Tag der Abrechnung

Und wieder Mal die alte Leier

Die Deutsche Telekom will Anbieter von datenintensiven Diensten wie Google und Apple künftig stärker zur Kasse bitten. "Ein gut gemachtes Netzangebot ist am Ende auch kostenpflichtig", sagte Telekom-Chef René Obermann einem dpa-Bericht zufolge dem Manager Magazin. Wenn die Telekom besondere Netzsicherheit oder höchste Übertragungsqualität zum Beispiel für Musik oder Video biete, müsse dies "auch differenziert bepreist werden". Entsprechende Diskussionen mit Diensteanbietern wie Google seien angestoßen.

Das Lustige an der Diskussion ist, dass immer wieder Google als böser Traffic-Nassauer angekreidet wird. Wenn man aber sieht, welche Investitionen Google in die Infrastruktur gesteckt hat, ergibt sich ein ganz anderes Bild.

Teuer für Provider ist es, wenn sie Traffic über vier, fünf oder gar zwölf Hops in fremde Netze transportieren müssen. Wenn sie dagegen Traffic in ihrem eigenen Netz verteilen, ist der Kostenfaktor im Vergleich kaum erwähnenswert.

Nun hat Google aber nicht nur in der ganzen Welt seine Rechenzentren verteilt, sie haben sich auch an direkte Anbindung bei allen möglichen Providern bemüht. Google ist quasi sein eigenes Akamai-Netzwerk – wenn die Telekom mehr als einen Hop außerhalb ihres Netzes gehen muss, um Google zu erreichen, machen sie etwas falsch.

Wenn man also alles ökonomisch durchrechnet und die Trafficleistungen der Parteien genau beleuchtet, könnte – Achtung: das ist eine wilde Hypothese – Google tatsächlich Geld herausbekommen, statt es an die Telekom zu bezahlen.

Apple hingegen müsste hingegen wohl draufzahlen (sei es an die Telekom oder Akamai) – obwohl: die Telekom könnte als Vertriebspartner ja auch die lächerlich großen iPhone-Updates verteilen und so den Traffic ins interne Netzwerk verschieben.

Zwei Interviews zu Wikileaks

CNet hat ein tolles Interview mit John Young von Cryptome.org veröffentlicht. Natürlich bleibt er dabei, dass er Wikileaks gar nicht gut findet, aber darüber hinaus verrät er einiges über seine Philosophie und wie die US-Behörden mit ihm umgingen:

Wikileaks pledges to maintain the confidentiality of sources and stressed that in the presentation over the weekend. Do you offer your contributors the same guarantee?
Young: No. That’s just a pitch. You cannot provide any security over the Internet, much less any other form of communication. We actually post periodically warnings not to trust our site. Don’t believe us. We offer no protection. You’re strictly on your own.

We also say don’t trust anyone who offers you protection, whether it’s the U.S. government or anybody else. That’s a story they put out. It’s repeated to people who are a little nervous. They think they can always find someone to protect them. No, you can’t. You’ve got to protect yourself. You know where I learned that? From the cypherpunks.

So Wikileaks cannot protect people. It’s so leaky. It’s unbelievable how leaky it is as far as security goes. But they do have a lot of smoke blowing on their site. Page after page after page about how they’re going to protect you.

And I say, oh-oh. That’s over-promising. The very over-promising is an indication that it doesn’t work. And we know that from watching the field of intelligence and how governments operate. When they over-promise, you know they’re hiding something. People who are really trustworthy do not go around broadcasting how trustworthy I am.

Meine Lieblingsstelle ist jedoch diese:

Did they criticize you for, well, leaking about Wikileaks?
Young: They certainly did. They accused me of being an old fart and jealous. And all these things that come up, that typically happen when someone doesn’t like you. That’s okay. I know you would never do that and journalists never do that, but ordinary people do this all the time.

Because journalism is a noble profession in all its guises?
Young: That’s right. And there’s no back-biting there.

Der Mann hat Humor.

Das absolute Gegenteil ist das Interview mit Julian Assange, das auf Sueddeutsche.de erschienen ist – und das von Fehlern nur so wimmelt. Wie viel davon auf Assange und wie viel auf den Interviewer zurückfällt weiß ich nicht, aber diese Stelle ist mir doch extrem übel aufgestoßen:

SZ: Fühlen Sie sich in Europa sicher?

Assange: Wir stehen auch hier unter Beobachtung. Wir haben in den letzten Monaten einige Vorfälle entdeckt.

SZ: Was für Vorfälle?

Assange: Wir sprechen nie darüber, was für Vorfälle wir entdeckt haben oder welche wir nicht entdeckt haben.

Wikileaks verbreitet andauernd hysterische Meldungen über angebliche Repressionen, die sich aber im Nachhinein als falscher Alarm herausstellen. Wenn solche Widersprüche nicht addressiert werden, ist der Erkenntnisgewinn eines Interviews ziemlich gering.