Der 99 pixel store

Wenn man den Adblocker abschaltet, sieht man erst wie viel FAIL im Web doch steckt.

Zum Beispiel Tiffany & Co. Eigentlich bekannt für hochqualitative und hochpreisige Ware, präsentiert sich die Firma im Web mit diesem Banner.

So viele JPG-Artefakte habe ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Sind das Diamanten oder ist das in Formen geschmiertes Schweinefett? Wir können nicht sicher sein. Alleine schon die Verunstaltung des Schriftzuges „Tiffany & Co“ zeigt einen himmelschreienden Mangel an Qualitätskontrolle, der der Firma nicht zu Ehren gereicht.

Hey, Entertain

Die Telekom wirbt grade massiv für T-Entertain, die perfekte Symbiose aus Pay-TV und DRM zum Preis von beidem. Leider hat sie bei der Werbung mehr auf Reichweite, denn auf Qualität gesetzt. So flimmert mir in letzter Zeit immer wieder diese Grässlichkeit über den Bildschirm. (Für das volle Ausmaß des Trauerspiels auf den Banner klicken.)

Zum einen, liebe Telekom-Werber: Wollt ihr für so etwas tatsächlich dieses amateurhafte Dithering einsetzen? Zeigt ihr den schrecklichen Banner so oft an, dass ihr mit den Kilobyte knappsen müsst? Und hasst ihr Eure künftigen Kunden so sehr, dass sie diese optische Zumutung ertragen müssen? Oder ist das ein Vorgeschmack auf die Bildqualität, die Entertain bieten wird?

Und dann auch noch die Rückseite des Banners. Wenn ihr nicht wollt, dass die Kunden die Angebotsbedingungen kennen, lasst sie doch einfach weg. Acht kleingedruckte Zeilen in Drei-Sekunden-Abschnitten anzuzeigen, spricht von einem Kundenumgang, den ich Drückerbanden zuordnen würde. Unterschreiben Sie hier! Nein, das müssen sie nicht lesen! Unterschreiben sie schon!

Dabei wäre es so einfach: Lasst die meisten Fußnoten weg. Wenn ihr nicht nur in den ersten zwölf von mindestens 24 Monaten günstig seid, dann spart ihr eine Fußnote. Und der Kunde käme sich weniger veräppelt vor.

Also als Kundenservice für T-Entertain: hier nochmal das Kleingedruckte schwarz auf grau zum Nachlesen – und nicht in Drei-Sekunden-Häppchen.

(Volltext folgt auf Klick.)

Medienkompetenz fängt zu Hause an

Am Freitag macht die Parodie einer Antwort der Agentur Jung von Matt an Judith Holofernes die Runde — und ich muss zugeben, dass das Fake so gut gelungen war, dass ich mich fragte, ob er nicht doch echt sei.

Dabei fehlte es nicht an Warnsignalen, bzw. Misstrauensanlässen: Warum sollte die Antwort ausgerechnet an dieser Stelle erscheinen? Wer ist dieser „synthie_und_roma“ überhaupt, der den Text veröffentlichte? Und: Welcher ernstzunehmende Player im deutschen Medienzirkus würde sein Gegenüber so rüde attackieren?

Natürlich würden wir die Aussage: „Ich glaube es hackt“ groß bei Ihnen einbauen, Frau Meier. Ein bisschen Sex darf bei der BILD-Zeitung nicht fehlen. Auch wenn unsere Leser den Sex-Appeal einer weltverbesserischen Neofeministin mit Sendungsbewusstsein wohl nicht ganz erfassen werden. Denn für BILD- Leser haben Frauen nur eine Seite: Seite 1.

Nun hat sich der Autor der Satire geoutet und erklärt ganz richtig:

Die ganze Aktion macht klar: Es gibt auch unter superschlauen Nicht-BILD-Lesern jede Menge leichtgläubige Menschen. Man muss sich nur die Kommentare unter meinem Text ansehen. Sogar lange nachdem der Fake aufgeflogen war, wurde dort teilweise übel geschimpft: auf die BILD, die Werber und überhaupt.

Ein ähnliches Phänomen hatte ich schon hier festgestellt. Aber die Diagnose des ehemaligen Werbers Alf Frommer etwas kurz:

Einige Aspekte kamen zusammen, um das zu ermöglichen. Das Thema war hochaktuell und die Bereitschaft der User neue Informationen darüber weiter zu verbreiten, entsprechend groß. Zudem taugen Boulevard und Werbung bei einer bestimmten Klientel als wunderbares Feindbild. Speziell Werbern traut man wohl wirklich einiges an Arroganz und Überheblichkeit zu. Gerade die sehr erfolgreiche Werbeagentur Jung von Matt hat viele Neider innerhalb und außerhalb der Werbeszene, die sich richtig gefreut hätten, wenn die so einen Fehler gemacht hätten. Nicht umsonst hat kress.de mit großer Schadenfreude darüber berichtet. Sehr beliebt war darüber hinaus der Seitenhieb: „weltverbesserische Neofeministin“. Vielleicht, weil das viele Medienvertreter denken, aber niemals sagen würden. Aber gerade dafür gibt es ja Satire.

Ich mag nun wirklich nicht der liebenswürdigste Mensch sein, aber Neid auf Jung von Matt? Ich will bestimmt nicht durch die Kreativmühle gedreht werden, ich gönne anderen Leuten gerne ihr Gehalt — wer sollte auch sonst die tollen Wohnungen im „Perfekten Dinner“ bei VOX vorführen? Ich kenne schlichtweg niemanden von Jung von Matt — ich wusste spontan nicht einmal, dass sie hinter der BILD-Kampagne stehen. Sie sind nicht auf meinem Radarschirm.

Nicht der Neid machte mich schwankend, es war eher der Tabubruch, der natürlich zum ganz normalen Besteck von Agenturen wie Jung von Matt gehört. Ausgerechnet Willy Brandt für BILD werben zu lassen war für mich so ein Tabubruch, ebenso andere Motive der Kampagne. Die Jung-von-Matt-Satire hätte deshalb in meinen Augen die Chance gehabt, authentisch zu sein – gezielt lanciert, um für Empörung zu sorgen.

In seinem letzten Absatz teilt Frommer nochmal kräftig aus:

Überhaupt sind sich BILD und Holofernes eigentlich viel ähnlicher, als zumindest die Sängerin glaubt: Beide haben – auf ihre Weise – ein Weltbild, dass auf klarer Aus- und Abgrenzung beruht. Und nur weil die Gründe bei Judith Holofernes vielleicht bessere sind, als bei der Springer-Presse, ist Abgrenzung grundsätzlich abzulehnen. Denn das Ergebnis kann man jeden Tag in den Innenstadtbezirken Berlins bewundern: Wohlstands-Ghettos der Dienstleistungsgesellschaft für Leute, die gerne unter sich bleiben und sich gegenseitig versichern, was für gute Menschen sie sind. Und wie intelligent.

Damit zeigt Herr Frommer leider nur eins: er selbst ist auch etwas beschränkt, grenzt sich selber ab gegen die Menschen, die er nicht gut findet.

Aber das per se halte ich nicht für das Problem – diese Wahrnehmungsfilter sind bei uns Menschen eingebaut. Wir werden diese „Abgrenzung“ nicht aus anderen Menschen und erst recht nicht aus uns selbst herausbekommen. Deshalb müssen wir damit reflektiert umgehen und Mechanismen finden, wie wir damit umgehen können.

Henkel: Negativ-Werbung gegen sich selbst

Seit ich einen digitalen Videorekorder habe, bekomme ich nur noch wenige Werbespots mit. Aber einer erwischte mich dann doch. Die sehr rothaarige Esther Schweins steht lässig-souverän an der aufgeklappten Waschmaschine und sagt in die Kamera:

„Wussten Sie, dass Erdöl die Basis fast aller Waschmittel ist?“

Das Ganze ist eine Werbekampagne für Henkels neues Öko-Waschmittel „Terra“, das auf pflanzlicher Basis entwickelt wurde und eben nicht wie „fast alle“ Waschmittel ist.

Kleines Problem dabei: „Fast alle“ ist vor allem das Produktportfolio von Henkel selbst. Aus dem Konzern stammen zum Beispiel:

  • Persil
  • Spee
  • Weißer Riese
  • dato
  • Perwoll
  • Sil
  • Vernell
  • Pril
  • Somat
  • ATA
  • Biff
  • Bref Power
  • Der General
  • Dor
  • Sapur
  • Sidol
  • Sidolin
  • Sofix
  • WC Frisch

Wer also noch weiter auf das böse Erdöl setzen will, ist bei Henkel gut aufgehoben. Und statt in großem Stil umzuschwenken, etabliert Henkel einen Versuchsballon, weil die Konsumenten halt fast stündlich neue Produkte verlangen. Zieht die Öko-Schiene nicht, bleibt Persil halt wie es ist. Außer dass es jedes Jahr natürlich viel, viel weißer wäscht.

Weltmeisterlich

Der Billig-Bäcker verkauft „Deutschland-Brezeln“, der Rewe nebenan „Weltmeisterstangen“ – ungelenke WM-Anspielungen allerorten.

Aber den absoluten Höhepunkt liefert aber die Handelskette Globus:

Für die, die es nicht erkennen: es ist ein Fußball spielendes Fleischkäsebrötchen.