Die Reaktion auf das Attentat auf die demokratische US-Abgeordnete Gabrielle Giffords warvorhersehbar: das aufgestachelte politische Klima hat den Täter zu seiner Tat getrieben. Und wer hat das Klima so aufgestachelt?
Die hasserfüllte politische Rhetorik der rechten Tea Party und insbesondere Alaskas ehemalige Gouverneurin Sarah Palin seien schuld an einer Atmosphäre, in der verwirrte Menschen wie der verhaftete Schütze Jared L. Loughner zu den Waffen greifen.
Bernd Pickert nennt das in der taz einen „billigen Reflex“, obwohl es Sarah Palin sehr einfach gemacht hat diesen Reflex auszulösen:
Ja, Sarah Palin hat auf ihrer Facebook-Seite eine Grafik veröffentlicht, in der von bestimmten Demokraten gehaltene Wahlkreise mit einem Fadenkreuz zu sehen sind, so auch der von Gabrielle Griffords. Ja, sie hat die republikanischen Abgeordneten in der Debatte um Obamas Gesundheitsreform aufgefordert: „Nicht zurückweichen, nachladen!“
Ein PR-Albtraum erster Güte. Nicht nur ein erschossener Bundesrichter, eine Astronautengattin, ein 9-jähriges Mädchen, das obendrein am 9. 11. September 20102001 geboten worden war. Wer will schon mit diesen Opfern in Verbindung gebracht werden?
Die spannende Frage war also: welchen Spin versucht die maßlose Populistin um die populistischen Angriffe gegen sich selbst abzuwehren? Die New York Times gibt Einblick:
As the nation reacted to the shooting of Representative Gabrielle Giffords and 19 others outside a Tucson supermarket this weekend, former Gov. Sarah Palin of Alaska and Glenn Beck, the conservative radio host, took to e-mail on Sunday to have a conversation of their own.
“I hate violence,” Ms. Palin wrote, according to Mr. Beck, who read what he said were excerpts of their e-mail exchange on his radio show on Monday. “I hate war.”
Die Frau, die das Hobby Großwildjagd aus dem Hubschrauber als Imagekampagne benutzt hat, die immer wieder Krieg gegen dieses Problem oder die Todesstrafe gegen jenen Menschen fordert, ist in Wahrheit ein friedliebender Engel, der halt nicht in Frieden leben kann, weil es dem bösen Nachbarn (also: Russland?) nicht gefällt.
Aber auch Glenn Beck, der in seiner Sendung eine moderne Version der jüdischen Weltverschwörung erstehen lässt, der mit Hitler- und Stalin-Vergleichen um sich wirft, sucht Absolution in dem E-Mail-Wechsel unter Gleichgesinnten:
„new tone“ die Empörung über die Gewaltrhetorik übertriebenes Gutmenschentum sei, dass es ganz normal sei, den politischen Gegner nicht nur zu rhetorischen Zielscheiben zu machen.Lange Rede, kurzer Sinn: die aufgeheizte Debatte, die jedes Maß verloren hat, mag oder mag nicht zu den Morden beigetragen haben. Zu einer Selbstreflexion oder gar Umkehr scheint das tragische Ereignis nicht geführt zu haben.
P.S.: Jon Stewart bringt es Mal wieder auf den Punkt:
It would be really nice if the ramblings of crazy people did’nt in any way resemble how we actually talk to each other on TV.