Beifallheischend

Die Netzeitung hat etwas an der „beifallheischenden“ Häme von Letterman einzuwenden:

Anstatt seinen Gast aber vor sich selbst zu schützen, führt der TV-Moderator seinen Gesprächspartner in den knapp sieben Minuten, die auch im Internet zu sehen sind, komplett vor. Nach einigen Witzen über den Vollbart «Juckt es?», auf die Phoenix gar nicht oder nur peinlich berührt reagiert, lockt ihn der Talkmaster in eine Art Falle: «Toller Film, den Du da gemacht hast, mit, na, wie heißt sie noch?», so Letterman scheinheilig. Und tatsächlich, Phoenix schien sich nicht an den Namen seiner Film-Partnerin Gwyneth Paltrow zu erinnern, Letterman muss ihm unter lautem Lachen des Publikums helfen.

Ekelhaft, was? Und deshalb muss der Auftritt nicht nur ausführlich geschildert, sondern auch als YouTube-Video eingebunden werden. So kann das hämische Netzeitungs-Publikum hämisch johlen und die ehemaligen Altpapier-Leser der redaktionellen Distanzierung ihren Beifall zollen.

RTL und ich

Die Überschrift ist irreführend – denn eigentlich wohnen RTL und ich in unterschiedlichen Sphären. So lese ich bei heise:

Mit einem ähnlich hohen Beliebtheitsgrad können die Multimedia-Plattformen YouTube und Clipfish aufwarten 87 % respektive 78 %. YouTube konnte seit der letzten Untersuchung um fast 30 Prozent zulegen.

78 Prozent kennen Clipfish? Ich wohne quasi im Internet und mir ist die Seite bis auf ihre Existenz fast unbekannt. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich da mal einen Clip angesehen habe oder auch dass mir irgendjemand mal einen Link darauf gezeigt hätte.

Gleiches Phänomen bei Wer-kennt-wen – fünf Millionen Nutzer und ich kenne keinen einzigen davon. Ich habe schon oft von StudiVZ und Facebook reden gehört, aber nie von Wer-kennt-wen. Keine Einladung, kein zufällig mitgehörtes Gespräch im Fitnessstudio – nichts.

Der gemeinsame Faktor: Beide Portale gehören RTL. Ich besitze zwar noch einen Fernseher – wann bei mir das letzte Mal RTL lief, ist mir aber unbekannt. Auf welchem Programmplatz ich den Sender abgespeichert habe – keine Ahnung. Und so bekomme ich die zahlreichen Werbespots nicht mit, die RTL in eigener Sache so schaltet.

Aber reicht das schon? Kann das ach so tot gesagte Fernsehen ohne Probleme durch repetetive Werbespots die Web 2.0-Erfolge aus dem Boden stampfen? Oder sind viele Menschen von Natur aus RTL-Zuschauer und leben glücklich in einer Welt, die mir fremd ist? Verpasse ich da vielleicht etwas?

clipfish

Ähm, ja. Offenbar nicht.

Twitter ist nicht CNN

Eine weitere Twitter-Lobeshymne:

And then I noticed something on Twitter Search. The first person was “manolantern,” who, at 12:33 local time, posted, “I just watched a plane crash into the hudson rive (sic) in manhattan.” After that, the updates were unceasing. Some fifteen minutes before the New York Times had a story on its website (and some fifteen hours before it had one in print), Twitter users who witnessed the crash of US Airways Flight 1549 were giving me updates in real time.

Um zu wissen, dass auf Twitter neue Updates zu finden sind, musste der Autor gezielt danach suchen, nachdem er – wahrscheinlich über CNN – davon hörte. Den mutmaßlichen Original-Tweet zum Absturz bekamen ein paar Dutzend Follower in real time zu Gesicht – während das Flugzeug vor der Medien-Metropole der Welt notwasserte.

Twitter ist kein Ersatz für NYTimes und CNN, die Augenzeugenberichte haben kaum Reichweite und Glaubwürdigkeit. Twitter ist ein schönes Tool – man sollte es nicht mit untauglichen Vergleichen nieder machen.

Qualitätsjournalist

Heute habe ich mal wieder das Wort „Qualitätsjournalist“ gehört – und dachte: das ist ein Kampfbegriff. Sollte es je im Duden auftauchen, muss der erste Teil kursiv gedruckt werden, damit die Ironie auch typografisch tropfen kann. Qualitätsjournalist – als wüssten Journalisten noch, was Qualität ist…

Eine Google-Suche scheint mich zu bestätigen: Lauter Lästereien. Der erste Link ist jedoch deprimierend: er führt tatsächlich zum Online-Angebot der Schwäbischen Zeitung. Genauer gesagt: zu einer Fehlermeldung: Error 404 – der gewünschte Inhalt wurde nicht gefunden.

qualitatsjournalist

Gibt es Qualitäts-SEO?

Facebook macht sogar den Spam persönlich

Kelvin hat dir eine Nachricht gesendet.

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Betreff: Re: Family Claim

Re: Family Claim

From the Legal Desk Of Bar.Kelvin Koffi Esq ,
(Principal Partner)
Keffi & associates
(Legal Practionnal/Advocates)
Lome Togo. West Africa.
+228 922 27 08.

Hello Kleinz Family,

As it may be of your keen interest. I am Bar.Kelvin Koffi Esq, a solicitor at law, personal attorney to Mr.P.B. Kleinz, a national Of your country and a contractor with Togo Regional Water Scheme in Lome Togo.

Here in after shall be referred to as my client. On the 21st of Feb 2002, my client,his wife and their only daughter were involved in a car accident along Nouvissi express Road. All occupants of the vehicle unfortunately lost there lives. Since then I have made several enquiries to your embassy here to locate any of my clients extended relatives,

this has also proved unsuccessful. After these several unsuccessful attempts,I decided to track his last name over the Internet, to locate any member of his family hence I contacted you. I have contacted you to assist in repartrating the fund valued at US$20.5 million left behind by my client before it gets confisicated or declared unserviceable by the (AFRICAN DEVELOPMENT BANK ADB-LOME TOGO) where this huge amount were deposited.

The said (AFRICAN DEVELOPMENT BANK ADB-LOME TOGO) has issued me a notice to provide the next of kin or have his account confisicated if no response within their next Board Meeting. Since I have been unsuccesfull in locating the relatives for over 4 years now, I seek the consent to present you as the next of kin to the deceased since you have the same names, so that the proceeds of this account can be paid to you. Therefore, on receipt of your positive response, we shall then discuss the sharing ratio and modalities for transfer.

I have all necessary information and legal documents needed to back you up for claim. All I require from you is your honest cooperation to enable us see this transaction through. I guarantee that this will be executed under legitimate arrangement that will protect you from any breach of the law.

Please get in touch with me directly at my private email for more details. kelvin.koffi@yahoo.com and call me immediately on +228 922 27 08.

Best Regards.
Bar.Kelvin Koffi,
Lome Togo.

Darf Hugh Grant einen Facebook-Account haben?

Die Geschichte geht grade durch die Medien. 90000 „sex offender“ wurden aus MySpace verbannt – aus Sorge, dass sie dort Kinder als Opfer suchen. Techcrunch
schließt sich der Jagd an und verfolgt – dank erfolgreicher PR-Arbeit eines Datenbank-Dienstleisters – die Täter auf Facebook.

Sentinel’s technology is the foundation for Sentinel SAFE, the software MySpace uses to identify sex offenders on its site. Sentinel SAFE is a database of more than 700,000 registered sex offenders in the U.S., complete with names, photos, dates of birth, email and IM addresses (when available), and more than a hundred other data points. Cardillo took the 90,000 sex offenders who were removed from MySpace and started looking for them on Facebook.

Klingelt da nicht etwas? „700,000 registered sex offenders“, das sind über zwei Promille der US-Bevölkerung. Entweder sind die Amerikaner ein Volk der Pädophilen oder man fischt im Trüben. So dürfte wohl Hugh Grant ebenfalls in den Dateien stehen, nachdem er mit einer Prostituierten erwischt wurde. Oder der Vierjährige, der eine Frau in Texas sexuell belästigt haben soll.

Ein Glück, dass die Sentinels unsere Kinder vor solchen Triebtätern bewahren.

RTL2 muss nicht sein, Arroganz aber auch nicht

Spannende Idee: Ein Fernseh-Programm ohne RTL2, dafür mit einem Radio-Programm. Bei den Verlagen sind die Macher abgeblitzt, nun suchen sie im Internet Abonennten.

Prinzipiell würde ich zum sehr interessierten Kreis gehören. Aber warum kann man die wenigen Muster-Seiten nicht lesen? Gerade die Programmauswahl ist angesichts immer neuer Digitalkanäle die Quadratur des Kreises. Wenn die Programm-Macher nicht mal verraten, welche dieser Kanäle sie denn bemerkenswert finden oder dem künftigen Leser die redaktionelle Aufarbeitung des Programms eines beliebigen Tages zeigen können, sollen wir wohl die Katze im Sack kaufen. Oder erwarten sie, dass wir uns ins Layout verlieben?

Zudem scheint mir das Konzept überladen und ein wenig etepetete. Autoren-Texte von Charlotte Roche über Simone de Beauvoi interessieren mich nicht. Die sonstigen Themen: Dschungelcamp und Radio-Tatort. Nicht vielversprechend.

Und ist es nicht arrogant, wenn die Jungverleger zwar im Internet um Abonnenten werben, im Heft-Konzept die „neuen Medien“ aber komplett ignorieren? Stattdessen wird ein bundesweiter Theater-Kalender auf zwei Seiten gedruckt. Wohl für Leute, die auf dem Weg nach Bayreuth mal eben die Medienentwicklung verschlafen.

PS: Ich hab mir jetzt einen digitalen Videorekorder bestellt. Wozu brauche ich überhaupt noch Tageslistings?

Google down? Nicht möglich.

Als ich gestern in kurzer Folge fünf Kommentare zu einem relativ alten Eintrag bekam, wusste ich: da stimmt was nicht. Und in der Tat: die Websuche Nummer 1 war disfunktional. Weltweit. Bis zu 55 Minuten lang!

Der Leser oliselli kommentiert meinen Artikel bei Focus Online so:

Das ist mir bisher noch nie passiert. Ich war dann auch tatsächlich so perplex, daß ich eine Systemwiederherstellung am Computer vornahm, im Glauben, es läge an der Technik. Als dieses keine Änderung brachte, zog ich tatsächlich auch in Erwägung, daß es an Google selbst liegen könnte. Mit Yahoo ging es denn auch vorzüglich.

Erster Gedanke: Wie viele Windows-Installationen wurden gestern wegen dieses Hickups auf den Kopf gestellt? Und wie viele Norton-Pakete wurden extra verkauft?

Zweiter Gedanke: Ein Glück, dass so etwas dem BKA nicht passieren kann. Und falls doch ist der Fehler sicher in weniger als 55 Minuten Stunden behoben. Garantiert.