<share> – oder: Regulieren wir den Datenschutz doch lieber selbst

Groß ist die Aufregung um den Facebook-Button und Herrn Weichert. Ein tolles Sommer-Thema: jeder hat eine Meinung und empört sich wahlweise über naseweise Landes-Bürokraten, über das Datenmonster Facebook, über die unreflektierten egogeilen Webmaster, über die datenvergessenen User, die durchblicksfreien Politiker oder über einfach alle.

Ich hab nie eingesehen, warum ich hier einen Like-Button einbauen sollte. Auch nicht, als es noch del.icio.us-Buttons waren. Wer ein soziales Netzwerk tatsächlich nutzt, soll doch bitte den Button in seinem Browser einbauen. Oder ein Bookmarklet. Die Installations-Schwelle ist nicht wirklich hoch.

Aber ich sehe schon: das erfordert ein paar Klicks mehr. Wenn ich gar eine URL von einem Tab in Google Plus kopiere und dort noch das entsprechende Bild aussuchen muss und vielleicht noch drei eigene Worte dazutippe, komme ich auf 20 Klicks und Tastendrücke. Mindestens. Das ist natürlich unzumutbar.

Also machen wir es doch einfach so: Bauen wir einen Dummy-Button für alle sozialen Netzwerke gleichzeitig ein. Unter jeden Beitrag packe ich einfach einen Tag wie zum Beispiel diesen:

<share>

Im Browser des Users wird daraus der ultimative Share-Knopf. Ist er bei Google-Plus eingeloggt, wird die URL bei Klick sofort zu Google Plus geschickt. Oder Facebook. Oder Myspace. Oder delicious. Oder Tumblr. Oder alle zusammen.

Also arbeiten wir eine Idee, ein Konzept für den Tag aus. Natürlich müssen wir dazu alle APIs studieren. Überlegen, ob wir dem Webmaster die Gestaltung des Buttons überlassen. Wir müssen die Regel festlegen, dass vor dem Klick auf den Button keine Daten übertragen werden. Wer das doch will, kann ja Rockmelt installieren.

Nach einem offenen Diskussionsprozess von maximal zwei Jahren haben wir sicher einen vorzeigbaren Standard, den wir dann dem W3C vorlegen können. Dort landet er dann auf dem Tisch einer Arbeitsgruppe, in der die größten Konzerne ihre Abgesandten platziert haben. Sie werden hier etwas streichen, dort eine Datenschleuse einbauen und sich dann beim nächsten Treffen über gar nichts mehr einig sein. So geht es drei Jahre weiter, die 3D-Fähigkeit des Buttons wird zu Zerwürfnissen führen und jemand rechnet aus wie viel CO2-Ausstoß der Button kosten wird. Die nächste Arbeitsgruppe wird gegründet und – nachdem Google Facebook übernommen hat oder Apple Microsoft werden die Karten neu gemischt. HTML 11.0 steht dann an.

Lange Rede kurzer Sinn: in acht bis zehn Jahren haben wir eine Lösung! So lange muss sich Herr Weichert schon gedulden können, oder?