Widde-widde

Früher war es einfach: selbst wenn man die Lokalzeitung bis auf die letzte Zeile lesen wollte, konnte man noch ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein – mit Beruf, Familie, Stammtisch und auslaufsbedürftigen Hunden.

Kaum hat man einen Internet-Anschluss, geht das nicht mehr. Alle zwei Minuten neue Nachrichten – und das gilt nur nur für sehr eng gefasste Zielgruppen wie portugiesische Apple-Fans. Die einzige Lösung: man muss, filter, filtern, filtern.

Was kommt also durch den Wahrnehmungsfilter? Wohin klicken wir? Interessante Neuigkeiten? Ein breites Spektrum der Nachrichten zu den Themen, die uns wirklich interessieren? Nein: wir suchen uns die Neuigkeiten aus, die uns in den Kram passen. Die unserer Meinung entsprechen. Ab und zu auch Nachrichten, die uns aufregen – aber nicht zu viel davon.

Mich erinnert das immer an einen Vers des Pippi-Langstrumpf-Lieds:

Ich mache mir die Welt,
Widde-widde wie sie mir gefällt.

Ein Beispiel dafür ist das Zentralorgan der Islamhasser: Pi-News. Dort hält man zwar (nicht wirklich) merkwürdige Beulen im Phaeton von Joerg Haider für berichtenswert – sucht man jedoch nach den wirklichen Ursachen des tödlichen Unfalls, die nicht mal von Haiders eigener Partei und Familie angezweifelt werden, bekommt man dieses Ergebnis:

Es ist nicht so, dass den Machern des Blogs die Trunkenheit ihres Idols entgangen wäre – Google fördert zahlreiche Blogkommentare hervor, die genau das thematisieren. Merkwürdigerweise keiner davon bei den Artikeln über Haider.

Widde-widde.

Cugetinued

Huch – so ein Zufall: Nicht nur ich bekomme zweifelhafte Post von noch zweifelhafteren Verbraucherschützern. Auch Michael Niedermayr hat Post bekommen. Und wie bei mir findet sich bei ihm keine Leistung, die zu bewerten wäre. Zufall? Ich glaube nicht.

Unverlangte Mails von Cuge sollte man übrigens nicht Spam nennen. Denn sonst könnte einem dies passieren. Bei dem gestern verlinkten Blogeintrag droht jemand mit rechtlichen Schritten. Und bietet – wohl im Namen von Cuge – diese Erklärung an:

Sofern Sie kritisieren, dass Ihr Blog bewertet wurde, ist zu sagen, dass es durchaus vorkommen kann, dass eine Site bewertet wird, ohne dass sie bewertbare Leistungen anbietet. **** kann diese Frage bei mehr als einer Million Websites schwerlich manuell prüfen. Für diese Fälle ist der Status “Nicht bewertbar” vorgesehen, der derartige Falschbewertungen verhindert und etwa vorhandene Bewertungen löscht. Dieser Status wurde inzwischen auch für Ihre Website gesetzt.
Wir geben Ihnen angesichts der Dringlichkeit bis heute (18.10.2008) 18:00 Uhr Zeit, diese rufschädigende und unzutreffende Veröffentlichung zu entfernen. Sollte dies nicht bis zu dem genannten Zeitpunkt geschehen, werden wir noch noch am Wochenende gerichtlich im Wege der einstweiligen Verfügung eine Unterlassung erwirken und bei der für Ihren Wohnsitz zuständigen Staatsanwalschaft Strafantrag gegen Sie stellen. Ausserdem werden wir Ihren Provider Globedom GmbH um
Sperrung Ihrer Seite wegen strafbarer Inhalte ersuchen.
Die Geltendmachung von Schadenersatz behalten wir uns vor.

Wie die Betreiber von Cuge ihr Angebot an den Mann bringen wollen kann man hier lesen:

„cugerank“ aussagekräftiger als Google‘s „Pagerank“

Bislang war im Internet der sogenannte „Pagerank“, ein von dem Web-Giganten Google erfundener Indikator, praktisch der einzige öffentlich verfügbare Hinweis auf die Bedeutung einer Website. Der Pagerank ist jedoch ein Faktor, der lediglich die Popularität einer Website ausdrückt. Diese Popularität berechnet Google aus der Anzahl der Links, die von anderen Internetseiten zu der betreffenden Website führen. Besaß der Pagerank per se schon relativ wenig Aussagekraft hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Seriosität einer Website, hat sich inzwischen längst ein neuer Markt gebildet, der sich mit der gezielten Erhöhung jenes Pageranks befasst. Es werden Links getauscht, gekauft, getürkt und vieles mehr, um den Pagerank einer Seite künstlich zu verbessern.

[…]

Mit der steigenden Anzahl an Verbraucher-Nachfragen stieg naturgemäss auch das Interesse von Website-Betreibern, auf cuge.org positiv dargestellt zu sein. Die Folge: So mancher Internet-Unternehmer versuchte, sich mit unlauteren Methoden in ein besseres Licht zu rücken. „Manipulationsversuchen treten wir äusserst entschlossen entgegen“, verrät Matteo Severino. Die Aussagekraft des cugerank, so Severino, hinge signifikant von der Wahrhaftigkeit der einzelnen Bewertungen ab. „Wir schliessen Benutzer sofort aus, die gegen das Selbstbewertungsverbot verstossen. Gleiches gilt für die wiederholte Abgabe unwahrer Bewertungen.“

Robert Basic kann von der Seite übrigens nichts mehr hören.