„Licht aus“ ein gewaltiger Reinfall

Wie erfährt man, ob der Aufruf zum symbolischen Licht-Ausschalten ein Erfolg war? Daran dass das Stromnetz zusammenbricht, wie die Vor-Berichterstattung nahe legte? Nicht wirklich. Ein paar ausgeschaltete Lampen, während Kühlschränke, Heizungen und Fernseher weiter laufen – wenn unser Stromnetz nicht mal das aushhält, haben wir ein Problem.

Woran merkt man hingegen, dass die Aktion eine gewaltige Pleite war? Nun – solche Erfolgsmeldungen legen es zumindest nahe:

Rund um den Kölner Dom versammelten sich mehrere Dutzend Menschen bei Regen und stürmischem Wind, um das Bauwerk für fünf Minuten im Dunkel verschwinden zu sehen.

Ein stark übergewichtiger Systemadministrator könnte die selbe Reaktion ernten, wenn er nachts um 3 Uhr nackt über die Domplatte tanzt. Ohne medialen Bohei.

McWLAN – was soll der Geiz?

Schon seit anderthalb Jahren hat MacDonalds in den meisten Filialen Hotspots von T-Mobile untergebracht. Die Nachfrage scheint nicht so toll zu sein – oder die Konkurrenz durch UMTS-Handies und Gratis-WLAN in der Nachbarschaft wird zu groß. Jedenfalls hat man sich zu einer Änderung entschlossen. Bei MacDonalds kann man gratis surfen. Aber nur in „McCafe“-Filialen. Und nur eine Stunde.

Das ganze funktioniert so:

Um die „H@ppy-Hour@McCafé“ zu nutzen, braucht jeder Gast lediglich ein WLAN-fähiges Endgerät, z.B. Laptop, einen Internetbrowser und sein Mobiltelefon. Ganz einfach Laptop einschalten, sich mit dem kabellosen Netzwerk verbinden, Internet-Browser aufrufen und dann den Instruktionen im HotSpot Portal von T-Mobile folgen. Nach Eingabe der Mobiltelefonnummer (es werden alle gängigen deutschen Mobilfunkanbieter unterstützt) erhält der Gast per SMS seine Zugangskennung (PIN) für den einstündigen kostenlosen HotSpot- Zugang.

Noch einfacher geht es über eine Registrierung in der McVIP-Lounge auf der McDonald’s Website www.mcdonalds.de. Mit der dort hinterlegten Mobilfunknummer und dem persönlichen ständigen McVIP-Lounge Passwort kann jeder Gast diesen Service täglich ohne Zusendung einer PIN nutzen.

Was soll der Geiz? Ich habe noch nie jemanden mit einem Laptop in einem McCafe sitzen sehen. Befürchten sie, dass haufenweise Nerds plötzlich hier ihren ganzen Tag verbringen? Warum nicht einfach das WLAN freigeben? Denn dass jemand das Freikontingent überzieht und dann für 7,20 Euro pro Stunde weitersurft, kann man bei der heimeligen McAtmosphäre wohl ausschließen.

Burma und so

Wenn jemand weiß, wie man Burmesen tatsächlich helfen kann, mag er sich gerne bei mir melden. Auf den Bannern habe ich nichts gefunden.

PS: Auf Tagesschau.de findet heute nachmittag ein Chat mit einem burmesischen Mönch statt. Die wichtigsten Frage kann man hier schon sehen:

Was können Menschen hier tun, um die Proteste zu unterstützen?

Wie würde sich die Lage in ihrem Land gestalten wenn die Junta jetzt tatsächlich von einem Tag auf den anderen abdanken würde? Welche politischen und sozialen Kräfte wären in der Lage die Zukunft des Landes zu gestalten?

Obwohl die Mönche ja Frieden predigen, könnte es aufgrund der Lage zur Unterstützung eines gewaltsameren Umsturzes kommen? Es gibt doch bewaffnete Widerstandsgruppen. Werden die von den Mönchen jetzt prinzipiell ob Ihrer Sache unterstützt, oder lehnen die Mönche dies kategorisch ab?

Keine Lehren aus den Simpsons

Eine US-Supermarktkette verwandelt einige Filialen in Kwik-E-Marts und verkauft landesweit Produkte wie Buzz Cola, KrustyO’s cereal and Squishees. Natürlich ist das eine Marketing-Kampagne – Anlass ist der Kino-Start des Simpsons-Films.

IMHO ein deutlicher Zeichen des Niedergangs der Simpsons. Denn der Kwik-E-Mart war früher mal eine bissige Parodie auf die Supermarkt-Konzerne. Zur Erinnerung: der Kwik-E-Mart ist nicht nur überteuert, er verkauft im besten Fall ungesunde, oft genug verdorbene Produkte, beutet seine Angestellten aus, besticht Politiker und zeigt selbst Stammkunden sofort an, wenn die einen Artikel aus Versehen eingesteckt haben. Und KrustyO’s cereals sind das sicherste Mittel seine Kinder umzubringen.

Wenn diese Markennamen nun ernsthaft als Werbung gebraucht werden, haben die Simpsons wohl inzwischen den letzten Rest Gesellschaftskritik ausgemerzt bekommen. Der Film wäre eine tolle Gelegenheit gewesen, die Serie zu beenden. Chance verpasst.

PS: Ich habe eben mal bei Pro7 reingeschaut. Nicht mal die Halloween-Specials sind mehr lustig.

RAF und RTL

Medien sind etwas Tolles. Besonders wenn man die kleinen Mechanismen kennt, die einfach unvermeidbar sind. Man drückt auf einen Knopf und schon springt der Teufel aus der Kiste. Obwohl er das immer wieder tut, können sich Kinder über Stunden über den Springteufel amüsieren.

Das funktioniert auch ohne Kisten und Teufel. Ein Beispiel: Man macht geschmacklose RAF-Scherze und schon kommt RTL und berichtet. Tolle Sache, das.

Das Problem: Ich glaube kaum, dass der Trainingsanzug-tragende RTL-Zuschauer zum Kiosk stapfen wird, um dort den Spruch „Gib mal taz!“ abzulassen. Da hat die NRW-Redaktion wohl dem eigenen Kinospot geglaubt.

Was wurde eigentlich aus „Wir haben bezahlt!“?

Eben bin ich in einem Blog auf einen Banner der Aktion Wir haben bezahlt gestoßen. Erinnern wir uns: Gulli.com alias die fliks it-solutions GmbH haben im Juni 2006 die Kampagne gestartet – ungefähr zu der Zeit als auch der CCC und die Verbraucherzentralen mit eigenen Aktionen starteten. Ziel war nichts weniger als „günstige, legale und DRM-freie Musik“.

Wenn man sich heute auf der Webseite der Aktion umsieht, stößt man vor allem auf Leere. Zwar stellt Autor Korrupt im Schnitt alle paar Wochen mal eine kleine Meldung aus dem Fundus der DRM-Musikindustrie-Debatte ins Blog, Diskussionsbeiträge finden sich darunter aber kaum noch.

Aber nicht verzagen: In der linken Spalte finden wir eine Rubrik „Mitmachen“. Erster Punkt ist eine Petition. Dort finden sich heute tatsächlich 6600 Einträge, auch aktuell kommen noch einige hinzu. Schönheitsfehler: Die Petition fehlt. Oben steht ein unverbindlicher Vierzeiler ohne Adressaten. Die Betreiber hatten wohl nie vor, irgendwem eine Petition zu übergeben. Es ist schlicht ein Gästebuch.

wirhabenbezahlt

Zweiter Mitmach-Punkt sind die Banner. Auf der Webseite stehen zwei Dutzend grafisch ansprechende Banner bereit, mit denen man auf seiner eigenen Webseite für die Kampagne werben kann. Dritter Punkt ist ein Kreativ-Wettbewerbe, bei dem man Banner und Slogans einreichen kann – wohl eine Quelle der kreativen Banner auf der vorigen Seite. Hier wird auch versprochen die Gewinner des Wettbewerbes auf der Seite bekannt zu geben – fast ein Jahr nach dem Aktionsbeginn scheint diese Krönung noch auszustehen.

Die letzte Aktion stammt vom letzten September. Damals verlinkten die Kampagneros 17 frei verwendbare Songs und boten dazu ein eigenes CD-Cover mit ihrer URL an. Die einzigen Presseveröffentlichungen stammen aus den ersten Tagen nach Gründung der Kampagne.

Man kann also davon ausgehen, dass die Aktion eingeschlafen ist. Aber ist sie überhaupt gestartet? Irgendwelche konkreten Kampagnenziele hat es nie gegeben, die meisten Mitmachmöglichkeiten laufen lediglich darauf hinaus, Links auf die Kampagnenwebseite zu generieren. Weder Künstler noch Musikindustrie werden angesprochen, fundiertes Informationsmaterial fehlt, weitergehende Aktionen wurden anscheinend nie in Angriff genommen. Auch an Kooperationen scheint es kein Interesse gegeben zu haben, wie auch dieses Interview auf jetzt.de zeigt.

Was bleibt? Einige schöne Banner und einige Tausend Links auf eine Webseite.

Was ich heute sage, ist heute zutreffend

Nachdem es nicht mehr zu dementieren war, hat jemand dem Polizei-Pressesprecher gesteckt, dass doch einer seiner Polizisten in Autonomen-Verkleidung enttarnt wurde. Obwohl er gestern noch das Gegenteil behauptet hat.

SpOn zitiert ihn:

Nachdem die Polizei heute bestätigte, dass ein getarnter Mitarbeiter vor Ort ermittelte, sagte Claasen zu SPIEGEL ONLINE: „Das ist ein neuer Sachstand. Was ich gestern gesagt habe, war gestern zutreffend. Was ich heute sage, ist heute zutreffend.“

Und was wird wohl morgen zutreffend sein? Steinewerfen als verfassungsgemäße Informationssammlung?

Ich hab ja gestern noch für möglich gehalten, dass es sich bei der ganzen Meldung um eine Ente handelt. Aber wenn der zuständige Sprecher erst falsch informiert und ganze zwei Tage nach dem Ereignis nur das Notwendigste zugibt, dann sind weitere Zweifel angebracht. Wenn man dazu dann noch die versammelten offiziellen Falschmeldungen der letzten Tage dazuzählt, ergibt das ein wirklich trauriges Bild von der Glaubwürdigkeit der Polizei.

Bildungspolitische Impulse

In dem Deutsche-Startups-Blog gibt es ein Interview mit dem Studivz-Mitgründer Michael Brehm:

Sie gießen aber auch immer wieder Öl ins Feuer. Zuletzt beispielsweise mit der umstrittenen Werbeaktionen für “schülerVZ“. Knapp drei Millionen rosafarbene Post-Its wurden dabei an Schulwände geklebt.

Wir machen sicherlich auch Dinge, die eine traditionelle und konventionelle Firma nicht machen würde. Aber wir haben versucht durch diese Aktion auch auf Themen hinweisen, die Schülern wirklich am Herzen liegen. Deswegen wollten wir die Werbeaktion mit etwas Politischem verbinden. Alle Schüler wurden aufgerufen, die Post-Its mit Wünschen und Anregungen zu beschriften und zurückzusenden. Wenn wir auf diese Weise kleine Impulse in Richtung Bildungspolitik geben können ist das vielleicht auch nicht ganz verkehrt.

Mal ganz abgesehen davon, dass die ach so veralteten Krawattenträger- und Schreibtisch-Firmen sehr wohl solche Aktionen machen und dafür zurecht abgestraft werden, woraus soll denn der bildungspolitische Impuls bestehen? An wen gibt Studivz denn handbeschriebene und im Zweifel zerknüllte Zettelchen weiter – wenn sie denn überhaupt in der Unternehmenszentrale ankommen?

Sehen wir es mal ganz physikalisch: Ein Impuls benötigt einen Leiter. Und Schülervz hat keinen Draht zur Bildungspolitik. Die Impulse können höchstens in die Marketing-Abteilung führen.

PS: Wenn man um Probleme nicht herumreden will, sollte man sich vielleicht nicht unbedingt mit dem Roten Kreuz vergleichen. Ebay wäre beispielsweise viel passender, auch Siemens wäre wohl eine mögliche Referenz für die Probleme von Studivz gewesen.

Word!

Ich bin ja kein Fan davon, anderer Leute Gedanken einfach so weiterzutragen. Immer krittle ich hier, schleife da, streiche dies und ergänze das. Lassen wir das Mal weg.

Gross in Mode scheinen Krawall-Blogs und Google Keyword-Spammer zu sein. Krawall-Blogs pusten mit ordentlich Schmackes banale Inhalts-Mücken zu einer Elefanten-Stampede auf, ein äquivalent zu dem was die Bild-Zeitung jeden Tag so treibt, nur ohne Titten-Bilder. Bei den Google Keyword-Spammern geht es nur vordergründig um Inhalte. Man findet sie häufig bei den SEO-Social Media Diensten, die ja so ganz anders sind wie das Vorbild in Amerika. Sie stellen dort meist wohlgeformte, gutleserliche Texte ein, die aber letztlich vor Allgemeinplätzen, Annahmen und Banalitäten nur so strotzen. Ihre wirkliche Aufgabe ist aber nicht den Leser zu gefallen, sondern einen gewichteten Mix aus Google Keywörtern aufzunehmen, damit sie gut gefunden werden und den Traffic hochtreiben. Mit Bloggen hat das imho wenig zu tun.

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