Das Scheitern des Urheberrechts

Urheberrechtsvertreter feiern die Abstimmung im Europaparlament gestern als wichtigen Erfolg. Ich als Urheber sehe sie als Desaster. Denn leider hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass es nicht wirklich drauf ankommt, wie man das Urhebrrecht reformiert — es muss schließlich irgendetwas gemacht werden. Doch was da beschlossen wurde, ist ein Maßnahmenbündel, das aus einem Haufen falscher Annahmen und Überzeugungen beruht.

Wie das Scheitern von De-Mail ist auch die EU-Urheberrechtsreform mehr als nur ein gescheitertes Projekt. De-Mail hat das E-Government in Deutschland um Jahre zurückgeworfen, bei Artikel 13 und dem Rest gehe ich eher von einem Jahrzehnt aus.

Nicht nur, dass die meisten Urheber erst in zirka fünf Jahren feststellen müssen, dass das versprochene Geld ausbleibt. Es müssen auch mit viel Aufwand teure Strukturen geschaffen werden, die bald wieder obsolet sind. Nicht jede Verwertungsgesellschaft wird das überleben.

Unterdessen geht der Kahlschlag in den Medien weiter. Waren zu Beginn meines Berufslebens bei jedem Ortstermin mindestens drei andere Kollegen dabei, bin ich heute oft alleine. Stattdessen sitzt am Pressetisch das Content-Team eines PR-Dienstleisters.

Dabei muss Silicon Valley eigentlich nichts weiter tun, um das Projekt gegen die Wand fahren zu lassen. Facebook hat die Verlagerung auf Messenger bereits vor Jahren eingeleitet. Google hat Google+ zugemacht. Und Amazon hat eh eine Garantie bekommen, nichts zahlen zu müssen. Apple hat ein Lizenzmodell für Apple News+ aufgesetzt und beansprucht mal eben 50 Prozent des Umsatzes.

Das ist nur der Ist-Zustand – zwei Jahre bevor die Reform tatsächlich in Landesgesetzen umgesetzt sein muss. Sollte „GAFA“ hingegen aktiv gegen die Reform arbeiten, wird es sehr schmerzhaft. Die Mittel wurden ihnen gelassen. Facebook hat ja schon letztes Jahr die Verbreitung von Nachrichten eingeschränkt. Folge: Entlassungswellen bei Medien in den USA. Kleine und mittlere Anbieter haben längst das Mittel der Geosperre entdeckt. Wir müssen uns nicht mit Europa rumärgern, wenn wir nicht wollen. China ist sowieso ein viel wichtigerer Markt.

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