Es gibt ja einige, die sagen: egal ob die Thesen von Thilo Sarrazin nicht mehr als ein Aufguss von missverstandenem Infoabfall sind – Hauptsache, die Debatte wird angestoßen. Denn die Debatte ist wichtig und deswegen ist sie auch richtig!
Und natürlich findet sie ihren Wiederhall in der politischen Arena. So sagt Unionsfraktionsvize Michael Fuchs der Rheinischen Post:
Wenn etwa die Kinder nicht in die Kita oder die Schule geschickt werden, dann muss das mit Hartz-IV-Kürzungen sanktioniert werden.
Wenn Kinder nicht in die Kita geschickt werden, ist das die freie Entscheidung der Eltern. Werden die Kinder hingegen nicht in die Schule geschickt, dann ist dies Verstoß gegen die Schulpflicht, was in Deutschland zu Geldbußen oder sogar – ob Hartz IV, Migrant oder Mutter Beimer – zu einem Gefängnisaufenthalt der Eltern führen kann. Die Forderung von Herrn Fuchs ist purer Blödsinn und das weiß er auch. Aber er wird Applaus bekommen, von denen, die immer gerne Sanktionen gegen andere fordern.
Herr Sarrazin hat keine Integrationsdebatte angestoßen, sondern einen Wettbewerb: wer kann am besten Stimmung machen? Wer ist am wenigsten auf Fakten angewiesen? Wir argumentieren nicht, wir verbalisieren Bauchgefühle. Und darauf kann man getrost verzichten.
PS: Oswald Metzger skizziert die Lage bei FOCUS Online so:
Denn die Causa Sarrazin belegt doch auch, dass ohne die Skandalisierung von Missständen, ohne Übertreibung und Polemik kaum eine öffentliche Resonanz in unserer Mediendemokratie zu erzielen ist.
Aber was nutzt alle Resonanz, wenn nur Polemik auf Polemik gestapelt wird? Eine Debatte mag vorhanden sein, aber statt einen kleinen Schritt näher an die Lösung der Probleme zu gehen, sind wir nun drei riesige Schritte zurückgefallen.