Falsches Bing

In meinen Zugriffs-Statistiken tauchen neuerdings auch Referrer von Microsofts neu aufgelegter Suchmaschine Bing auf. Der vermeintliche Google-Killer scheint ja richtig populär zu werden, könnte man denken. Aber von wegen. Ein kleiner Ausschnitt aus meiner Logdatei von heute:

/2007/08/29/offentlicher-druck-funktioniert/
Http Code: 200 Date: Jun 29 10:41:55 Http Version: HTTP/1.1 Size in Bytes: 26124
Referer: http://search.live.com/results.aspx?q=youtube
Agent: Mozilla/4.0 (compatible; MSIE 6.0; Windows NT 5.1; SV1; .NET CLR 1.1.4325; .NET CLR 2.0.50727; .NET CLR 3.0.30729; .NET CLR 3.5.30707; MS-RTC LM 8)

Auf den ersten Blick sieht es so aus, als habe jemand bei Microsoft Live nach „YouTube“ gesucht und sei auf mein Blog gestoßen. Doch von wegen: unter dem angegebenen Referrer ist mein Blog nicht zu finden und die IP-Adresse gehört zu MSN. In Wahrheit ist der Surfer mit dem komischen Browser ein MSN-Bot, der in meinen Statistiken falsche Referrer hinterlässt.

Besonders auffällig: der korrekt gekennzeichnete MSNBot war ein paar Sekunden vorher da:


/robots.txt
Http Code: 200 Date: Jun 29 10:41:08 Http Version: HTTP/1.1 Size in Bytes: 165
Referer: -
Agent: msnbot/1.1 (+http://search.msn.com/msnbot.htm)

/2007/08/29/offentlicher-druck-funktioniert/
Http Code: 200 Date: Jun 29 10:41:08 Http Version: HTTP/1.1 Size in Bytes: 26098
Referer: -
Agent: msnbot/1.1 (+http://search.msn.com/msnbot.htm)

Und das nicht nur bei mir. Was ist da los? Betreibt Microsoft Referrer-Spam oder sind ein paar Bots falsch programmiert?

PS: Wie in den Kommentaren angemerkt, soll es sich bei dem getarnten Bot um eine Maßnahme zur Qualitätssicherung handeln. In die offizielle Dokumentation von Bing hat es diese Information offenbar nicht geschafft.

Wie man Informationen in der Wikipedia unterdrückt

Die New York Times berichtet über einen interessanten Präzedenzfall: Als der Reporter David Rohde von den Taliban entführt wurde, bemühten sich Kollegen und Arbeitgeber, die online erhältlichen Informationen so zu manipulieren, dass er einerseits als möglichst islam-freundlich und andererseits als relativ unwichtig erscheinen sollte.

Damit die Entführung nicht an die große Öffentlichkeit dringt, wurde Wikipedia-Gründer Jimmy Wales eingeschaltet: Er sollte vermeiden dass die Entführung in der Online-Enzyklopädie auftaucht und einen von Rohdes Kollegen decken, der den Wikipedia-Artikel über Rohde unter Pseudonym editierte.

“We were really helped by the fact that it hadn’t appeared in a place we would regard as a reliable source,” he said. “I would have had a really hard time with it if it had.”

The Wikipedia page history shows that the next day, Nov. 13, someone without a user name edited the entry on Mr. Rohde for the first time to include the kidnapping. Mr. Moss deleted the addition, and the same unidentified user promptly restored it, adding a note protesting the removal. The unnamed editor cited an Afghan news agency report. In the first few days, at least two small news agencies and a handful of blogs reported the kidnapping.

Dies ist ein interessanter Präzedenzfall. Hätte es schlichtweg keine verlässlichen Quellen für die Entführung gegeben, hätte die New York Times die Mitarbeit von Jimmy Wales nicht gebraucht. Dass Verweise auf Nachrichtenagenturen unterdrückt werden, wirft die Frage auf, wie hoch der – menschliche – Preis ist, um Wikipedia zu manipulieren.

PS: Die Behauptung, dass es keine verlässliche Quellen für die Entführung gab, ist übrigens falsch. Gleich zu Beginn wurde ein Artikel der Pajhwok Afghan News verlinkt. Und diese Quelle wird in der Wikipedia ansonsten ohne Probleme akzeptiert.

PS2: Auf meine Nachfrage hat Jimmy Wales das Zitat nochmal erläutert:

I would not consider a single report of an incident of that nature, not confirmed anywhere else, to be a reliable source.

Natürlich beißt sich die Katze in den Schwanz – exceptional claims require exceptional sources. Wenn diese exceptional sources aber nicht berichten, dann ist auch die Erwähnung Wikipedia hinfällig. Schwierigkeiten hätte Wales also nur gehabt, wenn beispielsweise CNN das Embargo gebrochen hätte – aber der Damm wäre damit überall gebrochen gewesen.