Pre-Order-Interview

Vor ein paar Wochen machte ich mir schon Gedanken über die fehlenden Werbekunden bei Comedy Central. Neue Werbespots sind zwar nicht dazu gekommen, aber offensichtlich hat man bei Viacom neue Wege der Refinanzierung gefunden:

pre-order

Ein Pre-Order-Link in der Programmvorschau? Das ist wirklich kreativ. Früher wurden die Produkte lediglich während des Interviews in die Kamera gehalten.

Einer der besten Experten…

Stern.de hat Bert Weingarten zu einer neuen tollen Entdeckung aus dem Hause PAN AMP interviewt: der GPS-Bombe. Dass die Autorin nicht unbedingt die seriöseste Quelle gefunden hat, hat stern.de wohl spätestens nach Protesten im Forum mitbekommen. Flugs wird der Experte ein wenig degradiert:

Weingarten-Lebenslauf um 16:30 Uhr:
stern-weingarten2

Weingarten-Lebenslauf um 17:00 Uhr:
stern-weingarten1

Auf der Startseite ist der Nonsense allerdings immer noch verlinkt.

Nachsitzen, Tagesthemen

Gestern in den Tagesthemen:

tagesschau-gps

„Einige Handys verfügen über GPS. Die Satellitenortung liefert die genauesten Daten. Satelliten im All verfolgen die Position des angepeilten Telefons und geben dessen Standort auf den Meter genau weiter.“

Nein, Herr Sonnenberg, so funktioniert GPS nicht. Die Satelliten peilen nicht an, sie sind sozusagen Leuchttürme im All. Wenn die Position übermittelt werden soll, muss man sie schon auf einem anderen Weg senden. Für einen Beitrag über Geolokalisierung und Datenschutz sind solche Informationen eigentlich essentiell.

PS: Die Kollegen vom Weltspiegel haben den gleichen Fehler gemacht – was die Sache nicht besser macht.

Die unkritische kritische Masse

Kai Gniffke im tagesschau-Blog:

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich in solchen Fällen gerade hier im blog oft wohltuende Bestärkung und Ermutigung bekomme. Insofern könnte ich es mir einfach machen und hier wieder genau erklären, warum wir den Fall Kardelen nicht in der Sendung hatten. Es gäbe sicher Schulterklopfen für so viel Verantwortungsbewusstsein und Reinheit in der Tagesschau.

Wer kritisiert oder beleidigt werden will, muss nur ein Blog eröffnen. Doch irgendwann wird die Schwelle zur kritischen Masse überschritten – und die Masse wird unkritisch. Zwar gibt es unter Dutzenden oder Hunderten Kommentaren noch Kritik, die geht aber restlos unter, versinkt im Sumpf des Blog-Konsenses. Denn die meisten Leser suchen sich doch lieber die Community, die sowieso ihrer Meinung entspricht. Gegen diesen selbstverstärkenden Mechanismus anzukommen, ist nicht leicht.

Alpha-Journalisten

Jan Feddersen vorabdruckt in der taz:

Niggemeier, 1969 geboren, in jenem Jahr, als Willy Brandt zum Kanzler gewählt wurde, ein Jahr nachdem die Studentenbewegung die Bild-Zeitung als Hassobjekt Nummer eins ausgemacht und „Enteignet Springer!“ gerufen hatte, erzählt bereitwillig, wie er dazu kam, sich mit dem Marktführer aller Boulevardmedien anzulegen.

Würde ich fürs Feuilleton schreiben, würde ich es wohl Feuilletonitis nennen.

Der Boulevard in der Nachbarschaft

Ein Jahr lang war sie medial verschollen – jetzt ist sie wieder da: die BILD berichtet unter Berufung auf „Die Neue“ ausgiebig über Gaby Köster. Zwar weiß das Boulevardblatt nicht wirklich viel, fabuliert aus ein paar Faktenfetzen einen „Liebesurlaub“ zusammen.

Die seltsam lückenhafte Klatschgeschichte ist nicht überraschend – wahrscheinlich mussten die Autoren um Einstweilige Verfügungen herum schreiben. Kösters Anwalt wird es aber nicht allzu schwer haben, neue Verfügungen zu beantragen:

Doch seit der Rückkehr aus dem Urlaub zeigt sich Gaby Köster ganz behutsam wieder in der Öffentlichkeit!

Nachbarn und Passanten in ihrer Kölner Wohngegend erleben eine lebensfrohe Fernsehfrau, die sich nicht versteckt und versucht, die täglichen Angelegenheiten des Lebens ohne Hilfe zu regeln.

Merke: Wenn die Nachbarn jemanden sehen können, ist das für BILD „Öffentlichkeit“. Und wenn man ein Jahr nicht mehr im Fernsehen zu sehen war, ist man eben zu Hause eine „Fernsehfrau“. Mal sehen, wie lange der Artikel dem Blick eines Richters standhält.

PS: Da lag ich wohl daneben: der Artikel ist weiterhin online.

Hey, ihr Map-linge

Ich kenne eine Straße, die ihr nicht kennt. Sie verläuft parallel zur Stauderstraße, zwischen Luxemburger Straße und Zülpicher Straße, direkt am Chemischen Institut der Universität zu Köln vorbei. Es ist der Hans-Mayer-Weg.

hans-mayer-weg

Der Stadtplandienst kennt ihn gar nicht und zeigt eine sehr verzerrte Sicht des Terrains, Google Maps kennt zumindest seine Lage und OpenStreetmap kennt die Lage des Weges, benennt aber weder ihn, noch die Stauderstraße.

Arbeitet dran.

PS: Ein fleißiger OpenStreetMap-Aktivist hat beide Namen nachgetragen. Wer selber meckern will: hier lang“.

BKA: DNS heißt VDN

Der Chaos Computer Club hat einen Entwurf des Vertrags veröffentlicht, den das BKA mit den Providern abschließen möchte, die sich an der ersten Runde von Kinderporno-Sperren beteiligen.

Kurze Zusammenfassung:

  • Das BKA stellt den Providern werktäglich bis 10 Uhr eine Liste von „Vollqualifizierten Domainnamen“ zur Verfügung. Die Provider haben sechs Stunden Zeit, die neue Liste einzuspielen. Diese Verzögerungen werden die Maßnahme jedoch weitgehend ins Leere Laufen lassen.
  • Die DNS-Sperre ist nicht das einzige Mittel. In Paragraph 3 heißt es:

    Die Sperrmaßnahmen erfolgen mindestens auf Ebene des VDN. Der ISP entscheidet auf der Grundlage des jeweiligen Stands der Technik, auf welche Weise die Erschwerung des Zugangs vorgenommen wird. Dabei stellt der ISP sicher, dass eine mögliche Beeinträchtigung der Rechte unbeteiligter Dritter auf das nach dem jeweiligen Stand der Technik unvermeidbare Minimum begrenzt wird.

    Das heißt: das BKA hätte gerne bessere Filterungs-Optionen – wie zum Beispiel das britische Cleanfeed-System, das nicht nur ganze Domains, sondern einzelne Dateien blockieren kann. Das Problem: Da laut Vertrag nur die Domainnamen geliefert werden, kann der Provider keine Filterung nach Hashes oder IP-Nummern draufsetzen.

  • Um grundgesetzlich unzulässige Eingriffe in die Telekommunikation zu vermeiden, möchte das BKA mit der Sperre so wenig zu tun haben wie möglich. Die Server der Stopp-Seite werden von den Providern selbst betrieben, die IP-Nummern der vermeintlichen Konsumenten von Kinderpornos werden nicht ans BKA weitergegeben:

    Dem Bundeskriminalamt sind jeweils montags bis 12.00 Uhr Statistiken über die Anzahl der abgewehrten Zugriffe pro Tag unter Benennung der Zugriffsziele für die vergangene Woche zu übersenden.

    Das Problem: Ein Loggen der IPs beim Provider ist nicht verboten. Ein zuständiger Admin kann – Schweigeverpflichtung hin oder her – mit den Daten seine eigenen Geschäfte machen. Bei einer Handvoll Provider ist das Problem vielleicht zu kontrollieren, aber kaum bei einer 100-prozentigen Umsetzung, die jeden Mini-Provider einschließt.

  • Im Falle von Störungen gibt es ein kleines Problem: Paragraph 5 lautet:

    Sollten das Bundeskriminalamt oder der ISP Umstände feststellen, die eine ordnungsgemäße Vertragsdurchführung gefährden (Störung), sind beide Parteien verpflichtet, einander hierüber unverzüglich in Kenntnis zu setzen und geeignete Maßnahmen zur Beseitigung der Störung zu unternehmen. Betrifft die Störung die vom Bundeskriminalamt nach § 1 Abs. 1 S. 1 erstellte Sperrliste, verwendet der ISP bis zur Beseitigung der Störung die zuvor vom Bundeskriminalamt bereit gestellte und umgesetzte Sperrliste.

    Laut Paragraph 3 Absatz 6 ist der Provider aber verpflichtet die Liste vom Vortag „unverzüglich zu löschen“. Sprich: wenn die Störung auftritt und die BKA-Verantwortlichen gerade nicht erreichbar sind, kann der Provider seinen Pflichten nicht nachkommen.

Bye Giga

Giga wird abgeschaltet. Und Giga-Chef Stephan Borg blickt zurück:

Hier ging es nicht um langweilige Web 2.0 Anwendungen, sondern darum gemeinsam eine Idee zu leben.

Oh, ich erinnere mich da an das Hauptstadtstudio direkt am Brandenburger Tor. Das war echt nicht langweilig, aber der cringe-Faktor war verdammt hoch. Diese besondere Idee lebt freilich weiter als „RTL2-News“.

Die Kinderporno-Bots

Netzpolitik.org über die Bundestagsanhörungen zum Thema Kinderporno-Sperren:

Laut Maurer wird Kinderpornografie im Netz per Botnet-Spam beworben, die Links zu entsprechenden Seiten beinhalten. Eine Sperrung der Seiten mittels Stopp-Seite könne User in einer solchen Situation auf die Unrechtsmäßigkeit hinweisen und Access-Versuche gleich noch protokollieren.

Das klingt logisch. Die pauschale Sperrung für Kinderporno wird durch massenhaften Spam bedingt. Ich hab zwar nie solchen Spam gesehen, aber es klingt logisch. Dann gehen die BKA-Erläuterungen aber weiter:

Nach seinen Vorschlägen schickt schickt das BKA dann täglich 10 Uhr eine Liste mit Domains auf sicherem Weg an ISPs, welche diese dann innerhalb von 6 Stunden in ihr Filter-System pflügen, damit die Seiten spätestens 24 Stunden später für Endnutzer gesperrt sind.

Nach den Informationen die ich bekommen habe, sind die allermeisten Kinderporno-Seiten – von denen übrigens 80 Prozent in den USA gehostet werden – nur wenige Stunden erreichbar. Ein täglich aktualisierte Liste kann hier keinen Blumentopf gewinnen. Das BKA bekäme dann nur noch eine Statistik, wie viele Leute vermeintlich einen Tag zu spät auf Porno-Spam klicken.

Aber das ist vielleicht nicht schlecht. Denn würden die Mechanismen wirken und den Kinderporno-Verkäufern das Wasser abgraben, wären die Kriminellen technisch schon längst drei Schritte weiter. Zum Beispiel hat Microsoft grade eine Belohnung von 250.000 Dollar auf den Autoren des Conficker-Wurms ausgesetzt. Der generiert immer neue Domainnamen, auf denen er Anweisungen sucht. Im Prinzip kann diese Technik auch zum bulletproof hosting eingesetzt werden. Steigt auch nur ein Kinderporno-Verbreiter auf diese Technik um, wird die Filtertliste nicht 5000 bis 10000, sondern Millionen Einträge haben müssen. Die Kosten für die Kriminellen sind relativ gering.