Das Grundproblem mit Artikel 11, Artikel 13 und dem ganzen Rest

Ich hab jetzt doch mal in die konkreten Vorschriften zu der vorgeschlagenen EU-Urheberrechtsreform geguckt — und es ist schlichtweg ein schlechtes Gesetz. Über die vielen Kompromisse, Missverständnisse und handwerklichen Fehler wurde ja genug geredet — aber ich glaube das eigentliche Problem sind die Grundannahmen. Der Gesetzestext geht davon aus es gebe hier einen Informationsmarkt im Ungleichgewicht. Man muss schlicht einer Seite etwas wegnehmen und schon pendelt sich wieder ein gesundes Gleichgewicht ein.

Die vorgeschlagene Maßnahme ist quasi ein Strafzoll — man verzeihe mir die Metapher. Das Problem: Strafzölle bringen nur Geld ein, wenn etwas importiert wird. Die Urheberrechts-Lobbyisten sagen: Da Google, Facebook und Co von Informationen leben, kommen sie ohne unsere Infos nicht aus. Wir sitzen am längeren Hebel. Wie bei Amazon und New York City stellt sich heraus: Nein.

Das kommt für niemanden überraschend, der die letzten Jahre ein wenig Aufmerksamkeit auf das Thema verwendet hat. Wir können es an so vielen Stellen sehen. Derzeit verlieren hunderte Kollegen in den USA ihre Jobs, weil Facebook ein bisschen müde war, wie viel Arbeit ihnen Nachrichten machen und wie sehr das Image der Firma leidet, weil das Management mit dem Problem ‚Fake News‘ einfach nicht umgehen kann. Zuckerberg versucht nicht mal den Journalismus abzustrafen und tut es trotzdem. Was passiert wohl, wenn man eine Steuer draufschlägt?

Nächste Woche wird die deutsche Werbewirtschaft ihre Zahlen publizieren — und ich wette die Suchmaschinen-Einahmen von Google sind wieder gestiegen. Und zwar nicht, weil sie so perfekt die besten journalistischen Produkte integriert haben, sondern weil Leute nach Bluetooth-Kopfhörern googeln und Kopfhörer-Hersteller die Gelegenheit ergreifen, dort zu annoncieren.

Wisst ihr, wer der aktuelle Star der Werbeszene ist? Amazon. Weil: Wo kann man besser seine Ware anpreisen als in einem Katalog von quasi jedem lieferbaren Produkt? Hier in Deutschland macht Otto das gleiche. Wir sind vermutlich nur wenige Jahre davon entfernt, dass ALDI Werbeschaltungen in seinem ALDI-Prospekt einführt. Es wird ziemlich schwer zu begründen sein, dass Amazon, dass ALDI Urhebern ein Stück des Geldes abgeben soll, weil die kreativ Schaffenden Musikvideos produzieren und die Äußerungen der Kanzlerin analysieren.

(BTW: Plattformen wie Amazon sind in der EU-Urheberrechtsreform ausdrücklich von der Haftung ausgeschlossen worden. Obwohl es auf diesen Marktplätzen sehr wohl substantielle Urheberrechtsprobleme gibt: Produktbeschreibungen und Produktfotos werden haufenweise geklaut.)

Wenn man über den „value gap“ reden will, muss man über den „value gap“ reden. Wie finanzieren wir die Infrastruktur, die wir für eine informierte Öffentlichkeit brauchen? Muss die durch und durch datengetriebene Werbefinanzierung zurückgedrängt werden? Wie stellen wir dann sicher, dass nicht nur die Großverdiener wichtige Informationen erhalten? Nur an den Symptomen herumzudoktern, wie es diese Reform versucht, wird uns dabei nicht helfen.

Diese Kulturtechnik ist in Deinem Land nicht verfügbar

Der Hype um den Amazon Kindle Fire scheint hierzulande spurlos abgeklungen zu sein, doch der US-Handelskonzern beginnt auch in Deutschland eine massive Werbekampagne für die Kindles, die man den Europäern gönnt. Sogar bei Karstadt gibt es nun einen Kindle zu kaufen — deutlich teurer als der Versandpreis von Amazoin selbst. Das muss einiges kosten.

Da könnte man doch glatt schwach werden. Heftig subventionierte Hardware ist kein Nachteil, wenn doch hierzulande eh die Buchpreisbindung gilt. Und Amazon hat ja seine Zügel gelockert. Man will zum Beispiel nicht mehr ungefragt Bücher löschen. Und Ende 2010 hat Amazon –wahrscheinlich im nachweihnachtlichen Zuckerrausch — sogar das Verleihen von Büchern erlaubt. Großzügig!

Doch wie Matthias Spielkamp drüben bei Google+ nachfragt: Wie geht das Verleihen eigentlich? Auf Amazon.de ist kein Wort dazu zu finden. Und irgendwie scheint kaum ein Titel, den die umherstehenden Kindle-Besitzer gekauft haben — zum Verleihen freigegeben zu sein.

Aufklärung verschafft die Hilfefunktion aus Amazon.com:

At this time, Kindle book lending can only be initiated by customers residing in the United States. If a loan is initiated to a customer outside the United States, the borrower may not be able to accept the loan if the title is not available in their country due to publisher geographical rights.

In these cases the borrower will be notified of this during the Loan redemption process, and the book reading and lending rights will return to the lender at the end of seven days from loan initiation. You can always check the status of a loan by viewing the book on the Manage Your Kindle page.

Sprich: In Deutschland darf man nicht Mal Bücher verleihen. Man darf noch nicht Mal eins geliehen bekommen. Und wenn jemand trotzdem versucht diesen kulturell vertriebstechnisch hochverräterischen Akt zu begehen, bekommt er das Buch nicht etwa sofort zurückgebucht, sondern wird mit einer Buchsperre von sieben Tagen bestraft.

Zukunftsplanung mit Ulfkotte

Wer ist Deutschlands führender Autor im Bereich „Städtebau & Stadtplanung“? Nun – laut Amazon ist es Udo Ulfkotte:

Autor und Leser sind aber augenscheinlich nicht an architektonische Debatten oder kommunaler Verwaltung interessiert. So schaltet Ulfkottes Verlag – der auch andere prominente und ähnlich rational argumentierende Autoren publiziert – offenbar auch Anzeigen bei Google:

Endlich Wut! Endlich Bürgerkrieg! Endlich!

P.S. Datenbrief

Hal Faber hat meinen Vorschlag eines Datenbrief-Kompromisses aufgegriffen:

Noch steckt der Text des CCC-Mitgliedes Frank Rieger hinter einer Paywall, doch das Konzept des Datenbriefes, das er im Blatt noch einmal erläutert, soll einen Weg ins Bundesinnenministerium gefunden haben. Natürlich gibt es Spötter, die diesen Brief für ausgemachten Schwachsinn halten. Wenn der Datenbrief dabei hilft, dass sich Firmen Gedanken darüber machen, ob man nicht mit ein „bisschen weniger Suchgenauigkeit oder etwas wilderen Buchempfehlungen“ leben kann, ob man auf Daten verzichten kann, weil die Auskunftskosten und das Drumherum die Sache nicht wert sind, dann hat er sich schon gelohnt und war das Nachdenken über eine solche Konstruktion, sein Porto wert.

Nun, eigentlich zielte mein Spott eher auf Gremien, Kompromisse und der Kreativität der werbetreibenden Wirtschaft. Aber mal im Ernst: Ich halte den Datenbrief in der Realität für nicht durchsetzbar und – sofern man sie denn wirklich umsetzen wollte – eine schlechte Idee dazu.

Richtig gut ist der Datenbrief als Kampagnenidee: plakativ, sofort einsichtig und er jagt der Industrie einen gehörigen Schrecken ein. Wenn am Verhandlungstisch nicht mehr nur in dreißig Jahren Behördeneinsatz zerschlissene Datenschützer und die Funktionäre des Geschäftsbetriebs sitzen, ist das zu begrüßen. Neue Ideen sind gefragt.

In der Realität jedoch wäre ein Datenbrief, wie er bisher vom CCC skizziert wurde, in meinen Augen verheerend. Denn die oben skizzierten Ziele würden nicht erreicht, eher im Gegenteil.

  • Die Bösewichter der Branche, die sich hinter Briefkästen in Liechtenstein verstecken oder alle halbe Jahre einen neuen Namen haben, wären durch den neuen Datenbrief nicht zu erreichen. Ich habe in den Vorschlägen bisher nichts gesehen, was über die bestehenden Gesetze hinaus ginge, um diesen Kreis der Datenschleudern zu erfassen.
  • Für den Kleinhändler ist es aber sehr wohl ein Problem. Gesetzlich ist er zur mehrjährigen Speicherung von Rechnungsdaten verpflichtet, die Laufkundschaft des Internets belästigt er in der Regel nicht weiter. Wenn man einem Kunden einmal eine Druckerpatrone für zehn Euro verkauft hat, fällt das Porto für einen Datenbrief schwer ins Gewicht. E-Mail ist da leider keine Lösung – denn um eine Software zu installieren, die diese Aufgabe allein erledigt, werden wohl ein paar Hundert bis Tausende Euro fällig. Noch kann man ohne Lexware und SAP Dinge verkaufen, mit dem Datenbrief wäre das schon erheblich schwerer.
  • Folge: statt selbst zu kaufen, bedient man sich der Plattform-Anbieter wie Amazon oder Ebay, die zentralisiert die Daten der kleinen Händler erfassen und dann auch zentralisiert die Datenbriefe versenden könnten. Folge: Statt auf Suchgenauigkeit zu verzichten, hätten Amazon und Ebay plötzlich viel mehr Kundendaten in ihren Datenbanken. Und das ganz legal.
  • Der Gesetzgeber hat ein geübtes Händchen dafür, einfache Sachverhalte in furchtbar komplizierte Gesetze zu gießen. Hier eine Ausnahme für Kleinhändler mit bis zu 149 Datensätzen, dort das Medien-Privileg, das auch die GEZ nutzt, dort der Katalog mit den zu übermittelnden Daten, die so gar nicht zur Praxis der Händler passt – und schon haben wir ein Ungetüm, das in erster Linie Arbeitsbeschaffung für die Abmahnindustrie ist.
  • Datenschutzbewusstsein mit Dutzenden, Hunderten oder gar Tausenden standardisierten Nachrichten fördern zu wollen ist ein Ansatz, der sich ebenfalls ins Gegenteil verkehren kann. Heute schon bekomme ich pro Online-Kauf in einem neuen Shop drei bis vier E-Mails. Eine fünfte, sechste und siebte E-Mail werde ich schlichtweg nicht lesen. Datenschutz wird damit so lästig wie das Kleingedruckte in den Verträgen. Datenschutz? Ach, lass mich damit doch in Ruhe!

Lange Rede, kurzer Sinn: der Datenbrief ist ein prima Mittel, um sich an den Verhandlungstisch zu begeben. Wenn man vom Verhandlungstisch aufsteht, sollte aber alles andere als ein Datenbrief das Ergebnis sein.

Buchhandel: Teure Kundenbindung

Der deutsche Buchhandel hat wieder eine tolle Idee:

Mit E-Books neue Kunden gewinnen: Am 18. März startet libreka! die E-Book-Aktion „E-Tüpfelchen“, bei der Buchhandlungen bundesweit bis zum 9. April kostenfreie E-Books an ihre Kunden verschenken können. „Mit ,E-Tüpfelchen‘ möchten wir den Verkauf von E-Books über das Sortiment ein großes Stück voranbringen“, sagt Ronald Schild, Geschäftsführer der MVB Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH, die libreka! betreibt.

Sprich: der Kunde soll seine E-Books nicht einfach über das Internet suchen und herunterladen. Die 4500 stationären Buchhändler müssen auch einbezogen werden – schließlich sind sie ja im Prinzip Miteigentümer von Libreka. Aber wie läuft die Aktion konkret?

Mit jedem neuen E-Book-Kunden profitiert auch der Buchhändler: Ist er libreka!-Partnerbuchhändler und damit kostenlos als E-Book-Verkäufer in libreka! gelistet, erhält er bei jedem weiteren E-Book-Kauf dieser Neukunden die jeweilige Verkaufsprovision.

Sprich: wenn ich einmal einen Gutschein von Händler X bekommen habe, bekommt er für alle weiteren elektronischen Bücherkäufe eine Provision. Obwohl er mich weder beraten hat, noch ein Buch bestellt oder irgendetwas beigetragen hat zum Buchkauf.

Ob das so tatsächlich im Sinne der Kreativen ist, für deren Schutz doch das Urheberrecht ständig verschärft werden soll? Und die eher selten ein so gesichertes Auskommen haben wie ein etablierter Buchhändler? Aber auch die Buchhändler sollten sich Sorgen machen: wie viele Jahre zahlt Libreka wohl, wenn denn die Kunden nicht mehr in die Läden kommen? Wie lange kann eine überkommene Vertriebsstruktur durch Quersubventionierung aufrecht erhalten werden?

Die Alternative klingt aber auch nicht so toll: die Kunden laden Bücher direkt auf ihren Kindle und Amazon steckt die Provision ein, die sonst der Buchhändler bekommen würde. Und der Preis ist gedeckelt, um den – ebenfalls weitgehend beratungsfreien – Massenverkauf zu fördern.

…und wenn Deine Stadt ganz tot ist

Die Maschinenstürmer waren eine revolutionäre Bewegung gegen die von kapitalistischen Unternehmern – Karl Marx spricht von der neuen Klasse „industrieller Kapitalisten“, Ernst Nolte von „Industriebürgertum“ – vorgenommene Maschinisierung in der Industriellen Revolution. Mit dem Einsetzen der Industrialisierung im ausgehenden 18. Jahrhundert erfuhren viele Menschen, dass der zunehmende Einsatz von Maschinen Arbeitsplätze vernichtete; in der Folge zerstörten empörte und rebellierende Arbeiter wiederholt Maschinen. Der sogenannte Maschinensturm nahm in Deutschland und England unterschiedliche Ausmaße an.

via Wikipedia.

Dieser Mayener Buchhändler stürmt zwar keine Maschinen und Server, er hat aber eine sehr explizite Meinung zu Amazon ins Schaufenster gehängt: „…und wenn Deine Stadt tot ist, bildet Amazon Deine Kinder aus?“

Schaufensterdekorateur (oder: „Schauwerbegestalter“) ist übrigens auch ein Ausbildungsberuf.

Die Zukunft ist closed

Abobe vergießt im Firmenblog bittere Tränen darüber, dass Apples neuster Kreation Mal wieder etwas fehlt – etwas ganz substantielles:

And without Flash support, iPad users will not be able to access the full range of web content, including over 70% of games and 75% of video on the web. If I want to use the iPad to connect to Disney, Hulu, Miniclip, Farmville, ESPN, Kongregate, or JibJab — not to mention the millions of other sites on the web — I’ll be out of luck.

Nun – ich bin kein gewaltiger Fan von Flash. Zwar hat Adobe mit seinem Flash-Player Video im Web revolutioniert, Angebote wie YouTube erst möglich gemacht und dabei nicht einmal Linux-User ausgeschlossen. Aber in den letzten Jahren wurde Flash zunehmend lästig: immer neue Sicherheitslücken und immer neue Kopierschutzmechanismen zeigen die Nachteile einer proprietären, geschlossenen Technik. Stand vor Jahren noch das Bemühen an erster Stelle, Inhalte möglichst einfach abzurufen, ist Flash heute zum beliebten Mittel geworden, die neuen Möglichkeiten zu beschneiden. Ein Radiokonzert online mitschneiden, wie es im analogen Zeitalter Alltag war? Da sei Flash vor! Die lästigen Werbespots in der TV-Serie einfach überspielen wie am heimischen Videorekorder? Wiederum: nicht mit Flash.

Insofern wäre Apples Unterstützung für ein flash-ärmeres Web sicher unterstützenswert – alleine: hier wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Selbst die Apple-Fanboys von TUAW haben es kapiert. Nicht etwa die mangelnde Performance von Flash unter MacOS (die kaum schlechter sein kann als die von iTunes-Umsetzung unter Windows) ist der erste Grund eine Flash-Adaptierung zu verhindern:

As for Hulu and a few of the other specific sites mentioned in Adobe’s rant, now that Apple is in the business of selling content, exactly how is it in the company’s best interest to provide access to that same content, through another company’s platform, for free?

Der Traum der Content-Industrie: ein Gerät, dass die lästige Konstenlos-Konkurrenz ausschließt. Das den Wettbewerb effektiv beschränkt. Und trotzdem millionenfach gekauft wird. Bei Flash-Streams konnten findige User immer noch den Output der Soundkarte und der Grafikkarte mitschneiden und über Tauschbörsen verbreiten. Bei iPad ist das nicht möglich – im App Store wird niemals eine Filesharing-Software erscheinen. Zudem ist das Gerät so verdongelt, dass Apple dem Gerät nicht mal einen HDMI-Anschluss spendiert hat. So viel Dreistigkeit kann doch keinen Erfolg haben, oder? Apple muss doch dem Freiheitswillen des Webs nachgeben? Auch sie können dem freien Internet auf Dauer keine Fesseln anlegen – egal wie schick sie nun aussehen mögen!

Oder vielleicht doch? Heute hat auch Amazon seine Quartalszahlen bekannt gegeben

„Millionen Menschen besitzen jetzt Kindles“, kommentierte aber Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos die Geschäftszahlen. „Und Kindle-Besitzer lesen viel.“ Mittlerweile seien 410.000 (meist englischsprachige) Titel zu haben. Amazons Medien-Verkäufe insgesamt stiegen weltweit im abgelaufenen vierten Quartal um 29 Prozent auf 4,68 Milliarden US-Dollar.

Der Kindle ist das mit Abstand meist verdongelte Device, was derzeit zu haben ist. Zwar stellt sich die Unterstützung für Flash wegen der ungeeigneten Hardware gar nicht, aber dass E-Books anderer Anbieter auf dem Kindle gelesen werden, hat Amazon effektiv verhindert. Nicht mal ungeschützte ePub-Bücher lassen sich auf dem Gerät lesen. Und trotzdem verkauft es sich wie warme Semmeln.

Auch auf dem Buchmarkt mischen Apple und Adobe jetzt mit. So beschwert sich Adobe-Mitarbeiter Adrian Ludwig weiter:

Unlike many other ebook readers using the ePub file format, consumers will not be able to access ePub content with Apple’s DRM technology on devices made by other manufacturers.

Auf Deutsch: die Kopierverhinderer von Adobe kabbeln sich mit den Kopierverhinderern von Apple und mit denen von Amazon. Dass der harte Wettbewerb zu einem echten Standard führt, der den Kunden wieder eine echte Wahl zwischen Geräten, Verkäufern und Titeln lässt, ist nicht zu erwarten. Und offenbar von den Kunden auch nicht gewünscht. Nein, es wird nur einer gewinnen und der darf dann schließlich auch Harry Potter als E-Book verkaufen. Und schon schießen die Verkaufszahlen wieder in die Höhe.

Der Computer als Universalmaschine? Nicht mehr lange.

Clean DRM

Die „Clean Coal“-Technologie ist super. Man nimmt eine der dreckigsten Energiequellen und simsalabimm wird sie zum grünen Umweltriesen.

Oder lassen aus berufenerem Munde:

Clean coal is like saying „healthy botulism,“ „child-safe plutonium“…

Die Umweltverschmutzung des Digitalen heißt DRM. Nun hat sich Amazon vor kurzem einen kleinen GAU geleistet, der den gadgetgeilen Kunden schön vorgeführt hat, was sie verlieren, wenn sie ihre alten Staubfänger gegen shiny, shiny E-Books eintauschen.

Barnes & Noble hat da doch eine viel bessere Idee: der hauseigene Ebook-Reader Nook hat die sagenhafte LendMe™ technology.

Share favorite eBooks with your friends, family, or book club. Most eBooks can be lent for up to 14 days at a time. Just choose the book you want to share, then send it to your friend’s reader, cell phone, or computer.

Die meisten Bücher. Bis zu 14 Tage am Stück. Suuuper!

Und dass sogar der Name der Technologie trademarked ist, macht sie nur noch besser!

Scar Tissue

Was für eine Geste! Jeff Bezos entschuldigt sich:

This is an apology for the way we previously handled illegally sold copies of 1984 and other novels on Kindle. Our „solution“ to the problem was stupid, thoughtless, and painfully out of line with our principles. It is wholly self-inflicted, and we deserve the criticism we’ve received. We will use the scar tissue from this painful mistake to help make better decisions going forward, ones that match our mission.With deep apology to our customers,Jeff BezosFounder & CEOAmazon.com

Wohlgemerkt: keine Entschuldigung dafür, dass Amazon seinem Kindle einen Lösch-Befehl eingebaut hat. Keine Entschuldigung für Farm der Tiere oder Harry Potter. Keine Entschuldigung dafür, dass Amazon eine Plattform gebaut hat, in der windige Anbieter mal eben Raubkopien einstellen können.

Das „scar tissue“ ist die Erkenntnis, dass E-Books von Amazon eine Leihgabe und nicht etwa Eigentum sind – auch wenn der gnädige Lehnsherr in Zukunft noch großzügiger zu sein verspricht.