Schwul, Marine, Taiwan….

Ich habe vor kurzem mit Tim Bartel diskutiert, ob es den Wikipedia-Admin gibt. Ich glaube ja, er glaubt eher nein.

Heute will ich mal die Gegenseite füttern. Schauen wir mal den Artikel über das Erdbeben in China an. Wie sehr oft bietet Wikipedia ein sehr aktuelles und trotzdem fundiertes Bild der Katastrophe. Doch wer sind die Leute, die die Fakten zusammentragen?

Da ist zum Beispiel User Joshii. Auf seiner Benutzerseite verrät er uns mehr, als ich empflehen würde. Er ist stolz ein Brite zu sein, er ist aus der Gegend von Manchester, frisch verliebt und schwul.

EgraS verrrät uns nicht sehr viel, aber er ist stolz ein United States Marine Corps zu sein. Ob er außerhalb von Wikipedia so einfach mit einem homosexuellen Ausländer zusammengearbeitet hätte?

Und da ist noch User Theodoranian, von dem wir ebenfalls nicht viel wissen – außer, dass er aus Taiwan kommt.

Ja, es gibt die Wikipedianer, aber mit den üblichen Kategorien – Geschlecht, Alter, Nationalität – kommt man nicht wirklich weiter.

Sind Spammer Kinderficker?

Oder nicht? Zumindest legt der hier die Vermutung sehr nahe.

RE: Bilder vom Inzest Sex in Östereich
Von: Top News – topnews@kontakt***.com

Vater treibt es mit der eigenen Tochter ein Skandal? Nein! Das versaute junge Ding bekommt es sonst zu wenig besorgt.

http://www.***4.com/inzest

Wie wird man eigentlich zu einem Menschen ohne Skrupel?

Who watches the watchers?

Tolle Idee. Aus den Filmen der allgegenwärtigen Überwachungskameras in London wurde ein Musik-Video zusammengestellt. Ein kreativer Appell, die Überwachunshysterie herunterzudrehen. Oder eher ein Beweis, wie sehr sie doch schon zum Alltag gehört? Dass man mit big brother gut leben und sogar seinen Spaß haben kann?

Was sollten wir also fordern? Weniger Kameras? Oder eher sogar mehr: In jede Kamera-Zentrale sollte man ein paar Kameras installieren, die genau dokumentieren, was und wie denn so aufgezeichnet wird. Wann sich der Überwacher die Nase putzt, ob er ins Badezimmer der Wohnungen ringsum zoomt und ob jemand dreckige Witze macht.

Rechteinhaber inaktiv

Eigentlich wollte ich grade einen Blog-Eintrag über diesen Artikel machen, in dem Wikipedia die Verbreitung von Pornographie vorgeworfen wird. Wie gut die Vorwürfe belegt sind, zeigt das Bild, das den Artikel illustriert: ein der Wikipedia entnommenes Foto einer nackten Stripperin, ihr Körper durch einen schwarzen Balken verdeckt. Und das können Kinder in Schulbibliotheken sehen. Shocking!

Doch ein Blick auf das Original zeigt, dass dieser schwarze Balken nicht jugendgefährdendes verdeckt. Man sieht zwar, dass die Frau nackt ist, das war es aber auch schon: die Brüste sind durch die langen Haare verdeckt, die Seitenansicht enthüllt auch keine primären Geschlechtsmerkmale. Dem Leser wird aber suggeriert, dass das Foto harte Pornographie zeigt, die Jugendliche gefährdet.

Es wäre schön gewesen, das jetzt bildlich gegenüberzustellen – natürlich mit korrekten Lizenzangaben. Geht aber nicht: in der Wikipedia ist als Autoren-Angabe nur ein Link zu dessen Flickr-Seite gesetzt. Die ist aber nicht mehr vorhanden:

Zappel Jazz ist nicht mehr bei Flickr aktiv.

Ob der User gesperrt wurde, weil er Rechte anderer verletzt hat? Keine Ahnung. Ein Link auf eine tote Seite ist wohl auch kaum im Sinne der GFDL. Der Autor ist unbekannt verreist. Ergebnis: Wir haben ein vermeintlich frei verfügbares Foto, das nicht mehr nutzbar ist. Und deshalb enthält auch dieser Beitrag kein Foto.

Und die Moral von der Geschicht‘: Flickr-Links, die reichen nicht.

eins, zwei, rund fünf, rund zehn…

Auch bei der DPA arbeiten nur Menschen und die Kochen mit Wasser. Fehler passieren. Aber es schmerzt dann doch wenn Meldungen wie diese bei vielen Medien unverändert veröffentlicht werden.

Seit rund fünf Jahren trägt die gemeinnützige Wikipedia Foundation in ihrem Online-Lexikon Einträge zusammen, die von Millionen Nutzern weltweit erstellt werden. Jeder Nutzer kann eigene Beträge aufschalten oder bestehende Einträge ändern oder ergänzen. Allein für die deutschsprachige Ausgabe soll es mehr als 10 000 regelmäßige «Mitarbeiter» geben.

Mal abgesehen von der nicht existenten „Wikipedia Foundation“ – warum seit „rund fünf Jahren“? Die Wikipedia gibt es seit über sieben Jahren, die Wikimedia Foundation etwas weniger als vier. Das Wort „aufschalten“ finde ich wohlklingend nostalgisch, wenn auch etwas irreführend. Völlig rätselhaft sind aber die Anführungszeichen um das Wort Mitarbeiter. Ja, das sind keine bezahlten Angestellten, weshalb das Wort vielleicht etwas irreführend ist. Aber warum sollte man es überhaupt verwenden, wenn man es über die Anführungszeichen abqualifiziert? Ein Zitat ist es jedenfalls nicht.

Wenn die soziale Revolution kommt

Irgendwie hat mir bei Facebook bisher die Killer-Applikation gefehlt. Toll, wir können Scrabble spielen. Wow. Super. *gäääähn* Kann man mit diesem ach so mächtigen Werkzeug eigentlich etwas anderes tun? Etwas bewegen? Gar verändern?

Nun – es scheint sich etwas zu tun:

Nach einem Aufruf im Internet-Forum Facebook hatten sich Hunderte der Demonstration der Arbeiter angeschlossen, Dutzende Organisatoren wurden anschließend verhaftet. Doch wenige Tage später war schon der nächste Aufruf da: Am Geburtstag des Präsidenten sollen die Leute zu Hause bleiben oder, wenn sie zur Arbeit müssen, schwarz tragen. „Wenn wir nicht rausgehen, können sie uns auch nicht verhaften“, sagt Ahmad Maher, einer der Initiatoren der Aktion. Ahmad ist 27 Jahre alt und kennt keinen anderen Präsidenten als Mubarak. Bislang war es schwierig für seine Generation, sich politisch zu engagieren. Natürlich gebe es viele, die schon lange eine Rolle bei der Reform des Landes spielen wollten, erzählt Ahmad. „Aber unglücklicherweise hat das Regime mit seinen Unterdrückungsmethoden die Jugendlichen eingeschüchtert. Facebook ist da eine gute Alternative, die Webseite bringt die Menschen zusammen.“

In Deutschland soll es eine StudiVZ-Gruppe immerhin zu einem Kissenschlacht-Flashmob gebracht haben. Allerdings wusste die Presse schon vorher Bescheid – also gilt’s nicht.

Fünf Silberlinge für Deine Freunde

Ich bin kürzlich über dieses (veraltete?) Angebot gestolpert:

Spokeo officially launched its social networking friends aggregation tool last month, and is now getting ready to launch the Spokeo Challenge, giving $5 to any user that doesn’t love its site.

Spokeo ist ein Friendfeed-ähnliches Startup, dass einen übergreifenden Überblick über die Aktivitäten Deines gesamten Bekanntenkreises im Internet verspricht. Fünf Dollar, wenn es nicht gefällt? Klingt doch nach einem guten Deal. Aber es geht noch weiter:

You’ll have to be a new user registering for an account in order to participate. You’ll also need 30 social network friends, and you’ll have to try out Spokeo for an entire week. Should you find that you don’t like Spokeo after all, you’ll need a PayPal account in order to receive your $5.

Die bevorzugte Weise, sich – und seine Freunde – anzumelden: Man verrät Spokeo sein Passwort eines Webmail-Services. Damit will Spokeo natürlich keinen Missbrauch treiben: sie schöpfen lediglich Dein komplettes Adressbuch ab. Sprich: wer diese Fünf-Dollar-Garantie in Anspruch nahm, verkaufte Spokeo quasi die Mailadressen der engsten Freunde – für wenige Cent pro Stück.

Na und? Was kann Spokeo schon mit den Adressen machen? Nun, sie können damit alle anderen Accounts Deiner Freunde in Erfahrung bringen. Wenn ein social network eine API anbietet, ist die Email-Adresse nämlich der Schlüssel zum Accountnamen.

Wie einfach das geht, zeigt Identifight: Einfach die Mailadresse eingeben und man erfährt ob der Besitzer der Emailadresse bei Flickr, Friendster, StumbleUpon, Yahoo360 oder einem ganzen Rudel anderer Seiten registriert ist. Mehr noch: man erfährt auch gleich die öffentlich verfügbaren Informationen wie Username oder eingestellte Bilder. Und das ist nur das unterste Level des Auto-Stalkings. Damit man tatsächlich Geld damit machen kann, muss man nämlich einigen Unternehmen die Daten – oder ein Extrakt davon – verkaufen. User-Profile, personalisierte Werbung, Bewerber-Check. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Mit Identifight sollte man es allerdings auch nicht übertreiben – wer weiß, was die mit den Daten machen?