StudiVZ – Mal was positives

Um nicht in den Ruf eines Mecker-Bloggers zu geraten: ich sehe durchaus auch positive Entwicklungen.

So hat StudiVZ seine Privatsphären-Optionen überarbeitet. Um personalisierte Werbung abzuschalten, muss man nur noch die Privatsphären-Einstellungen aufrufen, dort auf den Kartenreiter ganz rechts klicken, sich das Kleingedruckte sehr genau durchlesen, den untersten Link klicken und anschließend gegen den subtil formulierten Ratschlag von StudiVZ handeln. (Wenn man auf den vorletzten Link klickt, kann man auch den Emails mit den Botschaften der StudiVZ-Werbepartner widersprechen.)

Neue Werbeeinstellungen bei StudiVZ

Das klingt nicht besonders positiv, meint Ihr? Nun, vorher sah es so aus.

Zoomer bessert na

Eigentlich sollte die Überschrift lauten „Zoomer bessert nach“, aber das stimmt nur zur Hälfte.

Was ist passiert? Nach meiner ausführlichen Anleitung, wie man personalisierter Werbung auf Zoomer widersprechen kann, meldete sich Frank Syré, Chefredakteur von Zoomer.

Danke für den Hinweis, wir werden die “Ja”-Zeile noch deutlicher formulieren, damit klar wird, dass es mit dem “Nein” zusammenpasst, und die nachträgliche Aufhebung der Zustimmung bauen wir auch noch ein.

Nun sieht die Anmeldung so aus: Man muss immer noch auf einen separaten Link klicken, um die Widerspruchmöglichkeit angezeigt zu bekommen. Aber das Kreuzchen ist mit mehr Text und einer Fußnote versehen.

Zoomer na-gebessert

Leute die das Kleingedruckte sehr genau lesen, haben nun eine realistische Chance, die zwei Kreuzchen richtig zu setzen. Alles in allem aber nur eine graduelle Verbesserung – die Option ist nach wie vor versteckt und unnötig kompliziert. Nachträglich kann man der Werbung immer noch nicht widersprechen.

Mal sehen, wann aus „bessert na“ ein „bessert nach“ wird – ich bin gespannt.

Wie man personalisierter Werbung widerspricht – Beispiel: Zoomer

Der Verwendung von Profildaten von Werbezwecken kann man widersprechen. Die Anbieter möchten das aber nicht. Also machen sie es uns nicht so einfach.

Neustes Beispiel ist Zoomer, die neue Nachrichten-Seite aus dem Hause Holtzbrinck. Bei der Registrierung finden wir diesen Kasten, der über die Verwendung der Profildaten zu Werbezwecken hinweist.

Zoomer Datenhinweis

Einfach nur ein Ja – keine Alternative sichtbar. Also kann man doch nicht widersprechen, oder? Oh doch, man muss nur auf den Link ganz unten klicken, und schon sieht die Sache anders aus:

Aufgeklappt

Huch – da ist ja plötzlich noch eine Option. „Nein“ ankreuzen – und fertig? Weit gefehlt. Wer mit dieser Kombination die Registrierung abschließen will, bekommt eine Fehlermeldung. Eingabe erforderlich!

Die Lösung ist ganz einfach: Zu dem „Nein“, muss man auch das „Ja“ ankreuzen. Man stimmt ja dem Gesamtvertrag ohne die Verwertung zu Werbezwecken zu.

Heute morgen reichte aber auch das nicht, da sah es bei einer Ablehnung der Werbung schlichtweg so aus:

Zoomer 3

Ohne Zustimmung zu personalisierter Werbung konnte man sich gar nicht anmelden. Das haben die Zoomer-Mitarbeiter inzwischen aber gelöst.

Ach ja: Nachträglich kann man die Zustimmung nicht mehr aufheben. Man muss erst seinen Account deaktivieren und sich ganz neu anmelden. Profildaten, Username und geleistete Beiträge sind dann natürlich weg.

Irreführende Preise: Ryanair offline

Ich frage mich ja schon länger, warum die meiner Ansicht irreführende Werbung der so genannten „Billigfliegern“ so lange toleriert wird. Die Briten werden jetzt tätig – und sie setzen die Daumenschrauben an, wo es richtig wehtut.

Ryanair muss seine Webseite drei Tage lang schließen, weil die Firma Verbraucherschutzrichtlinien verletzt hat. Während dieser Zwangspause wird die Firma ihre Internetpräsenz anpassen.

[…]

Das OFT hatte im vergangenen Jahr 13 Fluggesellschaften, unter ihnen auch Ryanair, aufgefordert, ihre Buchungsseiten so zu ändern, dass die dort beworbenen Preise dem tatsächlichen Endpreis entsprechen. Bis Ende Januar stellten 12 Fluggesellschaften ihre Internetpräsenz dementsprechend um. Nur Ryanair blieb diese Umstellung schuldig und verwies auf „technische Schwierigkeiten“.

StudiVZ-Mitglieder klaglos oder ahnungslos?

Eben ist folgende Meldung hereingeschwappt.

Die breite Masse von Social-Community-Mitglieder hat gegen die Vermarktung ihrer persönlichen Daten nichts einzuwenden. Es war offenbar nur ein Sturm im Wasserglas, den einige Protestanten Ende vergangenen Jahres gegen die neuen AGB bei der Studentencommunity StudiVZ da auslösten. Die Mehrheit der StudiVZ-Mitglieder macht die neuen Werbestrategie jedoch sang- und klanglos mit.

Zur Realitätskontrolle habe ich mich mal bei StudiVZ eingeloggt. Zwar muss man nun die neuen AGB akzeptieren, über die neue Verwendung der persönlichen Daten erfährt der Nutzer erst nach ausgiebiger Lektüre etwas. Und wie man das Ganze abschaltet, steht auch nicht oben in den FAQ, sondern unten, im Kleingedruckten.

StudiVZ AGB-Einstellungen

Nach 10 Minuten ausführlichen Suchens konnte ich die in erwähnte Option „Einstellungen zur Verwendung meiner Daten“ nicht finden. Weder auf der Startseite, nicht im eigenen User-Profil, auch nicht unter dem Punkt „Privatsphäre“ oder „Datenschutz“.

Erst Google brachte mich weiter: In dem Blog Suchtwolke habe ich eine Klick-für-Klick-Anleitung zum Auffinden der Werbeeinstellungen gefunden:

1. Einloggen

2. Ganz unten in der Leiste, die mit “Presse” beginnt und mit “Verhaltenskodex” endet, auf “Datenschutz” klicken.

3. Dort dann auf [ Datenschutz-Erklärung ] klicken.

4. Ganz unten auf [ Einstellungen zur Verwendung meiner Daten ] klicken.

5. Alle Häckchen ausstellen und die Sache speichern – fertig.

Sprich: Die Einstell-Möglichkeit wurde gezielt versteckt. Wer die Datenschutzerklärung findet, muss erst zwei Seiten nach unten scrollen um dort den ganz kleinen Link auf die Einstellungs-Seite zu finden.

Das Unternehmen glaubt offenbar nicht daran, den User selbst entscheiden zu lassen und baut darauf, dass die Kommunikation auf der Plattform denkbar schlecht ist. Wäre es anders, hätten sie die Optionen schlichtweg in die Privatsphären-Einstellungen integriert oder wenigstens in den FAQ einen Link auf die Einstellmöglichkeiten gesetzt.

Dass die Strategie funktioniert, ist dennoch deprimierend. Vielleicht auch für die Werbekundschaft – wer auf solche Tricks reinfält, wird nie zum zahlungskräftigen Kunden werden.

Am Werben hängt, zum Werben drängt doch alles

Das ging ja schnell: kurz nach dem Einstieg der Samwer Brüder beziehungsweise ihres European Founders Funds bei Facebook erreicht mich diese Pressemitteilung von Adscale:

Zudem geht die AdScale GmbH in die zweite Finanzierungsrunde. Bereits vor dem offiziellen Launch und in der aktiven Startphase im September 2007 wurden die Gründer durch die Internet-Investoren Holtzbrinck Ventures und European Founders Fund unterstützt. Seitdem hat sich viel getan: […] Beeindruckt vom bisherigen Erfolg und aufgrund ihrer sehr guten Zukunftsperspektive, unterstützen die beiden bisher wichtigsten Investoren noch einmal die AdScale GmbH mit einem mittleren einstelligen Millionenbetrag.

Die Musikindustrie zeigt den Finger

Eben erreicht mich eine Pressemitteilung:

Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) präsentiert sich ab sofort in neuem Gewand. Zentrale Elemente des komplett überarbeiteten Corporate Designs sind das neu entwickelte Logo und die runderneuerte Website unter www.musikindustrie.de. Übersichtlich gegliedert in die Bereiche Politik, Recht, Kultur, Statistik, Verbraucher, Publikationen, Presse und Über Uns liefert das neue Internetangebot themen- und zielgruppenorientiert eine Fülle von Informationen rund um den deutschen Musikmarkt.

Aha, denke ich und klicke doch schnell einmal dahin. In der Tat: die neue Seite sieht wesentlich besser aus als die alte. Modernes Design, ein animiertes aber nicht zu aufdringliches Logo, dezente Farbgestaltung. Sogar eine kleine Tag-Wolke ist am Fuß der Seite zu finden.

IFPI-Redesign

Und oben der Dauerbrenner des Bundes der Steuerzahler: die Schäm-Dich-Uhr. Ein kleiner Flash-Zähler zeigt an, wie viele illegale Downloads seit Anfang des Jahres 2007 nach Verbandsberechnung über den Internet-Äther gingen. Natürlich nach Verbandsberechnungen. Jede Sekunde springt er um 12 bis 13 Zähler nach oben.

Da HTML auch in Zeiten von Web 2.0 noch nicht verdongelt und verDRMt ist, kann man sich das den Zähler auch separat anzeigen lassen. Dank Flash passt er sich immer optimal der Fenstergröße an:

IFPI- Dowloadzähler

Moment mal, was ist denn das links oben? Auf der Webseite war das doch eben nicht zu sehen? Zoomen wir etwas näher heran.

IFPI- Dowloadzähler

Die Botschaft ist klar: Die Musikindustrie zeigt uns den Finger. Und das nicht mal offen, sondern versteckt.

PS: Der Stinkefinger ist am Dienstag wieder verschwunden.

DWS == Disclaimer WuzzieS?

Die Hürde für den Dümmsten Disclaimer in Digitalistan ist hart umkämpft, aber DWS GO ist ein heißer Aspirant. Kunden die auf die Werbung für ein iPhone-Zertifikat anklicken, gelangen auf diese schöne Startseite:

DWS GO Disclaimer

Nochmal im Volltext:

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Das i-Tüpfelchen ist dann noch die Fußnote:

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