hassprediger mit allen Mitteln vor. Mit islamischem Religionsunterricht machen wir ihnen sozusagen Konkurrenz. Denn, wenn wir die Kinder zum Religionsunterricht an staatlichen Schulen schicken, führt das zu einer Veränderung der Religionsausübung in den Moscheen. Wir haben jetzt schon erreicht, dass die Imame, die uns die Türkei schickt, vorher ausgebildet werden und einen Sprachkurs gemacht haben.

den Unterschied sah wohl auch die Online-Redaktion und berichtigte die Überschrift. Sie lautet nun: „Selbst im Vatikan schauen sie auf uns“

Der wahre Motor des Internets

Der Bundesverband Musikindustrie hat mal wieder eine steile These:

Die deutsche Musikindustrie fordert mehr Kooperation der Internetprovider beim Schutz geistigen Eigentums in der digitalen Welt. „Deutschland ist ebenso ein Land der Kultur wie der Hochtechnologie. Beides darf nicht im Widerspruch zueinander stehen“, sagte Prof. Dieter Gorny, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Musikindustrie am Donnerstag in Berlin. Breitbandinhalte wie Musik oder Film seien der Motor für die Verbreitung schneller Internetanschlüsse. Während die Internetprovider von der Musik- und Filmindustrie profitierten, entzögen sie sich beim Kampf gegen die Internetpiraterie aber der Verantwortung.

Wer wirklich glaubt, dass Angebote wie Musicload auch nur für nur ein Prozent der bestellten Breitbandanschlüsse in Deutschland ausschlaggebend waren, sollte sich meiner Meinung nach dringend einem reality check unterziehen. T-DSL hat in Deutschland nur wegen Napster und dem nicht-zeitbasierten Tarifs so gut eingeschlagen. Die ersten legalen und massentauglichen Musik-Downloads kamen in Deutschland erst Jahre später auf – als Breitband-Internet schon lange ein Massenmarkt war.

Dass die Angebote der Musikindustrie nun wirklich nichts mit der Bestellung einer 30MBit-Flatrate zu tun haben, hat ja auch Gorny erkannt – und nimmt mal eben die Filmindustrie mit ins Boot. Doch deren Online-Angebot ist ja bis heute so deprimierend, dass wir uns bis heute lieber runde silberne Datenträger per Post zuschicken lassen.

False positives im Web.de Spamfilter

In letzter Zeit stelle ich fest, dass der Spamfilter von Web.de vermehrt false positives erzeugt – also legitime Mails als Spam verwirft. Liegt es eventuell daran, dass ich einige unbestellte und unerwünschte Presse-Newsletter als Spam gekennzeichnet habe und der spamfilter deutschsprachigen Mails keinen Bonus mehr gibt?

Porno-Ausreden – in eigener Sache

Einige Leute haben es schon bemerkt, dass ich bei der nächsten re:publica halten werde. Das Thema lautet: Porno 2.0. Ein solches Thema verlangt nach einigen Disclaimern, auch bekannt als Ausreden.

Re-Publica

  1. Die Standard-Ausrede: Ich guck doch keine Pornos. Naja – ab und zu schon – aber nur weil die so witzig sind! „Warum liegt denn hier Stroh rum?“ Ich könnte mich stundenlang scheckig lachen.
  2. Die Netzkultur-Ausrede: Das älteste Gewerbe der Welt ist bekanntermaßen die Prostitution. Und so ist auch die Pornografie die killer-application der Internets gewesen, Quell technischer Neuerung und eben auch eines guten (oder schlechten?) Teils der Netzkultur.
  3. Die Die-lieben-Kollegen-Ausrede: Es gibt bereits eine wahre Artikelschwemme zum Thema. Youporn und Co sind Medienstars – spätestens seit der Sperre bei Arcor. Doch kaum einer der geschätzten Kollegen guckt sich die Portale tatsächlich an – und wenn sie es tun, fehlt offenbar die professionelle Distanz. Einen ehrlichen Review, was auf diesen neuen Porno-Portalen wirklich los ist, habe ich bisher noch nicht gelesen.
  4. Die Das-Publikum-will-es-Ausrede: Vor anderthalb Jahren habe ich einen kleinen Eintrag zu Youporn verfasst – bis heute ist er der am meisten aufgerufene Artikel dieses Blogs.
  5. Die Aufklärungs-Ausrede: Wenn wir Pornos verschweigen, schadet das der Internet-Sicherheit.
  6. Die Ist-doch-wahr-Ausrede: Internet-User sind doch alle nur biertrinkende Porno-Gucker!

Hass lernen

Manche Dinge versöhnen einen sogar mit Johannes B. Kerner und dem Dschungelcamp. Das da zum Beispiel:

Auf den ersten Blick wirkt alles wie in einer gewöhnlichen Kindersendung. Eine fröhliche Moderatorin, vielleicht zwölf Jahre alt, die in einem bunten Studio vor himmelblauem Hintergrund sitzt. Und ein fröhlicher Komoderator, der sich ein rosa Hasenkostüm aus Plüsch übergezogen hat, so dass er wie ein lebensgroßer Bugs Bunny aussieht. Gemeinsam gestalten sie die Kindersendung „Pioniere von morgen“ und beantworten Fragen von Kindern.

[…]

Dieser Satz scheint sein Markenzeichen zu sein, Assud ist der neue Star der Sendung „Pioniere von morgen“; schon bei seinem ersten Auftritt hat er angekündigt, „alle Juden aufzufressen“. Der neue Plüsch-Hassprediger war nötig geworden, weil die Sendung solche Figuren verschleißt. Vor Assud gab es die Biene Nahoul und eine Maus namens Farfour. Beide sind inzwischen gestorben – natürlich den Märtyrertod, der grausam inszeniert wurde

Re: 09001000431

Grade ging ein Spam-Anruf ein. Eine maschinelle Dame säuselte mir reichlich abgehackt ins Ohr, dass ich garantiert einen tollen Preis gewonnen habe – im Wert bis zu 3000 Euro! Und das alles sogar notariell bestätigt!! Ich müsse nur die 09 – 001 – 000 – 431 (oder: 0900-1000431) anrufen. Dann noch ein bisschen Zeitdruck aufgebaut – und den Kostenhinweis hinter einer langen Sprechpause versteckt.

Als mündiger Verbraucher habe ich mir ein paar Stichworte notiert und die richtige Beschwerdeadresse von der Seite der Bundesnetzagentur geangelt. Man findet sie auch direkt in dieser Pressemitteilung (PDF). In einem kurzen Anruf erfuhr ich, was die Aufsichtsbehörde so wissen muss:

  • Die Spam-Rufnummer in den Betreff
  • Datum und Zeit des Anrufs
  • Angabe, wie oft die Rufnummer angesagt wurde
  • Angabe, wann und wie oft die Kosten angesagt wurden

Alles in eine Mail eintüten und per Email an die Bundesnetzagentur. Mal sehen, was draus wird.

Ach ja: viel schöner und genauer wird das hier erläutert. Dort verlinkt ist auch das offizielle Beschwerdeformular (PDF).

Warte, warte nur ein Weilchen

Burkhard Strassmann zweifelt bei Zeit Online an der Notwendigkeit der IT-Sicherheit und sieht besonders beim Datenschutz ein Vermittlungsproblem.

Dass die Sicherheitsbranche wenigstens einen Mann präsentieren kann, der ihre Existenzberechtigung belegt, ist einiges wert. Ansonsten geraten die meisten befragten Aussteller ins Stocken oder ins Geschwafel, wenn man sie konkret nach „dem Bösen“ fragt, das bekämpft werden muss. Das gilt besonders für Datenschützer. Regelmäßig fällt ihnen auf die Frage nach einem Beispiel für Datenmissbrauch nur eine Antwort ein: Es gebe doch das Datenschutzgesetz. Und deshalb den Datenschutz!

Nun – die behördlichen Datenschützer mögen noch nicht ganz im Zeitalter von sozialen Netzwerken angekommen zu sein und sicher sind viele Produkte eher kreativ als nützlich – dennoch sollte man Realist bleiben. Glaubt man den Zahlen in der Wikipedia hat es über 10 Jahre gedauert, bis Spammer die Vorteile des Mailversands erkannten und nutzten. StudiVZ gibt es gut zwei Jahre und schon hat die Bild den Nutzen entdeckt.