Die Süddeutsche Zeitung hat einen kritischen Artikel zu Joost veröffentlicht, in dem der Autor Burkhard Reitz das schwierige Marktumfeld des Internet-TV portraitiert. Viele Kollegen haben diesen Punkt in ihrer Berichterstattung über den Joost-Hype vergessen. Leider geht Reitz meiner Meinung nach etwas weit in seinen Schlussfolgerungen.
Aber: Kein gut geführter Sender würde die Vermarktung seiner Inhalte langfristig mit einem Plattformbetreiber teilen oder komplett abtreten.
Hier rächt sich, dass der Artikel nicht ein einziges Mal den Unterschied zwischen Joost und den anderen zahlreichen Internet-Fernseh-Angeboten erwähnt: Joost ist eine Peer-to-Peer-Technologie. Sprich: das Verbreiten der Inhalte soll über Joost sehr viel billiger werden als bei den anderen Plattformen. Und auf einen solchen Deal würden sich wohl viele Inhalteanbieter einlassen – besonders wenn die heute bereits unüberschaubare Vielzahl von Video-Angeboten im Netz die Investitionen in eigene Produkte immer schwerer werden lässt. Skype war auch nur eines von vielen, vielen Internet-Telefonie-Angeboten – und auch hier haben die vielen Provider und Telefongesellschaften lieber ihre eigenen Plattformen aufgebaut.
Der Haken dabei: Joost hat das Kunststück noch nicht geschafft, den besagten billigen Vertriebskanal zu schaffen. Ob Internet-TV auf P2P-Basis überhaupt technisch funktioniert, muss sich erst noch zeigen. Im derzeitigen Zustand ist Joost schlichtweg noch nicht reif genug, die Betreiber müssen einen Weg finden die geringen Upload-Bandbreiten der Massenkundschaft auszugleichen und dennoch ein ansprechendes Fernseh-Erlebnis zu schaffen. Content-Partnerschaften sind sicher auch wichtig, aber erst der zweite Schritt.