Standardfreie News-Vermittlung durch Google. Ohne Schufa-Abfrage.

Schon häufiger habe ich mich gefragt, wie es diese oder jene Quelle geschafft hat, bei Google News zu landen. Zumindest diese Auswahl ist redaktionell gesteuert und basiert nicht auf irgendwelchen verborgenen Algorithmen.

Beispiel von heute: Eine Studie der Schufa wird durch die Medien getragen, wonach Kreditvermittler häufig Betrüger sind und die Versprechen für Schufa-freie Kredite praktisch nie eingelöst werden. Sucht man nun bei Google-News nach „Schufa“ bietet sich dieses Bild:

schufa-frei

 

Die journalistischen Meldungen über die unseriösen Praktiken der Kreditvermittler verschwinden zwischen einem riesigen Wust von luftigen Versprechen der Kreditvermittler.

Second-Life-KiPo-Händler ermittelt

Nach dem Aufreger-Bericht von Report Mainz wurde der Second-Life-Kunde ermittelt, der Kinderpornos über die Plattform verbreitet hat. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP:

So konnte er gerade dieser Tage wieder einen Erfolg vermelden und bei der Verbreitung von Kinderpornografie beim Online-Spiel Second Life den mutmaßlichen Täter ausfindig machen. Den Fall hatte das ARD-Magazins „Report Mainz“ öffentlich gemacht. Demnach hat ein Second-Life-Spieler aus Deutschland mit kinderpornografischen Aufnahmen gehandelt. Laut Vogt muss der mutmaßliche Täter mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren rechnen.

Merke: Eine Plattform wie Second Life ist eine denkbar schlechte Grundlage um unentdeckt Kinderpornos zu verhökern. Es gibt keine wirkliche Privatsphäre, der Betreiber kann Bewegungen und Aktionen nachvollziehen und wer in SL Geschäfte abwickeln will, muss eine nachvollziehbare Geldspur legen.

Wie es um die Sex-Spielchen mit Kinder-Avataren steht, wird allerdings nicht so schnell zu klären sein. Ob es so etwas wie sexuellen Kindesmissbrauch ohne Beteiligung von Kindern gibt, ist eine komplexe Frage.

Viva-Berufsberatung: Prostituierte

Ariadne ist sauer über die Sexualisierung unserer Kinder

Diese Mädchen können ihre Wirkung weder in vollem Maße einschätzen, noch sinnvoll kontrollieren. Sie sind sich ihrer Stellung in der Welt der Sexualität noch nicht im Geringsten bewusst. Sie mögen aussehen wie süße und knackige Versionen von Frauen, sind aber Kinder in ihrem Geiste, die in eine Welt geworfen wurden, in der das Alter des ersten Males wichtiger ist, als die Note des Realschulabschlusses.

Vor einer Woche hatte ich mal das zweifelhafte Vergnügen im Fitness-Studio das Programm von Viva zu verfolgen. Dort hängen zwei Fernseher rum: links Pro7, rechts Viva. Was ich da am Sonntag zu sehen bekam, würde ich als Berufsberatung für den Kinder-Strich verbuchen. Denn zwischen Tokio-Hotel-Clips und Veet-Werbung bringt Viva Pseudo-Reportagen aus dem Playboy-Reich, so die Serie „The Girls Of The Playboy Mansion“.

Aus der Beschreibung des Senders:

Die Party geht weiter: ‚The Girls Of The Playboy Mansion‘ geht in die zweite Staffel. Noch einmal öffnet VIVA die Pforten des knapp 2.000 Quadratmeter großen Luxusanwesens von Hugh Hefner.

Gezeigt wird das glamouröse Leben des legendären „Playboy“-Gründers und seinen Gespielinnen zwischen Partys, Presseterminen, Freizeit-Action und Fotoshootings. Klar, dass es bei dem ganzen Spaß zwischen den drei Blondinen hin und wieder auch mal Zickenalarm gibt.

Hefs 80. Geburtstag steht an, und die Girls geben sich größte Mühe, das Event zu einem absoluten Highlight zu machen. Außerdem touren Holly, Bridget und Kendra durch Europa und schmeißen heiße Pyjama-Partys für ihre Freunde. Doch noch immer gilt die Hugh Hefner-Regel Nummer eins: Bei Sonnenuntergang ist Schluss mit lustig, und die Damen haben, sofern nicht in Hefners Begleitung, zu Hause zu sein.

Konkret sieht das so aus, dass Plamate-Fotos mit Interviewschnippseln vermischt werden, in denen Silikonwunder vom tollen Leben auf der Playboy Mansion und den Karrieren der Bunnies erzählen, dabei immer wieder der aufs Sympatischste ausgeleuchtete Lustgreis Hugh Hefner. Zwischendurch zieht ein Mädchen mit Barely-legal-Charme in das Haus Hefners ein, und räkelt sich lasziv im Luxusbett. Das Ganze wird präsentiert mit einer rasanten Schnittfolge (fast keine Einstellung über drei Sekunden) und der typischen Playboy-Hochglanz-Optik mit Realitätsweichzeichner. Die Zielgruppe ist – nach den Musik-Clips und Werbespots zu urteilen wahrscheinlich weiblich und unter 15 Jahre alt. Die Bunnies benehmen sich wie verwöhnte Achtjährige, werden als möglichst dumm und oberflächlich inszeniert.

Zum Vergleich: „Manche mögen’s heiß“ wird von deutschen Medienwächtern offenbar als jugendgefährdender eingestuft und daher erst ab 23 Uhr gesendet. Dass diese Pseudo-Doku in Wahrheit eine von Hefner selbst entworfene Dauerwerbesendung ist, sollte nur nebenbei erwähnt werden.

Journalismus im Irak

Bei Zeit Online habe ich einen sehr bemerkenswerten Artikel eines Briten gefunden, der im Irak journalistisch arbeiten wollte und stattdessen zum Werkzeug der Fehlinformation wurde:

Neben Adrenalin und Angst stieg nun auch eine tiefe Abscheu in mir hoch. Ich war eine dieser Filmfiguren geworden, die ich kategorisch verachtete. Ich hasste Waffen und Gewalt, war gegen die Anwesenheit der Amerikaner im Irak und sympathisierte mit fast allen Irakern, denen ich im Sommer begegnet war. Der Pistolenlauf zeigte direkt auf Faruk, um Himmels willen! John Simpson mag solche Verhöre vielleicht miterlebt haben, selbst durchgeführt hat er sie bestimmt nie. Und all das tat ich, um ein paar tausend entwendete Dollar einer Firma wiederzufinden, die an dem amerikanischen Krieg im Irak Millionen verdienen würde.

[…]

Sie boten mir 70000 Dollar, wenn ich weitere zehn Monate für sie in Bagdad arbeitete. Doch ich hatte genug. Ich war, wie ich mir eingestehen musste, das genaue Gegenteil eines Journalisten geworden. Und wenn ich damit weitermachte, irakische Reporter mit dem Geld der US-Armee zu bestechen, würde ich sicher selber nie als Reporter arbeiten können.

Würde das Buch Unter Druck neu aufgelegt, müssten darin wohl mehrere solcher Artikel enthalten sein.

Hauptsache Aktion?

Be schreibt:

Und mir ist bloßer Aktionismus lieber als gar keiner.

Ein nachvollziehbares Gefühl. Man muss doch irgendetwas tun können. Doch damit die Aktion nicht völlig im Nichts verpufft und Kräfte nicht unnötig gebunden werden, sollte man sich vorher einige Fragen stellen. Eine kleine Checkliste:

  • Ist die Botschaft für Außenstehende sofort verständlich? Fragt jemanden, der Outlook nutzt und Ebay toll findet.
  • Falls nicht: werden durch Planung und Ausführung Kräfte mobilisiert, die nachhaltig auch für andere Aktionen zur Verfügung stehen?
  • Ist jemand beteiligt, der die Aktion auch gegenüber der Presse vertreten kann und will?
  • Entspricht die Aktion den eigenen Grundsätzen? Menschenfreunde schlagen keine Menschenfeinde zusammen.
  • Gibt es eine Möglichkeit Erfolge von Misserfolgen zu trennen, sodass man die Ausführung im Fall der Fälle anpassen kann?

PS: Einen sehr wichtigen Punkt habe ich vergessen

  • Wird ein Dialog mit dem Kritisierten ermöglicht?

SMS-Chat funktioniert

Ich bin ja immer wieder fasziniert, wie man den Leuten das Geld aus der Tasche ziehen kann. Eins der krassestern Beispiele war für mich immer der SMS-Videotext-Chat. Das Prinzip ist wie folgt: Ein Flirtwilliger schickt eine SMS an eine Sondernummer und der Text erscheint im Videotext. Jemand anders liest diese Nachricht und antwortet mit einer anderen SMS. Oder er schickt seine Handynummer über den Bildschirm und hofft auf direkten Handykontakt.

Das ideale Mittel für Leute, die unbedingt ins Fernsehen wollen oder sich keinen Computer leisten können, weil sie zuviel Geld für SMS ausgeben. Aber immerhin ein interessanter Medienbruch.

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Bisher dachte ich, das kann nicht ernsthaft funktionieren. Doch in der kommenden Woche findet in Köln ein Prozess statt, bei dem einem Angeklagten vorgeworfen wird mit acht Frauen aus ganz Deutschland geschlafen zu haben, die er über den SMS-Chat eines deutschen Privatsenders kennengelernt haben soll. Das wäre freilich kein Fall für das Gericht, wäre der Angeklagte nicht HIV-infiziert und hätte er nicht drei der Frauen mit dem AIDS-Virus angesteckt. Ob mit Absicht, muss das Gericht entscheiden.

PS: Das Urteil lautet: acht Jahre Haft.

Die Idioten fliegen tief

Und schon wieder wurde ein illegales Straßenrennen gestoppt.

Die DPA schreibt:

Die Polizei habe bereits Anfang der Woche Kenntnis von dem illegalen Rennen erhalten und sich entsprechend vorbereitet, hieß es am Donnerstag. Den Veranstaltern sei bereits am Montag mitgeteilt worden, dass es sich um eine illegale Veranstaltung handelt, die in Deutschland nicht möglich sei. Vier Rennteilnehmer wurden am Donnerstagmorgen an einer Kontrollstelle am Rastplatz Königsberg auf der Autobahn 44 gestoppt. Die Fahrer hätten sich teils uneinsichtig gezeigt, ihre Autos wurden sichergestellt. Nach Polizeiangaben können die Besitzer ihre Wagen erst am Samstag wieder in Empfang nehmen. Sie müssen außerdem mit einer Anzeige und mit einem Fahrverbot rechnen.

Großes Auto – kleines Hirn?

Schwierige Online-Durchsuchung

Lutz Herkner beleuchtet für Zeit Online die technischen Schwierigkeiten der Onlinedurchsuchung. Er wirft dabei sehr wichtige Punkte auf, irrt meines Erachtens aber auch in einigen Details.

Also bleibt nur der kontrollierte Angriff auf den einzelnen Rechner – doch der birgt ein gewaltiges Problem. Jedes Ziel im Internet wird nämlich über eine so genannte IP-Adresse angesprochen, sei es nun ein Computer oder eine Webseite. ZEIT online beispielsweise ist unter der IP-Adresse 217.13.68.162 erreichbar.

Es ist sogar noch schlimmer. Ein Großteil der Breitband-Anschlüsse hängt hinter so genannten Routern, die den Anschluss mehrerer Rechner erlauben. Dazu wird die IP-Adresse, die man von seinem Provider erhält, sozusagen aufgesplittet. Greift das BKA eine öffentliche IP-Adresse an, muss es erst Mal durch den Router kommen. Das ist prinzipiell möglich, aber es potenziert die Schwierigkeiten noch.

Das wiederum würde einen direkten Zugriff auf die Datenbanken der Internetprovider erfordern, was diese quasi zu Erfüllungsgehilfen der staatlichen Hacker machen würde – aus juristischer und technischer Sicht etwas ganz anderes als beispielsweise die passive Überwachung von E-Mails.

Ganz meine Rede.

Umso wahrscheinlicher wird es, dass sich Schäubles Schnüffler direkt beim Provider in die Internetverbindung einklinken und diese manipulieren. »Beim Download einer Datei wie etwa dem automatischen Update von Windows ließe sich die übertragene Datei problemlos mit dem Trojaner infizieren«, sagt Thilo Weichert, Leiter des Unabhängigen Landeszentrums für Datenschutz Schleswig-Holstein (ULD). Da die Provider bereits 2005 Hardware zur umgehenden Überwachung von E-Mails an ihre Systeme anschließen mussten, dürfte die Umrüstung auf derlei Maßnahmen unproblematisch vonstattengehen.

Das hingegen ist meines Erachtens falsch. Denn die meisten Update-Routinen überprüfen die Updates auf Übertragungsfehler. Schiebt man Windows Update einfach einen Trojaner unter, wird der schlicht nicht installiert werden. Auch die Installation beim Provider ist eben nicht trivial, die SINA-Boxen sind dazu schon mal nicht geeignet. Hinzu kommt das Problem, einen bestimmten Kunden direkt nach dem Einwählen zu identifizieren und dessen Datenverkehr umzuleiten. Und die juristische Hürde für einen solchen Eingriff in Telekommunikation ist auch sehr hoch.

Ein anderer Irrtum ist, dass die Online-Durchsuchung tatsächlich auch online in Gang gesetzt werden muss. Viel einfacher ist es den Zielrechner mit Hilfe von V-Leuten zu infizieren, wie es ja wohl schon gemacht wurde.

PS: Grade habe ich Rückmeldung aus dem Hause Microsoft bekommen: die Validität der Windows-Updates wird durch einen Hash-Wert sichergestellt, der durch einen Public-Private-Key kryptographisch signiert ist. Insofern ist es nicht ganz einfach dem Windows-Update etwas Falsches unterzuschieben – selbst durch eine Echtzeit-Manipulation des Datenstroms.

Filmtipp für Posener & Diekmann

Wie man sich in Verlagen schlägt und wieder verträgt zeigt ein Klassiker, der grade auf RBB läuft. Die Frau von der man spricht – auch bekannt als „Woman of the Year“.

Der Anfang des Films verläuft so: Die berühmte Politik-Redakteurin Tess Harding (Katherine Hepburn) fordert im Radio zum Unwillen des Sport-Redakteurs Sam Craig (Spencer Tracy) den Baseball abzuschaffen um die Kriegsbemühungen zu unterstützen (wir schreiben das Jahr 1942). Sam bedankt sich in seiner täglichen Sport-Kolumne, in der er seine Kollegin vom anderen Ressort „Vorzeigefrau aller Snobs“ nennt. Tess bedankt sich auf ähnliche Weise in ihrer eigenen Kolumne. Beide werden zum Chefredakteur bestellt, sie schließen Frieden – ein wenig Streit ist gut, aber man will ja das eigene Nest nicht beschmutzen. Keiner droht damit die Kolumnen der bewährten Textarbeiter nur noch auf auf Bewährung zuzulassen. Vorbildlich, nicht?

Ach ja: die beiden heiraten wenig später. Im aktuellen Streitfall wäre das aber wohl zuviel verlangt.