Den letzten Trittbrettfahrer beißen die Hunde

Alice Schwarzer hat sich dem Amoklauf in Winnenden angenommen und den entscheidenden Faktor gefunden: Nicht Killerspiele oder Schützenvereine, sondern Frauenhass. Was sie über den Täter weiß, hat sie aus der BILD abgeschrieben – eine zweifelhafte Quelle. Aber Schwarzer hat auch einen wissenschaftlichen Leumundszeugen für ihre schnellstmöglich publizierte These.

Schon im Frühling 2007 schlug der Münchner Neuropsychologe Prof. Henner Ertel Alarm. Sein „Institut für rationelle Psychologie“ macht seit 30 Jahren Langzeitstudien zu den Auswirkungen von Pornografie. Bei der Auswertung der Daten aus den letzten 20 Jahren stellten die WissenschaftlerInnen „eine dramatische Entwicklung in den letzten fünf Jahren“ fest
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Prof. Ertel: „Emotionale Intelligenz und Empathiefähigkeit haben bei den Jugendlichen enorm abgenommen. Sexualität ist heute für die Mehrheit der jungen Männer, aber auch für viele junge Frauen unlösbar mit Gewalt verknüpft.“ Mehr noch: Das allgemeine Einfühlungs- und Mitleidsvermögen sinkt rapide.

Tja – Frau Schwarzer, da hat man Sie leider für dumm verkauft.

Aber es geht noch tiefer: Dem Mainzer Unternehmer Tobias Huch kam Schwarzers Artikel nur recht. Er will mit einer neuen Erotik-Zeitschrift an den Start gehen, für die er gar Kolumnen schreibt. Und in der Erstausgabe beklagt er sich bitter über die Trittbrettfahrerin Schwarzer:

Man könnte vermuten, dass sie auf billige Art und Weise die verschwindend geringe Auflage ihres Pamphlets pushen möchte…

Diesen Schuh kann sich Huch getrost selbst anziehen.