6,3 Stellen

Bei Kinderpornografie wird viel mit Zahlen herumgeworfen. Einige sind pure Erfindungen, andere veraltet oder auf grob geschätzt, wieder andere werden schlichtweg aus dem Zusammenhang gerissen.

Grade mokieren sich viele Sperr-Gegner, dass das Bundeskriminalamt nur 6,3 Stellen zur Bekämpfung von Kinderpornografie hat – je nach dem, wem man zuhört sind diese Planstellen für die Bekämpfung des Kindesmissbrauchs in Deutschland zuständig. Eine kleine Erinnerung: Polizei ist in Deutschland Ländersache. Das BKA kann allenfalls technische Unterstützung leisten und Koordinierungsaufgaben erfüllen – der Großteil der Ermittler sitzt in den Landespolizeibehörden.

Das Konsens-Prinzip als Wikipedia-Gift

Ein mir bis dahin unbekannter Wikipedianer namens Tolanor hat einen interessanten Aufsatz zu den Mängeln der Wikipedia geschrieben, den ich Wortwahl und Zuspitzung nicht unterschreiben würde, der aber interessante Argumente aufbringt.

Wikipedia […] hat ein Problem: Den Verlust der Offenheit, die Wikipedia groß gemacht hat. Das gilt nicht nur für die Offenheit der eigentlichen Enzyklopädie, d. i. der Artikel, die nach und nach durch technische, teilweise notwendige Finessen wie Sperren oder Sichtungen eingeschränkt wurde, sondern auch und vor allem für die Sozialstruktur. Die Wikipedianer begrüßen Neulinge meist mit Löschanträgen und Textbausteinen, die Außenwelt wird, sobald sie sich – ob in Form von wissenschaftlichen Konferenzen, von Blogbeiträgen oder gar von neuangemeldeten Benutzern, die in der Wikipedia ihre Meinung kundtun – zunächst misstrauisch beäugt und schließlich verhöhnt, angegriffen, rausgeworfen.

Woher kommt diese Xenophobie und Intoleranz? Ich versuche es mal mit einer „ideengeschichtlichen“ Antwort, geleitet von einer provokanten These: Einer der ärgsten Feinde der offenen Wikipedia ist das Konsens-Prinzip.

In der Tat: einer der Grundgedanken war, die Wikipedia möglichst frei von Hierarchien zu halten. Wenn sich jeder auf Augenhöhe begegnet, sollte sich schon alles zum Besten wenden. Für Tolanor war dieser Ansatz jedoch falsch — zumindest nach der Anfangsphase:

Fakt ist: Konsens im eigentlichen Sinne funktioniert nur in kleinen Gruppen. Solange die Wikipedia noch aus 20 Leuten bestand, die sich mehr oder weniger einig waren und sich darüber hinaus nur schwer in die Quere kommen konnten, weil die weiten Felder des menschlichen Wissens weitgehend unbeackert waren, konnte man für alle akzeptable Entscheidungen treffen. Nun hatte man Wikipedia aber als ein offenes System konzipiert, an dem wikiprinzipiell jeder teilnehmen durfte (sic Präteritum). Die Zahl der Mitarbeiter stieg rasch an, und damit geriet der bisher erreichte Konsens unter den Benutzern zunehmend in Gefahr – denn mit der Zahl der Mitarbeiter stieg auch deren Heterogenität im Denken und Handeln.

Gleich danach liefert uns Tolanor einen Einblick in die frühere Wiki-Politik, die absurd anmutende Regeln wie „Sei mutig“ in absurd anmutende Prozesse umsetzten, die – für viele unerklärlicherweise – zu einer der größten und qualitativ erstaunlich guten Enzyklopädie führten. Ein „inner core“ übernahm die Macht, focht Macht-Kämpfe um Straßennamen und Artikel-Bausteine aus und verschliss in dem ewig währenden Streit der Besserwisser.

Die Core-Community verstand sich als Streiter für den Konsens, der Neulingen auch gar nicht mehr auseinandergesetzt und erklärt, geschweige denn diskutiert und infrage gestellt zu werden brauchte. Weil diese Neulinge, denen man nichts erklärte, die man stattdessen vor vollendete Tatsachen stellte, nicht so einfach spurten, entwickelte sich ein Korpsgeist in der inneren Community. An diesem Punkt brauchte jemand, der zwar bewusst und ganz offensichtlich gegen Wikipedia-Regeln und -Gepflogenheiten verstoßen hatte – etwa indem er einen angeblich schlechten, aber vielleicht schon seit Jahren so dastehenden Artikel ohne Diskussion löschte – keine Sanktionen mehr zu fürchten. Das Konsens-Korps kam ihm sogleich zuhilfe, indem es einfach behauptete, der jeweilige Kritiker der Aktion habe keine Ahnung – nämlich von was? Vom Konsens.

Die Diagnose ist zweifellos richtig – alleine fehlt es in dem Beitrag an Lösungsmöglichkeiten. Denn „Wikipedia ist keine Demokratie“ ist keinesfalls nur eine xenophobe Kampfparole einer machtbessessenen Clique (die sich vor Jahren aufgelöst hat) – es ist ein Fakt. Denn wie sollte Wikipedia zur Demokratie werden? Um Abstimmungen zu ermöglichen, müsste Wikipedia sich mehr abschotten und eine feste Community bilden. Demokratie setzt ein Wahlvolk voraus, das sich nicht mit einem Mausklick vom Acker macht oder automatisiert (oder bezahlt) Tausende Stimmen abgibt. Nicht Mal ein System wie Liquidfeedback funktioniert, wenn ständig neue Leute kommen und gehen und niemand sich an die gefundenen Beschlüsse halten will.

Woher kann die Legitimität für Entscheidungen über Wikipedia kommen? Jimmy Wales war über lange Jahre als (Mit-)Gründer in der Position Diskussionen in Gang zu setzen und auch wieder beenden zu können – doch mit den Jahren ist die integrative Kraft geschwunden. Die Wikimedia Foundation hat sich auf der Plattform selbst sehr rar gemacht, will so wenig wie möglich mit Community-Prozessen und den Inhalten auf den Servern zu tun haben. Die Leser, das Publikum sind wiederum eine nicht greifbare Masse von Leuten, die in den meisten Fällen gar kein Interesse an der Meta-Ebene, an Entscheidungen und Spielregel-Aushandlung zu tun haben wollen.

Ferndiagnose einer Ferndiagnose

Es wird ja viel Mist zu Wikileaks geschrieben. Es ist deprimierend mit anzusehen, wie eine so komplexe Story in Banalitäten und Info-Schnippsel zerteilt und über 24-Stunden-Infotainment-Kanäle in die Bevölkerung gepumpt wird. Man kann die größten Skandale offenbaren – und trotzdem ändert sich nichts an dieser korrupten Welt.

Das hat auch Arno Frank mitbekommen und schildert uns die vielen Unzulänglichkeiten der Berichterstattung – angefangen von dem peinlichen Interview bei CNN bis hin einem bitter-bitter-bösen Artikel der New York Times, über den sich Julian Assange medienwirksam mokiert hat.

Er lebt, wenn er nicht in wechselnden Wohnungen auf einem Sofa übernachtet, in einer einsamen Hütte in Nordschweden. Er war Hacker. Er ist ein egomanischer Tyrann. Er wechselt seine Mobiltelefone wie andere Männer ihre Hemden. Er bezahlt nie mit Kreditkarte, sondern immer nur bar, und das Geld leiht er sich von Freunden.

[…]

Genau so las man’s in der New York Times, die ihrer Berichterstattung zu den Enthüllungen von Wikileaks ein Fernpsychogramm von Julian Assange beistellte. Um zu ihrem Fazit zu kommen, dass der Typ ein gefährlicher Irrer ist, mussten Journalisten nicht einmal bei einem Psychiater einbrechen. Wikileaks tut, was eigentlich Aufgabe des Journalismus wäre. Darauf reagiert der Journalismus gereizt und gekränkt.

Irgendwie habe ich den Eindruck, dass Frank den New York Times-Artikel ebenfalls nur ganz aus der Ferne gelesen hat. Denn von einer Ferndiagnose kann absolut keine Rede sein: Reporter der Zeitung haben Assange – zumindest kurz – in London begleitet, sie haben viele Menschen aus dem Umfeld von Wikileaks interviewt, sie haben ihre Büros in Kabul und in Washington zu Rate gezogen. Das ist es, was Journalismus, was Recherche ausmacht. Welche Arbeit hat sich Frank gemacht? Nun, er hat den New York-Times-Artikel angesehen und möglichst irreführend wiedergegeben.

Zum Beispiel: was schreibt die New York Times über die Ermittlungen in Schweden gegen Julian Assange? Bei Frank liest sich das so.

Er hat zwei Frauen vergewaltigt. Okay, sexuell belästigt. Na gut, dann eben nur belästigt. Oder auch nicht.

Die New York Times hat Assange also unbelegte Vorwürfe gemacht und sich dabei aber in Widersprüche verstrickt. Wirklich?

He is also being investigated in connection with accusations of rape and molestation involving two Swedish women. Mr. Assange has denied the allegations, saying the relations were consensual. But prosecutors in Sweden have yet to formally approve charges or dismiss the case eight weeks after the complaints against Mr. Assange were filed, damaging his quest for a secure base for himself and WikiLeaks. Though he characterizes the claims as “a smear campaign,” the scandal has compounded the pressures of his cloaked life.
[…]
Within days, his liaisons with two Swedish women led to an arrest warrant on charges of rape and molestation. Karin Rosander, a spokesperson for the prosecutor, said last week that the police were continuing to investigate.

Man kann dies als nüchterne Zusammenfassung der Ereignisse lesen. Man kann aber auch nach Reizwörtern suchen und daraus einen Angriff auf Assange stricken. Ich weiß schon, welche Alternative ich als „tabloid“-Journalismus bezeichnen würde.

PS: Wer den kritischen Journalisten in sich entdecken will und die Rolle der Medien analysieren will, kann zum Beispiel den Schwerpunkt der Berichterstattung in verschiedenen Medien vergleichen. Als am Freitagabend die Sperrfrist von Wikileaks zu den Irak-Akten endete, kamen zum Beispiel Al Jazeera und CNN zeitgleich mit Sonderberichten heraus. Während sich der arabische Sender in seinem englischsprachigen Programm vor allem Einzelschicksalen widmete, die durch die US-Militärakten enthüllt wurden, brachte CNN eigentlich nur Berichte über die Berichterstattung. Was sagt das Pentagon? Was sagt der Mann auf der Straße – und das zu einem Zeitpunkt, wo niemand Gelegenheit hatte in das Material zu schauen. CNN selbst hätte die Gelegenheit gehabt – und hat die Inhalte zu Gunsten einer Sprechblasen-Berichterstattung ignoriert.

Weitere spannende Frage: Führt die Publikation zu einer Stärkung der Anti-Irakkriegs-Bewegung oder sind sie eher Antrieb für diejenigen, die einen Krieg gegen den Iran fordern. Denn sobald die Rechtsausleger an der Wikileaks-Bedrohung abgearbeitet haben, dann werden sie in den 400000 Akten viel Material finden, was sie in ihrer Überzeugung bestärken wird, dass der Iran eine unmittelbare Bedrohung sei.

PS 2: Den Cameo-Auftritt von Assange bei dem Comedy-Format Rap News finde ich lustig – er ist aber absolut unvereinbar mit seinen Beschwerden über die Personalisierung der Wikileaks-Berichterstattung und dem „tabloid journalismus“. Natürlich wird der Kampf um Wikileaks in den Medien geführt und natürlich bedient sich die US-Regierung der US-Medien, um die Glaubwürdigkeit von Wikileaks anzugreifen. Journalisten, die sich so instrumentalisieren lassen, betreiben schlechten Journalismus. Für Assange aber gibt es wohl nur ein Kriterium für guten Journalismus: er muss schreiben, was Assange will. Und alleine das.

Blick von jenseits des Tellerrands

Im September hat sich ein Michael Bernstein vom US-amerikansischen National Public Radio auf den Weg gemacht, um den Berichten über die Proteste gegen Google und Facebook in Deutschland nachzugehen, das Verhältnis der Deutschen zu ihrer Privatsphäre zu ergründen. Ich war einer derjenigen, die von Bernstein befragt wurden und ich weiß nicht, ob ich mehr zur Verwirrung oder zur Aufklärung der Situation beigetragen habe.

Jetzt ist das Ergebnis dieser Reportagereise online: herausgekommen ein interessanter Mix aus den verschiedenen Sichtweisen auf das Thema.

In a country where hanging out in the park naked is a weekend pastime, Germany has recently made international headlines for its virtual prudishness. American tech companies are under close scrutiny. Facebook was threatened with fines if it didn’t tighten its privacy controls. Apple’s iPhone 4 raised concerns over collection of user data. And then, of course, there was that enormous brouhaha over Google Street View.

Der Englische Garten hat offenbar großen Eindruck in den USA gemacht. So sind wir wohl jenseits der Atlantik als FKK-Volk bekannt. Aber wenn Bernstein historische Zusammenhänge bemüht, wird es noch interessanter: denn nicht nur der säbelschwingende Adel, sondern auch die Nazis haben uns ihren Stempel aufgedrückt.

Yale Law School Professor James Whitman says this idea has roots in Europe’s legacy of dueling. When private details went public in the past, nobles challenged the leaker to a duel with a sword or pistol. An invasion of privacy, after all, was an attack on one’s honor.
Today in Germany, weapons have been replaced by strict privacy laws. And while many Germans may think the laws were made in reaction to their totalitarian past, in fact, Whitman says, quite the contrary.

JAMES WHITMAN: The Nazis insisted on the right of every ordinary German to protection of personal dignity and personal honor. Privacy in the German sense – every member of the national community had a right to dignity, including members of the lowest social status.

The fact the fascists made this promise belonged to their competition with Communist movements. What the Nazis were saying was that where they would not redistribute wealth, they would nevertheless redistribute honor.

Eins ist mir klar geworden: Das Thema Datenschutz ist noch komplexer als ich es bisher annahm. Es fällt mir sehr schwer jemandem aus einem anderen Kulturkreis wie den USA mein Verständnis über Datenschutz und Privatsphäre zu erklären – nahezu unmöglich ist es hingegen, eine konsistente Erklärung zu finden, wie es denn dazu kam.

Aprospos:

Seit der WLAN-Affäre im Mai sind in Deutschland keine Autos mehr unterwegs. […] Nun muss sich Google in Italien einen höheren Auflage stellen. Auf der Webseite muss Google nun drei Tage im Voraus ankündigen, wo Aufnahmen geplant sind. Dies ist wesentlich genauer als in Deutschland, wo nur der Zeitraum für zwei Monate genannt wurde.

Das entspricht ja ungefähr dem, was ich im August vorgeschlagen hatte.

Beckmann: Fiktion und Realität

Gestern abend war Talkmaster Reinhold Beckmann im Tatort zu sehen. Er spielte den Talkmaster Reinhold Beckmann, der eine der Verdächtigen interviewt: die Leiterin einer Familien-Molkerei. Ein Junge war ums Leben gekommen, als er einen Energy-Drink der Firma getrunken hatte, Kommissar Borowski ermittelt.

Beckmann: Frau Kallberg, ziehen sie gar keine Konsequenzen jetzt?
Liane Kallberg: Doch… Doch, natürlich ziehe ich Konsequenzen… Die Entscheidung ist mir auch nicht leicht gefallen, aber ich muss sagen dass… mit einem…großen internationalen Unternehmen als Partner es für eine Firma wie Kallberg natürlich sehr viel einfacher ist, umfassende und sichere Qualitätskontrollen zu liefern.
Beckmann: Was heißt das jetzt konkret? Was wollen sie da machen?
Kallberg: Konkret heißt das, dass ich unsere Familienfirma verkauft habe.
Beckmann: Was ist der Grund dafür?
Kallberg. Ich… um ehrlich zu sein, muss ich gestehen, dass ich als Person diesem Druck der letzten Tage …. auf Dauer gar nicht standhalten würde… Und diese Hetzkampagne war für mich…
Beckmann: Aber sie haben doch die Medien instrumentalisiert? Schauen sie sich das Foto an!
Kallberg: Entschuldigen Sie.. aber… weil ich bei der Beerdigung war?
Beckmann: Unter anderem. Sie haben sich fotografieren lassen auf der Beerdigung.
Kallberg: Nun, aber… ich meine: hätte ich nicht auf diese Beerdigung gehen sollen? Für mich war es… also ich hielt.. ich halte es einfach…
[Dialog vor dem Bildschirm]
Beckmann: Viele Halten es für eine komplette Inszenierung, was Sie gemacht haben.

Am vergangenen Montag hatte Reinhold Beckmann in der Realität Roland Koch und Thomas Gottschalk zu Gast. Thema war unter anderem der vorzeitige Rücktritt von Koch. Beckmann spielt einen Ausschnitt einer Sendung von 2008 ein, in dem er Koch ein Statement abgerungen hatte, dass er für fünf Jahre antreten möchte.

Koch: Ja, das ist ein schönes Beispiel für das, was Medien veranstalten. Weil Sie sind klug zu wissen, wie blödsinnig die Frage ist. Und.. Sie stellen sie trotzdem mit dieser Impertinenz und der Politiker sozusagen versucht sozusagen irgendwie damit umzugehen. Natürlich ist wie beim Fußballtrainer…
Beckmann [unterbricht]: Herr Koch, der Wähler hat eine klare Antwort verdient!
Koch: Ja, der darf. Aber Sie wissen…
Beckmann: Aber Sie treten an.
Koch: Lassen wir den Wähler einen Augenblick in Ruhe. Aber Sie der Fragende, sind ja nicht sozusagen jemand, der sozusagen uninformiert ist. Sie sind informiert. Sie wissen – so wie ich – dass natürlich solche Entscheidungen nur spontan vernünftig sind. Also: die kann man nicht ankündigen, man kann nicht sagen, man macht das für zwei Jahre. Es ist grob unvernünftig, bis zum Ende einer Wahlperiode zu sein und dann einen neuen …
[alle reden durcheinander] Beckmann: der Wähler..
Koch: Und Sie fragen es wieder und sie fragen es wieder. Sagt man dann an der Stelle, man hört auf und insofern nehme ich das dann auch…
Beckmann: Hatten Sie es damals schon im Kopfe? Sie können es jetzt ja beantworten. Wir können ja jetzt darüber reden. Hatten Sie damals schon im Kopfe, frühzeitig aufzuhören.
Koch: Ich wusste das damals nicht, wann ich aufhöre. Ich habe im Kopf gehabt: nicht bis zum Ende meines Lebens Politik zu machen. Aber ich wusste im Jahr 2008 so vieles nicht, wie das weiter geht. Ich wusste im Jahr 2008 nur, dass die Landtagswahl gezeigt hat: „Junge sei vorsichtig, wenn Du glaubst Du kannst das ewig machen.
Beckmann: Nach dem Verlust von 12 Prozent.
Koch: Nach dem Verlust von 12 Prozent.
Beckmann: Andere Politiker mit etwas Anstand hätten gesagt: Es reicht, ich hab einen Fehler gemacht, ich gehe. Warum sind Sie damals geblieben.
Koch: Naja, da gibt es wieder zwei Argumente. Das eine: ich konnte gar nicht gehen, weil: ich war geschäftsführender Ministerpräsident. Also ich hätte sozusagen eine ganz ungewisse Situation schaffen müssen an dieser Stelle. Zum zweiten: man muss das Ergebnis ja auch einordnen. Ich habe 48 Prozent in Hessen bekommen, als die CDU in Deutschland 49 hatte und ich hab 37 bekommen, als die CDU in Deutschland 35 hatte. Also dieses Ergebnis war eines, das ärgerlich war, sehr ägerlich war, für die CDU in Deutschland und mich persönlich. Aber es war kein Ergebnis wo jetzt man sagen kann: Du kannst Deine Partei nun im Stich lassen, wenn es klüger und interessanter für die Partei ist es gemeinsam zu machen. Und ich glaube, das die hessische CDU heute noch in der Regierungsverantworung hat, liegt auch daran, dass ich damals geblieben bin.
Beckmann: Hmm. [wendet sich an Gottschalk] Das unkorrekte, das Böse, das Zugespitzte – Thomas. Hier ist jemand, der viel provoziert hat. Fehlt das in der Politik?

Alternate Wiki-Reality

Coleen Rowley, FBI-Whistlerblowerin mit politischen Ambitionen springt auf den Wikileaks-Zug auf und stellt in einem Kommentar in der Los Angeles Times die Frage:

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verlinkt zwar gerne auf den schmeichelhaften Artikel. Die ehrliche Antwort ist aber klar: Nein, Wikileaks hätte den 11. September nicht verhindert.

E-Brief statt De-Mail?

Eben kam in den WDR2-Nachrichten ein kurzer ericht über De-Mail. Letzter Satz der Meldung:

Die Kosten lägen aber unter denen eines normalen Briefes.

Das ist einer der Schlüssel zu der Diskussion: Die Ministeriums-Kopfgeburt De-Mail kann nicht mit der E-Mail konkurrieren, sie ist aber immer noch schneller und billiger als ein Brief. Vielleicht hättte man das bei der Namensfindung berücksichtigen sollen: ich fände „E-Brief“ viel treffender.

BILD meint: „Tatort Internet“ gucken!

„BILD“ hat mal wieder die Bundesjustizministerin zum Verlierer des Tages gemacht:

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (59, FDP) sieht weiterhin keinen Grund, Daten von Online­Kriminellen wie Kinderschändern zu speichern. In einem Papier für die FDP-Fraktion bestreitet sie Sicherheitslücken, widerspricht insoweit auch dem Bundeskriminalamt (BKA).

BILD meint: „Tatort Internet“ gucken!

Was BILD und wohl auch „Tatort Internet“ nicht erwähnt: Mit der Vorratsdatenspeicherung werden keineswegs nur Daten von „OnlineKriminellen“ gespeichert, sondern auch die von „OnlineOpfern“, von „OnlineZuschauern“ und auch von „OnlineIrgendwem“. Kurz gesagt: von jedem.

An anderer Stelle titelt BILD: Kinderschänder beschimpfen Stephanie zu Guttenberg und blendet dabei jede legitime Kritik an der Sendung aus. Alleine ein Satz-Zipfel der „Südeutschen Zeitung“ hat es in den Artikel geschafft:

Auf einschlägigen Seiten warnen sich Pädophile gegenseitig: „Gebt Obacht, wenn ihr euch in der nächsten Zeit verabredet!“ Andere jammern: „Sind wir wirklich solche Monster?“ Oder fühlen sich wie Juden diskriminiert: „Irgendwann bekommen wir ’nen Stern auf die Brust.“

Das sieht die „Süddeutsche Zeitung“ offenbar ähnlich. Das Blatt attackiert besonders Stephanie zu Guttenberg. Deren Einsatz gegen Kinderschänder habe „die Lynchmobs des Ku-Klux-Klan“ zum Vorbild, heißt es dort. Die Ministergattin wecke einen „gefährlichen Volkszorn“ gegen erwachsene Männer, die mit 13-jährigen Kindern Sex haben wollen.

Was der SZ-Autor Adrian Kreye schrieb, findet man hier:

Das Bedenkliche an der Sendung ist, dass unter der Schirmherrschaft einer Ministergattin ein gefährlicher Volkszorn geweckt wird. Demokratie und Rechtsstaat stellt Tatort Internet prinzipiell in Frage. Sie wolle die laschen Gesetze verschärfen, betonte Frau zu Guttenberg in der Sendung immer wieder. Man solle endlich unsere Kinder schützen, fordern die Einspieler im Alarmton. Das sind berechtigte Anliegen. Doch vielleicht sollte sich Stephanie zu Guttenberg bei ihrem Einsatz für unsere Kinder lieber ein Vorbild bei der Präsidentengattin Eleanor Roosevelt nehmen, die sich für Mütter und Kinder in Parlament und Regierung stark machte, als bei den Lynchmobs des Ku Klux Klan. Demokratie und Bürgerwehr bleiben ein Widerspruch.