Der Interview-Skandal und die Konsequenzen

Das Online-Medien-Magazin DWDL hat eine sensationelle Exklusiv-Meldung: In zwei ganz unterschiedlichen Medien erschien doch tatsächlich das gleiche Interview mit Joaquin Phoenix. Dieses schockierende Rechercheergebnis bleibt nicht ohne Konsequenzen:

Bei zwei fast identischen Interviews in der aktuellen „OK!“ aus der Verlagsgruppe Klambt sowie dem monatlichen Kulturmagazin „U_mag“ aus dem Hamburger Bunkverlag war die Frage unumgänglich: Wie konnte es dazu kommen? […] Und es klärt sich, wie es zu der Panne kam: Offenbar hatte niemand bei der „OK!“ die Nachfrage gestellt, ob das Interview exklusiv zu bekommen sei. Zwar bewirbt die „OK!“ das Interview nicht als exklusiv“

Hmm. Ein nicht als exklusiv gekennzeichnetes Interview war nicht exklusiv. Der Autor wurde ordnungsgemäß bezahlt, der Leser wurde nicht getäuscht. Also doch kein Skandal? Doch, meint DWD. Denn:

doch den Anspruch des neuen Wochentitels („Das Exklusivmagazin der Stars“) mit versprochenen Exklusivstorys dank des weltweiten „OK!“-Netzwerks wird es nicht gerecht.

Hmm – der hirnlose Werbeclaim eines Promi-Magazins zum Kampfpreis von einem Euro ist nicht hundertprozentig befolgt worden? Ruft den Presserat. Besser noch: die Dorfältesten!

Vor einer Selbstblamage kann sich DWDL nur retten, da die OK-Redaktion ein Einsehen hatte und die erschütternde DWDL-Recherche mit den angemessenen Konsequenzen belohnt. Keine personellen Konsequenzen freilich, sondern:

So bleibt die nicht sehr vorteilhafte Interview-Panne beim neuen Wochentitel des Klambt Verlag hängen. „OK!“-Chefredakteur Klaus Dahm zieht die notwendigen Konsequenzen aus der Situation: „Wir werden uns künftig schriftlich bestätigen lassen, dass ein Interview im ‚Exklusivmagazin der Stars‘ auch exklusiv ist“, sagt Dahm am Freitag gegenüber DWDL.de

Oder sie werden den hirnlosen Claim unter den Tisch fallen lassen und darauf vertrauen, dass Star-Interviews sowieso inhaltsleeres Gewäsch sind, das durchaus 15 Mal durch die internationale Yellow Press gewalzt werden kann.

BTW: Für Medienseiten-Leser: Die DWDL-Berichterstattung zum Thema ist eigentlich eine Parodie darauf, dass die Erstausgabe von Ringiers Prestige-Titel Cicero ein Castro-Portrait enthielt, das mehr als ein Jahr alt war. Aber wer liest schon Medienseiten und merkt sich sowas über vier Jahre?