Der französische Wahlkampf im Netz

Ich oute mich als leidenschaftlicher Arte-Zuschauer. Sprich: ich gucke es selten genug, um mich noch gut dabei zu fühlen. Aber heute Abend habe ich eingeschaltet, als es um den Internet-Wahlkampf in Frankreich ging. In der Reportage gab es sehr interessante und aktuelle Einblicke in den Wahlkampf. Und spannende Dialoge. Zum Beispiel:

„Das ist Propaganda!“
[…]
„Sagen wir: das ist Kommunikation im Dienste eines Kandidaten.“

Und ARTE will Vorbild sein: die interessante Dokumentation ist eine Woche lang im Netz zu sehen. Greift zu.

Schenkt dem LKA Bayern eine Domain!

Aus der Netzeitung:

Die bayerischen Internet-Spezialisten seien bei ihren Streifzügen in «Second Life» bisher noch nicht auf Straftaten gestoßen, sagte Waldinger. Allerdings könnten die Beamten auch nur stichprobenartig vorgehen. Sie seien deshalb dankbar für Hinweise von Internet-Nutzern, denen etwas im Web seltsam vorkomme. Solche Hinweise könnten unter der Mail-Adresse baylka@t-online.de direkt an die Netzwerkfahndung beim Landeskriminalamt gegeben werden.

Kann jemand dem LKA eine Domain und eine Mailadresse organisieren, die nicht aussieht wie der billige Imitationsversuch eines Spammers?

Die Freiheitsredner

Wirtschaftslobbies wie IFPI oder INSM machen es vor: Mit Vorträgen und professionell erstellten Unterrichtsmaterialien versuchen sie ihre Überzeugungsarbeit an den Schulen zu beginnen. Dies will jetzt eine Gruppe um den Arbeitspreis Vorratsdatenspeicherung nachmachen. Freiheitsredner sollen kostenlos an Bildungseinrichtungen auftreten und über die Bedeutung der Privatsphäre aufklären.

Leider wird diese Aktion in der jetzigen Form wohl kein Erfolg werden. Dafür sehe ich drei Gründe:

  • Es gibt kein eigenes konsistentes Vortragsmaterial
  • Offenbar wird einfach jeder als Freiheitsredner akzeptiert. Zitat: „Sie brauchen kein Experte zu sein oder Vortragserfahrung zu haben. “ Stell einen ungeübten Redner vor eine schulklasse und du kannst in 95 Prozent ein Debakel erleben.
  • Wie ich die Webseite interpretiere, wartet die Gruppe wohl auf Anfragen von Schulen und Universitäten statt aktiv auf die Zielgruppe zuzugehen.

PS: Mit Markus Beckedahl und Ralf Bendrath sind zwar zwei geübte Redner im Angebot, auf der Webseite sind sie aber bisher nur als blaue Punkte auf einer Deutschlandkarte sichtbar.

Report: wie erwartet

Ich habe eben den Bericht von Report Mainz über Kinderpornographie in Second Life gesehen. An sich nichts Überraschendes: Kinderpornographie ist unabhängig vom Medium schockierend, die Differenzierungsfähigkeit von ARD-Magazinen nur sehr beschränkt.

Zwei Auffälligkeiten: Linden Labs hat ausdrücklich die Zusammenarbeit mit der Polizei versprochen, wenn sie denn Infos bekommen, wer diese Kinderpornos verbreitet hat. Hat die Redaktion das gemacht?

Zweite Auffälligkeit: Das in der Pressemitteilung angesprochene Versprechen über ein neues Jugendschutzsystem kam nicht vor, stattdessen sprach der Moderator davon, dass Jugendliche in gewisse Bereiche nicht mehr eingelassen werden sollen. Eine wahrscheinliche Erklärung: Linden Labs hat über die Second Life-Ausgabe für Jugendliche gesprochen, die es schon lange gibt.

Jugendliche dürfen bei dem normalen Second Life sowieso nicht mitspielen, wie in den Terms Of Services steht:

2.2 You must be 13 years of age or older to access Second Life; minors over the age of 13 are only permitted in a separate area, which adults are generally prohibited from using. Linden Lab cannot absolutely control whether minors or adults gain unauthorized access to the Service.

You must be at least 13 years of age to participate in the Service. Users under the age of 18 are prohibited from accessing the Service other than in the area designated by Linden Lab for use by users from 13 through 17 years of age (the „Teen Area“). Users age 18 and older are prohibited from accessing the Teen Area. Any user age 18 and older who gains unauthorized access to the Teen Area is in breach of this Agreement and may face immediate termination of any or all Accounts held by such user for any area of the Service.

Kurz gefasst: Second Life hat bereits getrennte Welten für Jugendliche und Erwachsene.

Video-Streik beim Express?

Ich wusste: irgendwann wird Youtube dieser Gesellschaft die Rechnung präsentieren und wir werden merken, dass unser aller Leben nur noch aus wackligen Handyvideos und schlecht gestellten Szenen besteht.

Den Anfang macht die Kölner Boulevardzeitung Express mit ihrem *trommelwirbel* EXPRESS TV.

Express-TV

Ich hab mir mal aus Neugier den Clip über einen besonders ekligen Leichenfund in meinem Stadtteil angesehen. Vielleicht täusche ich mich: aber das Ergebnis sieht aus, als wollten die Reporter dieses neue Medium gezielt sabotieren.

Wir sehen die Fassade des Hauses, in dem ein grausiger Mord stattfand. Polizeiautos stehen davor, ein Uniformierter im Eingang. Ein gehetzt klingener Off-Kommentator fasst die Print-Meldung zusammen und ignoriert das wacklige Videobild. Lange nachdem der Sprecher verstummt ist, sehen wir Polizisten ein- und ausgehen, ein Wagen der Spurensicherung parkt aus und schließlich fahren noch zwei Feuerwehr-Löschzüge-Fahrzeuge vorbei. Waren die am Tatort oder wollten die ganz woanders hin? Wir werden es nie erfahren.

Was das Ganze soll? Keine Ahnung. Es sieht nicht danach aus, als ob der Kameramann das richtige Equipment oder eine Schulung für den Videoeinsatz bekommen hätte. Informationsgehalt für den Leser: Null. Nicht mal Voyeure erfahren mehr als auf den Standbildern. Eventuell ist das eine Antwort der Profis auf die Leser-Reporter? Oder war es gar einer?