Die Wahlanalysten drehen wieder das Rad. Piraten sind Protestpartei. Nein. Doch!. Inhalte! Erwartungen. Konzepte? Bla.
Meine Ferndiagnose: Ich glaube nicht, dass die Piraten wirklich mit ihren Inhalten überzeugt haben. Denn da sehe ich einfach zu wenig. Nach Jahren haben die Piraten selbst in ihrem Kernbereich wie Urheberrecht und Privatsphäre keine eigenen Konzepte oder Leitlinien, die sie nun in der Parlamentsarbeit ausarbeiten und vielleicht sogar zum kleinen Teil durchsetzen könnten.
Ich glaube, es ist mehr eine Geisteshaltung, die die Piraten ins Abgeordnetenhaus brachten. Für manche mag es der kostenlose Nahverkehr gewesen sein. Für andere ist es wohl eher die Suche nach jemandem, der Nackscanner in Frage stellt. Der Strukturen aufbricht, statt nur die beste Position für sich im Establishment zu suchen. Der Wissenschaft nicht betreibt, um den Doktortitel zu führen, sondern um mehr zu wissen. Jemand, der grade nicht verzweifelt einen Koalitionspartner sucht, der nicht von einer Selbstblockade in die nächste stolpert. Und jemanden, der nicht gegen Minderheiten hetzt, wenn er die Zustimmung einer benebelten Wählerschaft braucht.
Wie es weitergeht? Natürlich wird es Flügelkämpfe geben, Startschwierigkeiten, das politische System wird manchen Piraten wieder ausspucken. Dennoch: Es stehen interessante Zeiten an.