Ratschlag zur Sicherheit

Variante A:

Wer jedes Risiko ausschließen wolle, der dürfe allerdings keine gebrauchten CDs verkaufen, sondern müsse sie behalten oder vernichten.

Variante B:

Wer sicher gehen will, nichts illegales zu verkaufen, sollte im Zweifelsfall einfach gar keine alten Iron-Maiden-Produkte verkaufen.

Ich würde sagen, bei dem Ratschlag sollte man jeweils das Wort „verkaufen“ durch „kaufen“ ersetzen.

Enervierende Stille

Viel wird über Warteschleifenmusik gelästert. Aber grade hatte ich zum ersten Mal das gegenteilige Erlebnis. „Ich verbinde Sie mit unserem Pressesprecher…“ tönte es aus dem Hörer und dann Nichts. Stille. Hatte sie mich aus der Leitung geworfen? Hat jemand das Kabel durchgeschnitten? Was nun? Was jetzt? Schließlich meldete sich gut gelaunt und freundlich der nächste Ansprechpartner.

Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass die Unterbrechung nur 30 Sekunden gedauert hat.

Twitterfreiheit

Viel ist über den Twitter-Nutzer geschrieben worden, der illegal den Polizeifunk abgehört und Nachrichten über eine Geiselnahme gleich getwittert hat. Und sich unverschämt auf die Pressefreiheit berufen wollte.

Nun kann man lange über Bürgerjournalismus und Ethikfragen debattieren – aber in meinen Augen ist das hier nicht der Skandal. Das Problem ist viel mehr, dass die Polizei heute immer noch unverschlüsselt sensible Informationen in die Gegend sendet. Dass der Täter die Informationen mit einem kleinen Funkscanner direkt mithört war in diesem Fall wahrscheinlicher als dass er es über Twitter mitliest. Unter der Ägide von Herrn Schäuble und seinen Vorgängern wurden Milliarden Euro verjubelt ohne bis heute zu einem vorzeigbaren Ergebnis zu kommen. Dass der Twitter-Nutzer mitgeschrieben hat, macht nur deutlich wie viele andere heimlich und unbehelligt mithören konnten.

Das Problem: Wenn Polizeireporter und Funkamateure nicht mehr mithören können, geht ein Stück Transparenz und Kontrolle verloren. Hier wäre es an der Zeit, dass Deutschland einführt, was woanders selbst verständlich ist: Einsatzberichte und Alarme so offen und frei wie möglich zu machen. Als in Amsterdam ein Flugzeug abstürzte, ging die offizielle Alarmmeldung der Feuerwehr ganz legal über Twitter, in den USA kann man in öffentlichen Registern nachschlagen, wann und wo denn ein Polizist im Einsatz war.

Hey, Kölnmesse!

messe-wlan

8 Euro für eine Stunde WLAN, 25 Euro für einen Tag. Und das auf der gamescom, die man fast „IT-Messe“ nennen kann. Wo Tausende kaufbereiter Jugendlicher mit iPhone und Playstation Portable durch die Hallen streifen, in denen Computerspiele angepriesen werden, die es nur zum Download gibt. Jugendliche, die ihre Begeisterung gerne ihrem sozialen Umfeld mitteilen würden. Online und in Echtzeit.

Ich verstehe, wenn ein gesichertes Netz mit garantierter Bandbreite für Aussteller extra abgerechnet wird. Aber das? Internetzugang ist kein exotischer Sonder-Service für Business-Kundschaft, es ist eine Basis-Infrastruktur. Wenn ihr das nicht mit den Eintrittspreisen finanzieren könnt, solltet ihr nochmal gründlich kalkulieren. Alleine die zusätzlichen Verkaufsumsätze der Aussteller dürften die Kosten mehr als ausgleichen, die kostenlose Mund-zu-Mund-Propaganda macht das ganze zum No-Brainer. Und das Ganze Papier-Infomaterial, das durch einen simplen Link ersetzt werden kann und doch nur Taschen und Mülleimer verstopft.

Denkt nach, Messeveranstalter. Und das bald!

Wal-Mart und Jon Stewart

Eine ungewöhnliche Allianz, aber Jon Stewart und Wal-Mart ziehen derzeit an einem Strang. Okay, es ist keine Allianz, aber beide arbeiten daran Glenn Beck zu etwas zurecht zu stutzen.

Wer oder was Glenn Beck ist, lässt sich für die Konsumenten des domestizierten deutschen Medien-Marktes kaum erklären. Ein abgefeimter Lügner, der mit plumpesten Mitteln Stimmung gegen alles Linke und vermeintlich Linke macht und damit enorme Einschaltquoten einfährt. Nun hat Beck den Bogen etwas überspannt: In einer Talkshow unterstellte Beck Barack Obama, dass sein Hass auf Weiße sein bestimmendes Handlungsmotiv ist und nannte ihn einen Rassisten. Eine kalkulierte Provokation, die gewiss Einschaltquote und den Applaus einer treuen Fan-Schar beschert.

Die Antwort darauf: Ein Boykott-Aufruf. Linke Gruppierungen riefen – mit Unterstützung des FoxNews-Konkurrenten CNBC – die Sponsoren wie Wal Mart auf, ihre Werbespots zurückzuziehen und Beck so die kommerzielle Grundlage zu erzielen. Die Beck-Fans reagieren mit einem Gegen-Boykott: Wer seine Werbespots zurück zieht, soll bitter dafür bezahlen. Die andere Seite besteht eh nur aus bezahlten Studenten, die von schwarzen kommunistischen Terroristen engagiert wurde, deren geheime Machenschaften von Glen Beck enthüllt wurden. Tatsächlich geben nur Glenn-Beck-Fans richtig viel Geld für die beworbenen Produkte aus.

Doch so ganz leicht wie ein Town Hall Meeting lassen sich Konzerne nicht niederschreien – und so hat ein Dutzend sehr potenter Auftraggeber ihre Werbezeiten bei Glenn Beck gekündigt. Mit geholfen hat vielleicht auch ein Beitrag von Jon Stewart, der wieder sehr schön vorführt, wie Beck seine Fahne nach dem Wind hängt. Ein Jahr, nachdem er die Krankenversorgung in den USA als Todesfalle portraitierte, lobt er das System in den Himmel und schürt die Ängste vor – frei erfundenen – „death panels“ der Obama-Regierung. Ein Publikum, dass solche Widersprüche schluckt, muss schon ein anderes Interesse an Beck haben als die viel zitierte „Wahrheit“, die er angeblich so laut ausspricht.

PS: Ein Anhänger von Glenn Beck fasst seine Faszination so zusammen:

I find the Glenn Beck show on FOX News to be 99.9% pure good stuff! No wonder the Progressive Left despises it.

Glenn makes no pretense to be a “journalist”, but often puts many “journalists” to shame!

He and his crew manage to present analysis and discovery on a daily basis that is exceptional. It is offered for examination…

Recent figures indicate his TV audience is around 2,500,000 per day, that’s pretty good for a cable offering.

Mr. Beck is an entertainer with a distinct flair for introducing controversy and information into his offering.

Kurz zusammengefasst: Weil Beck die Linken ärgert, muss er ja gut sein. Typisch ist die Schere im Kopf der Beck-Fans: Journalisten und Fakten sind im Lager des „liberal bias“, aber Beck deckt auch ohne solche Hindernisse wie Recherche, Konsistenz oder Verantwortung die „truth“ auf.

Freiheit, die ich meine

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel gab der Leipziger Volkszeitung ein Interview. Auf das Spiegel-Titelthema der Woche angesprochen, sagte er dies:

Internetfreiheit steht bei uns ganz oben. Natürlich unter Vorbehalt: Missbrauch jeder Art ist damit nicht gemeint.

Aua. Freiheit umfasst immer auch den Missbrauch. Er ist sozusagen elementarer Bestandteil der Freiheit.

Unbeschränkte Redefreiheit umfasst auch Pornografie. Wenn ich die Grenzen öffne, können auch Straftäter und Billig-Tanker ins Nachbarland. Wenn ich die Steuern um fünf Prozent senke unter der Bedingung, dass alle Manager 10 Prozent ihres Gehaltes freiwillig spenden – dann bin ich in Wahrheit für einen höheren Spitzensteuersatz.

Wenn sich die FDP um vernünftige und wirksame Strafverfolgung kümmern will, um einen vernünftien Konsens rund ums Urheberrecht – dann findet sie sicher bei vielen Beifall. Das Etikett „Freiheit“ darauf zu kleben, ist aber lächerlich.

Internetregulierung – der dritte Weg

Christian Stöcker fegt die Scherben der Print-Kollegen auf und postuliert 10 Thesen zum Internet. Die Nummer 7 lautet:

Die Staaten dieser Welt werden sich nicht darüber einigen, wie das Netz sein sollte

Ein Konsens über akzeptable Inhalte für das Internet ist nicht in Sicht – und er wird sich auch niemals herstellen lassen. Das Moral- und Geschmacksempfinden von Sittenwächtern aus Dubai, Deutschland, China, Schweden und den USA unter einen Hut zu bringen, ist ein utopisches Unterfangen. Wenn man sich auf eine internationale Zensur-Infrastruktur einigen sollte, um das Netz sauber zu halten, an wessen Empfinden sollte sich das Sauberkeitsregime orientieren? An den USA, was Gewaltdarstellungen angeht und an Schweden, was den Sex betrifft? Oder umgekehrt?

Stöcker lässt China, Iran und Nordkorea außen vor und hat trotzdem einen Punkt. Wie sollen die trägen internationalen Vereinbarungen und Regime mit der enormen Geschwindigkeit des Internets mithalten? Selbst wenn die Antigonen Schweden und USA einen Sex-Gewalt-Mindeststandard haben – wie lange wird es dauern, ihn durchzufechten und wer soll ihn durchsetzen? In These 8 wird These 7 wieder eingesammelt, aber ignorieren wir das kurz.

Denn es gibt ihn: den dritten Weg der Netzregulierung. Was ist, wenn sich nicht Schweden und die USA, sondern stattdessen AT&T, Etisalat, Telekom, Freenet und Level 3 ein Bündnis, einen Konsens schließen und die überholten Regeln von TCP/IP und WeWeWeh ein wenig weiter entwickeln?

Die transnationalen Regime des Internet ruhen auf privaten Schultern. Und hier geht es um mehr als reine Moralvorstellungen: Geld. Jeder Triple-Play-Anbieter hat Porno-Kanäle im Angebot. Die Überlegung könnte so laufen: Legen wir YouPorn ein paar Steine in den Weg – kein Verlust. Unsere Kunden schauen eh viel lieber unser lizensiertes und züchtig-unzüchtiges Rammel-Programm zum Pauschalpreis an.

Nachteil: wenn die Mauern hochgefahren werden, wenn Strafzölle in Bandbreite und Hops gezahlt werden müssen, kostet das kurz- und mittelfristig viel Geld. Etwas staatliche Ermunterung fördert neue Geschäftsmodelle ungemein.

Das Urheberrecht der Kobolde

Ich hab mir nochmal den siebten Teil von Harry Potter angehört – und seitdem verstehe ich die Urheberrechtsdebatte wieder viel besser:

Bill: You must be exceptional careful: goblins‚ notion of ownership, payment and repayment are not the same as human ones.

Harry: What do you mean?

Bill: We are talking about a different breed of being. Dealings between wizards and goblins have been fought for centuries. But you know all of that from History of Magic. There has been fault on both sides. I would never claim that wizards have been innocent.

Bill: However, there is a believe among some goblins – and those at Gringotts are perhaps most prone to it – that wizards cannot be trusted in matters of gold and treasure. That they have no respect in goblin ownership.

Harry: I respect…

Bill: You don’t understand, Harry. Nobody could understand unless the have lived with goblins. To a goblin, the rightful and true master of any object is the maker, not the purchaser. All goblin-made objects are in goblin’s eyes rightfully theirs.

Harry: But… if it was bought…

Bill: … then they would consider it rented by the one who paid the money. They have however great difficulties with the idea of goblin made objects passing from wizard to wizard.

Bill: They consider our habit of keeping goblin made objects, passing them from wizward to wizard without further payment little more than theft.

Q.I. und Google Q.A.?

BloggingTom hat gestern die zweifelhaften Geschäfte einer Kölner Firma und die Rolle von Google thematisiert:

Und Google?
Und was meint eigentlich Google dazu, dass über ihr Werbenetzwerk AdSense Werbung für solch unseriöse Geschichten gemacht wird? Doch Google ist bekanntlich ein verschwiegenes Unternehmen – so verschwiegen, dass man sich auch am Google-Sitz in Zürich im Februar nicht zur Sache äussern wollte. Vor rund einem Monat konnte ich via Twitter immerhin Stefan Keuchel, Pressesprecher von Google Deutschland, eine kurze Stellungnahme entlocken (wie @dworni glücklicherweise screenshot-mässig festgehalten hat):

Allerdings scheint das nur ein Lippenbekenntnis zu sein, denn auch heute vormittag sind die Banner auf AdSense noch immer allgegenwärtig. Das deckt sich leider mit den Erfahrungen der Zeitschrift c’t, die Google in Zusammenhang mit dem Abofallen-Portal Opendownload.de um eine Stellungnahme bat

Nun schlug heute morgen tatsächlich eine Werbung für diesen Anbieter bei mir im Feedreader aus – ausgerechnet im Feed von Slashdot:

q-i

q-i-2

Folgt man jedoch dem Link, gerät man auf eine Fehlerseite von Google-Tochter Doubleclick:

410 Link No Longer Available

We’re sorry.
The advertiser link you clicked on is no longer available.

Technisches Versagen oder hat Google den Stecker gezogen?

Und: warum wird jetzt der „Q.I.“ statt des IQ beworben?

Schütteln nicht vergessen

Praktischer Sicherheitshinweis aus dem Kölner Stadtanzeiger:

Darüber hinaus empfiehlt Scheulen jedem Bankkunden, ruhig auch ein wenig am Automaten zu rütteln. „Die Aufsatzgeräte der Betrüger sind ja nicht fest verschraubt. Meist werden sie mit doppelseitigem Klebebande angebracht. Wenn also am Automaten was nicht stimmt, werden die Kunden es merken, wenn sie mal dran rütteln oder ziehen.“

Süßigkeits-Automaten belohnen so viel Vorsicht auch schon Mal mit einem Gratis-Schokoriegel.

Was nicht erwähnt wird: die meisten Betrugsmaschen lassen sich zuverlässig mit Eigenurin vereiteln. Der Geruch von Parkscheinautomaten im ganzen Land belegt, wie gut diese Sicherheitshinweise bei der Bevölkerung ankommen.