Der Kolumbus-Betrug!

Dass BILD-Werbung das Prädikat dumm-dreist verdient, wissen wir ja schon lange. Dieses Exemplar erscheint aber ungelenk:

„Das ist nicht Indien!“ – Okay, das sind vier einfache Worte und dazu kommt ein Ausrufezeichen. Die Überschrift kommt zwar ideellen Analphabeten entgegen, aber als BILD-Schlagzeile ist sei dennoch nicht ganz glaubhaft. Wo bleiben Sex, Crime und Niedertracht? Ich schlage diese Alternativen vor, die es wirklich auf die BILD-Titelseite schaffen könnten:

Wie wäre es mit der ethnologischen Variante?

Nackte Brüste, wilde Tänze – So treibt es die Neue Welt!

Oder Verbraucheraufklärung? Die Exklusiv-Enthüllung!

Der Amerika-Betrug – Ist es doch nur Indien?

Gerne genommen: die menschliche Tragödie:

Die See ist seine Braut – Ehe-Aus für Kolumbus!

PS: Die Bebilderung ist bemerkenswert authentisch, sie passt zu den Standards des beworbenen Mediums: Denn das Bild wurde 400 Jahre nach dem Ereignis aufgenommen, ist romantische Fantasie und keine Dokumentation. Aber da niemand wirklich weiß, wie dieser Kolumbus eigentlich aussah, ist die nicht gekennzeichnete Verwendung eines Symbolfotos ja mehr als legitim.

Symbolfoto – fast vollständig

Manager sind in Deutschland doch unbekannte Wesen. Deshalb entschied sich die Internet-Redaktion des SWR, einer Meldung über den Freispruch des ehemaligen EnBW-Chefs Utz Claassen nicht einfach mit einem Portraitfoto zu ergänzen – es musste auch noch Symbolik mit hinein.

Symbolfoto SWR EnBW-Chef Utz Claassen

Mit Hilfe von Fotoarchiv und Photoshop ist schon fast die ganze Geschichte erzählt: Ein Mann vor Gericht – und es geht um Fußball. Vielleicht hätte man Claasen auch ein EnBW-Fußballtrikot anziehen können, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.

Helft der DPA

Ob tagesschau.de, Netzeitung oder die Regionalzeitung – wenn es um das Thema Urheberrecht und Privatkopien geht, taucht immer wieder dieses schreckliche DPA-Symbolfoto auf.

raubkopie

Warum eigentlich? Mit den richtigen Stichworten versehen wird das Bild wohl in den Bilddatenbanken ganz oben schwimmen. Und seien wir ehrlich: die Alternativen sind nicht wirklich berauschend.

Ich mag das Bild nicht: denn im eigentlichen Sinne symbolisiert es nichts – es steht in großen, freundlichen Buchstaben „Raubkopie“ auf einer CD. Der Leser muss keinen Bildzusammenhang begreifen – er bekommt das Wort um die Ohren gehauen, das ja eigentlich aus dem Bildzusammenhang klar werden sollte. Es ist wie ein Bilderrätsel mit eingeblendeter Auflösung.

Auch Differerenzierungen bleiben auf der Strecke: Jemand schiebt mit Absicht eine raubkopierte CD in sein Laufwerk. Werden einfach leere CD-Rohlinge abgebildet, könnte sich jeder Leser noch überlegen, dass er die ja selbst haufenweise verwendet – schließlich liegen sie jeden jeder zweiten ALDI-Kasse. Auch die unabsichtlich gekaufte Raubkopie bleibt auf der Strecke.

Was meint ihr: sollte man der DPA nicht ein paar bessere Bilder spendieren? Ohne Holzhammer, ohne politische Aussage – einfach nur um den Komplex des Kopierens zu verdeutlichen?