Irgendwo ist immer ein Killerspiel

Ein Student erschießt 33 Menschen. Unbegreiflich. Oder etwa nicht? Ja, wenn denn nur Killerspiele die Ursache wären, könnte es der Letzte begreifen. Wie bei diesen japanischen Videospielen, die epileptische Anfälle auslösen konnten. Der Student wollte das gar nicht. Er war hypnotisiert.

Problem: Wo ist das Killerspiel bei diesem Psychopathen? Killer-Theaterstücke ziehen irgendwie nicht. Sollte man stattdessen die Waffendebatte aufrollen? Denkt doch an die Schützenvereine! Aber die Rettung: Witzbolde haben die weltweit ausgestrahlten Handyvideos mit Quake-Sounds kombiniert. Und Quake ist ein Killerspiel!

Ein Glück, der Kreis schließt sich.

Interviews, die man nicht erfinden kann

Es gibt Interviews, die entwickeln sich kurios. Wie zum Beispiel dieses Exemplar in der Netzeitung. Halt! Noch nicht auf den Link klicken. Überprüft erst einmal Eure dreckige Fantasie. Die Frage der Netzeitung fängt so an:

Angenommen, ein Deutscher und ein Inder haben in einer virtuellen Sphäre gemeinsam verbotenen Sex, der Server steht auf den Philippinen und die Betreiber-Firma ist in den USA zugelassen…

Wie geht die Frage wohl weiter?

  • …wer hat den längeren?
  • …welches Recht greift dann?
  • …von wo würden sie sich einwählen, um mitzumachen?
  • …gelten die Vorschriften der StVO oder des Kamasutra?

Ach ja: Ich glaube dem Interviewpartner sind ein paar grobe Fehleinschätzungen unterlaufen, denn sonst hätte sich die Netzeitung mit dem Screenshot schon strafbar gemacht. Trotzdem rate ich dazu, keine virtuellen Mäuse zu vögeln!

Führende Zeitung

Etwas euphorisch gibt sich die Netzeitung bei einem Bericht über eins der vielen technischen Probleme in Second Life.

Die Börse des Online-Spiels Second Life, der World Stock Exchange (WSE), ist zusammengebrochen. Grund für den Crash seien technische Probleme und nicht etwa unvorhergesehene Kursbewegungen, berichtete der «AvaStar», die führende Zeitung in der virtuellen Welt.

Führende Zeitung? Nunja, meines Wissens ist es das einzige Second-Life-Medium, das in einem zeitungsähnlichen Layout als PDF-File angeboten wird. Dass das wöchentlich erscheinende Gratis-Blatt unter den Hunderten von Second-Life-Medien irgendwelche Führungsfunktionen hätte, ist mir aber neu. Dass die Netzeitung im Bereich Internet in den letzten Monaten sehr fragwürdige Thesen verbreitet, ist hingegen nicht neu.

Lieber Graf Nayhaus

Wahrscheinlich lesen viele ihre Politik-Kolumne bei der Netzeitung mit Faszination. Aber Ihr größter Fan, so scheint es, das sind Sie selbst. Mit Spannung verfolgen Sie die Schilderung Ihrer journalistischen Heldentaten, hinter denen Politik und Welt lediglich zur Kulisse verkommen. Anders kann ich mir die aktuelle Kolumne Wenn man beim Seitensprung erwischt wird nicht erklären.

Ich hatte mir gestern die Frage gestellt, ob Seehofer eigentlich auch etwas zu seinem außerehelichen Verhältnis gesagt hat oder ob das im Mediengewitter untergegangen ist. Diese Frage haben Sie tatsächlich beantwortet. Was darauf folgt, ist lediglich eine Reminiszenz an die Vergangenheit. Sie empfehlen Seehofer sich wie ihr alter Freund Horst Ehmke zu verhalten. Der hatte als Geheimdienstbeauftragter ein Verhältnis mit einer 25jährige Tschechin und – das war der kluge Schachzug – hat einen Deal mit Ihnen, lieber Graf Nayhaus, abgeschlossen. Die Geschichte brachten Sie erst, als der Minister seine Freundin geheiratet hatte.

Dieses Verhalten empfehlen Sie Seehofer allen Ernstes als Vorbild für seine Informationspolitik zu diesem Zeitpunkt. Nun – es mag Ihrer Aufmerksamkeit entgangen sein – aber für einen solchen Deal längst zu spät ist. Seehofer ist schon bloßgestellt, kein Deal der Welt kann das mehr verhindern. Er scheint seine Geliebte auch nicht heiraten zu wollen. Dazu hat er gerade seinen Hut für den Parteivorsitz in den Ring geworfen. Meinen Sie wirklich, dass Seehofer jetzt ganz dringend mit Ihnen über eine Homestory verhandeln sollte? Oder wollten Sie nur berichten, wie Sie einmal von einem Ministerverhältnis erfahren haben? Und dass Sie im Februar mit richtig wichtigen Leuten eine Party feiern?

Einsamkeit tötet, Waffen nur so nebenbei

Aus einem Bericht der Netzeitung über das offenbar tragische Ende einer Amok-Warnung in Baden-Württemberg.:

Der Gymnasiast war seit Montag vermisst gewesen. Deswegen, und weil er als Einzelgänger und introvertiert galt, wurde er in Verbindung mit einer Person gebracht, die kürzlich im Internet eine Gewaltattacke an seiner Schule in Baden-Württemberg ankündigte. Ferner war am Mittwoch bekannt geworden, dass im Elternhaus des 18-Jährigen eine Pistole samt Magazin verschwunden war.

Fassen wir zusammen: Einzelgänger sind gefährlich – wenn sich jemand tatsächlich bewaffnet, ist das nur „ferner“ interessant.

Konsequente Regel

Bei der Netzeitung ist eine Reportage über den Wahrsagekonzern Questico, der über 2000 Hellseher und Astrologen beschäftigt, damit sie Anrufern und TV-Zuschauern die Zukunft vorhersagen.

Beim Astro-Konzern Questico gibt es eine Grundregel: Kritische Fälle sollen von den Hellsehern an einen Arzt oder Psychologen verwiesen werden.

Für meine Begriffe ist jemand der Astro-Hotlines anruft ein kritischer Fall. Was man wohl sagen muss, um auch bei Questico als solcher identifiziert zu werden?

Kauder mit Loch

Die Netzeitung bringt in einem Bericht heute dieses DPA-Foto von Volker Kauder..

Kauder mit Loch

Ganz abgesehen davon, dass die Pose aussieht wie der Vorspann von Peter Strohm – was ist das für ein merkwürdiger schwarzer Fleck auf der Hand? Ein Appell für Vorsorgeuntersuchungen?