Netzparanoia

Wenn man zu lange im Internet unterwegs ist, wird man mit der Zeit paranoid. Da geht kein Weg dran vorbei. Wo immer man einen Kommentar oder einen Link sieht, fragt man sich unwillkürlich: Da hat doch jemand dran gedreht? Wer hat dafür bezahlt, dass der Rasierapparat / der Film / das perpetuum mobile so über den grünen Klee gelobt wird?

Eine Möglichkeit: patentwürdige Anreizsysteme. Eine andere Möglichkeit: Transparenz. So bietet zum Beispiel die International Movie Data Base eine ausführliche Aufschlüsselung der Bewertungen:

Hier haben wir also einen Film, den 753 Leute sehr, sehr schlecht fanden (also schlechter als diesen), für 33 Leute war der Film aber das beste überhaupt – kein Film könnte eine bessere Wertung kassieren. Das ist eine auffällige Abweichung vom sonstigen Bewertungsmuster. Wie kommt das? Und dann fragt man sich wie viele Leute wohl an der Produktion beteiligt waren und IMDB-Accounts haben.

Und das ist die Paranoia. Denn hinter solchen Extremwertungen stecken nicht etwa Schauspieler, Drehbuchautoren und Produktionsassistenten – es sind die Kinder von Tim Robbins und Jon Stewart.

Wir haben es kommen sehen

War es wirklich so eine Überraschung, dass der Immobilienmarkt in den USA zusammengebrochen ist? Mal ehrlich: man musste nicht den Wirtschaftsteil einer Zeitung lesen, um zu merken, dass da etwas nicht stimmt. Sitcoms reichen aus:

2004Friends Episode 229: Monica und Chandler kaufen ein luxuriöses Haus. Wenige Folgen zuvor waren die beiden noch pleite und mussten Joey anpumpen, um die Miete für eine Sozialwohnung zu bezahlen.

2005 King Of Queens, Episode 171: Doug and Carry – er: Paketlieferant , sie: ungelernte Rechtsanwaltsgehilfin – versuchen in das Immobilengeschäft einzusteigen und kaufen ein heruntergekommenes Haus, um es mit viel Gewinn abzustoßen.

2007How I Met Your Mother, Episode 51: Marhall und Lily kaufen ein Apartement. Sie ist Kindergärtnerin mit einem riesigen Haufen Kreditkartenschulden, er ein Anwalt mit unbezahlten Studentendarlehen und ein paar Monaten Joberfahrung. Sie kaufen die Wohnung nach einmaliger Besichtigung.

Lehre: Wir sollten alle viel mehr Sitcoms gucken. Und aufpassen!

Wenn die Anwälte erst Mal im Spiel sind

Aprospos PR-Interviews: die Teleschau hat Herrn Albers zu seinem neuen Atze-Schröder-Film befragt. Dabei kommt auch sein Rechtsstreit mit der Wikipedia zur Sprache:

teleschau: Wie kam es zum erbitterten Streit um Ihren Eintrag in der Online-Enzyklopädie ‚Wikipedia‘?

Schröder: Das war eine Geschichte, die sich schnell hochgeschaukelt hat. Da stand von meiner Seite aus kein Plan dahinter. Plötzlich stand bei ‚Wikipedia‘ im Vordergrund, wie mein bürgerlicher Name lautet und wie mein privates Umfeld aussieht. Ich habe auch nichts gegen ‚Wikipedia‘, bin wahrscheinlich sogar einer der eifrigsten Nutzer, doch hätten die mich ja vorher auch mal fragen können. Dann wäre es gar kein Problem gewesen. Dann hat sich die ganze Sache verselbstständigt, und wenn erst einmal die Anwälte im Spiel sind, dann übernehmen die das Ruder. Ich bin aber mit der jetzigen Lösung einverstanden.

Diese Version passt zwar nicht so ganz zu den Fakten – aber verzichten wir mal auf Nachfragen.

Übrigens: Schröder beherzigt die Branchenregeln und lästert nicht über den Film, sondern nur über die letzten drei Staffeln seiner Fernsehserie. RTL wird nicht mehr gebraucht, das Kinopublikum schon.

PS: Ich rechne es ihm hoch an, dass er immer das Autorenteam erwähnt, das die Witze für Atze Schröder schreibt. Andererseits: Ich habe vor Jahren zwei Live-Auftritte von ihm gesehen – ohne Skript ist er einfach nur traurig.