Mittwoch ist mein Hobby

In den Facebook-Werbeeinstellungen kann jeder Nutzer zumindest einen Teil der Kriterien nachschlagen, mit denen die Werbung personalisiert wird. Meine Hobbies sind demnach unter anderem Mittwoch, Metalle und der Universal Serial Bus.

Welche Eure Hobbys laut Facebook sind, könnt ihr hier nachschlagen. Die Google-Variante gibt es hier.

Missverständnisse zu Bitcoins und Geld

Grade ist der Hype um die „Cryptowährung“ Bitcoin besonders hoch. Was mir auffällt: Selbst die größten Fans haben einige sehr vage Vorstellungen, was Bitcoin überhaupt ist. Oder was Geld ist. Damit unterscheiden sie sich freilich nicht von den meisten anderen Leuten.

Gerade das Durchbrechen der 10000-Dollar-Marke wird von vielen als unumstößlicher Erfolg der Währung gesehen. Doch eigentlich ist es das nicht — im Gegenteil. Denn Geld ist nicht aus einem Selbstzweck da. Es dient dazu, dass man handeln kann.

Ganz simpel gesagt: Wer das Gut X braucht und dafür seine Arbeitskraft Y anbieten kann, ist dank Geld nicht darauf angewiesen, dass sein Arbeitgeber das Gut X hat, um es dann bei ihm abzuarbeiten. Der Bauer muss dank Geld keinen Autohändler suchen, der Wirsingköpfe gegen Winterreifen eintauscht. Durch ein funktionierendes Geldsystem ist sichergestellt, dass sich Handel an Handel an Handel reiht, so dass möglichst viele Geschäfte gemacht werden können, die — so zumindest das Ziel der Volkswirtschaftslehre — dazu führen soll, dass möglichst viele Güter verteilt werden können. Wer ein Gut X loswerden will, soll möglichst einen zahlungskräftigen Interessenten finden. Wer eine gewinnbringende Idee hat, soll die Gelegenheit bekommen, an das notwendige Kapital zu gelangen.

Die Pizza-Theorie des Geldes

The Coinspondent verlinkte kürzlich einen lustigen kleinen Twitter-Account: @bitcoin_pizza. Hier wird tagtäglich verzeichnet, wie viel 10000 Bitcoins wert sind. Zu diesem Betrag hatte nämlich im Jahr 2010 jemand Pizza gekauft. Hätte er auf den Kauf verzichtet, besäße er heute — theoretisch — den Gegenwert von über 100 Millionen US-Dollar. Für nur acht Jahre ist das eine erstaunliche Rendite bei einem quasi nicht vorhandenem Risiko. Weder Apple-Aktien, noch Amazon-Seedfunding können da mithalten.

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Wer diese Geschichte hört und selbst Bitcoin besitzt, wird daraus zunächst mal eine Lehre ziehen: Es ist höchst dumm, Bitcoins für den täglichen Bedarf auszugeben. Denn morgen könnte das Geld, das man für schnöden Hunger ausgegeben hat, schon 20 Prozent mehr wert sein. Nächsten Monat: das Dreifache. Vielleicht. Seine normalen Besorgungen erledigt man also mit ganz normalem Geld, die Kryptowährung kommt nur in groben Ausnahmefällen zum Einsatz. Bitcoin ist also prima als Spekulationsobjekt, aber derzeit ein lausiges Geld.

Durch diesen Motivator haben wir auch derzeit keine wirkliche Bitcoin-Ökonomie. Wenn eine Pizzeria ihre Speisen gegen Bitcoin anbietet, muss sie ihre Lieferanten doch weiterhin in Euro bezahlen und auch die Angestellten haben ein Anrecht auf ihr Gehalt in einer Währung, die ihr Vermieter in Rechnung stellt. So kommt der Waren-Geld-Kreislauf nicht wirklich in Schwung. Das Geschäft mit Bitcoin ist daher meist ein Umtausch von Geld zu Geld. Man verdient Bitcoins nicht, man muss sie meist kaufen. Und wer nur Bitcoins einnimmt, muss sie größtenteil wieder verkaufen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Das ist teuer, ineffizient und macht vermeintliche Vorteile der Dezentralität zunichte.

Die hohe Volatilität verhindert auch, dass ein Kreditgeschäft entsteht. Wie viel Prozent Zinsen würdest Du verlangen, um jemandem Bitcoin für ein Jahr zu leihen? 100 Prozent? 300? Das sind keine attraktiven Zinssätze. Stattdessen werden ständig neue Währungen geschaffen, die widerum als Spekulationsobjekte angepriesen werden. Und die meisten Leute, die ihr Geld in ICOs stecken, werden es wohl verlieren. Das vorherrschende Erfolgsmodell derzeit ist: Kaufe früh und finde rechtzeitig vor dem Absturz jemand Dümmeren, der dir die Tokens abkauft. Das mag eine individuelle Erfolgsstrategie sein, insgesamt betrachtet zahlen aber die meisten Leute drauf.

Bitcoin rettet Venezuela nicht

Gestern hatte ich mich in eine kleine Diskussion mit Leuten gestürzt, die tatsächlich der Auffassung waren, dass Bitcoin ein effektives Gegenmittel gegen die Wirtschaftskrise in Venezuela seien. Dies zeigte mir, wie wenig Basis-Zusammenhänge der Ökonomie erkannt werden.

Um die Situation in Venezuela äußerst kurz zu schildern. Hugo Chávez hatte ein sozialistisches Regime geschaffen, das im Wesentlichen darauf beruhte, die gewaltigen Ölgewinne des Landes insbesondere für die Millionen Armen des Landes umzuverteilen. Nun ist Chavez tot, die Ölgewinne großteils verschwunden und das Land in einer so gewaltigen Wirtschaftskrise, dass es selbst für klassische Mittelstandsberufe schwer geworden ist, genügend Nahrung zu erhalten. Ein Symptom für den gewaltigen Niedergang der Wirtschaft ist die Hyperinflation der Landeswährung Bolívar.

In Zeiten von Hyperinflation suchen sich Menschen naturgemäß Ersatzwährungen. Die Regierung in Venezuela hat das jedoch weitgehend verhindert: Der Handel zum Beispiel mit US-Dollar ist streng reglementiert. Die Regierung hat mehrere viel zu niedrige Wechselkurse festgesetzt, die von unterschiedlichen Bevölkerungsteilen in Anspruch genommen werden können. Das ist natürlich eine Einladung für Korruption, für Schwarzmärkte und Kriminelle, die diese künstlichen Wechselkurse ausnutzen und damit Geld verdienen. Der Effekt: Normalbürger kommen nicht an US-Dollar — zumindest nicht in ausreichendem Maße, um ihre Bedürfnisse zu decken. Zudem: Der Dollarstrom kann nicht im Lande bleiben, da viele lebenswichtige Güter nicht mehr im Lande transportiert werden. Und die Importeure können mit dem immer wertloseren Bolívar nicht arbeiten.

Die Realität der Korruption

Natürlich liegt die Idee nahe, dass Bitcoins nun die ideale Lösung sind. So könnte beispielsweise jemand eine große Mining-Operation anwerfen und die Leute mit Bitcoins als Ersatzwährung versorgen. Schließlich weiß doch jeder, dass Energie in Venezuela fast kostenlos ist. Problem daran: Das ist nur die halbe Wahrheit. Zwar werden Energieformen heftig subventioniert, aber auch rationiert. Schon vor anderthalb Jahren hat die Regierung Maduro eine Zwei-Tage-Woche für Staatsdiener eingeführt und dies mit der Energieknappheit begründet. Schon damals sah es so aus, als müsse die Regierung stürzen – wie kann ein Land unter solchen Bedingungen weiter existieren? Die Regierung ist noch im Amt und die Bedingungen sind immer schlimmer geworden. Bitcoin-Farming klappt nicht, wenn man nur stundenweise Strom hat. Und um mit Bitcoins zu bezahlen, braucht man neben Strom auch viele Geräte, die für teure Dollar zu importieren wären.

Um es auf ein Beispiel runterzubrechen, das vielleicht auch Digital-Begeisterte verstehen, die nie Mangel erlebt haben: Wenn genug Leute tatsächlich die kostenlosen Nachladestationen für Elektro-Autos zum Bitcoin-Mining verwenden, werden diese Stationen nicht lange kostenfrei bleiben. Da hilft kein persönlicher Freiheitsdrang – jemand verhält sich asozial, und alle müssen schließlich dafür bezahlen.

Zurück zu Venezuela: Schwarzmarkt-Handel ist nicht unbedingt ein Aufbäumen gegen das Regime. Staatdiener und Militärs verdienen prächtig daran, dass sie wegsehen, wenn sie bei illegalen Geschäften wegsehen oder Güter wie Strom illegal umleiten. Wer meint, dass niemand den Handel mit der dezentralen Währung Bitcoin unterbinden könne, kennt leider — oder: zum Glück — die Realität in autokratischen Regimen nicht. Natürlich lässt sich Schwarzhandel nicht völlig vermeiden. Regierungen können ihn aber verdammt teuer machen. So hat Venezuela sogar die Kontrolle über Bäckereien übernommen. Wer Brot will, muss halt in der offiziellen Währung bezahlen. Oder ein Vielfaches in einer anderen Währung. Und nach Jahren der Misswirtschaft haben nicht mehr allzu viele Menschen die Wahl, ein Vielfaches auszugeben. Und wer es dennoch tut, stützt sogar das System, das den Handel eigentlich verbietet.

Keine Ersatzwährung

Um aus einer Hyperinflation herauszukommen, benötigt man gewöhnlich eine neue Währung. In Deutschland war dies beispielsweise die Rentenmark, in Brasilien der Real. In Venezuela wird es nicht Bitcoin sein.

Zum einen: Das Blockchain-System wäre sofort überlastet, wenn jeder Brotkauf eines Landes in der Blockchain abgelegt werden müsste. Zum zweiten: Als Land, das aus einer Wirtschaftskrise kommt, wäre es eine verdammt unkluge Wahl sich an eine Währung zu hängen, die international als Spekulationsobjekt gesehen wird. Wenn sich der Bitcoin-Kurs mal wieder verdoppelt – was mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit passieren wird — müssten sich dann auch die Preise der venezulanischen Exporte wieder verdoppeln oder die Export-Güter in einer endlosen Preisspirale nach unten immer weiter nach unten angepasst werden – das Ausbluten des Landes ginge schlichtweg weiter. Zudem ist es für ein Land, das hoffentlich grade eine Autokratie überwunden hat, eine verdammt schlechte Idee ein Geldsystem einzuführen, das sämtliche Kontenbewegungen für jeden offen ausstellt. Neue Autokraten würden diese Möglichkeit, die Ausgaben der Bevölkerung komplett zu kontrollieren, vermutlich dankbar und ohne Skrupel ausnutzen.

Kurzum: Wer mit Bitcoin Millionen oder vielleicht nur Tausende verdient hat, kann sich freuen. Ein anderes oder gar besseres Währungssystem hat er jedoch noch lange nicht geschaffen.

„Radfahrer können doch schieben“

Ich bin Mitglied in ein paar hyperlokalen Facebook-Gruppen und dort wurde eine Aktion von Polizei und dem ADFC diskutiert, bei der so genannte „Geisterradler“ angesprochen wurden, wenn sie die Rheinbrücke auf der falschen Seite überqueren.

Ich kenne das Problem. Ich fahre zwar nicht täglich, aber relativ oft über die Kölner Brücken. Gerade auf der Deutzer Brücke ist die Anzahl der in Gegenrichtung kommenden Radler enorm. Und da sie mal komplett links, mal in der Mitte, mal auf dem Fußweg fahren, ist das durchaus nicht ungefährlich. Insofern ist es schön, wenn aufgeklärt wird. (Update: zumindest auf einer Seite darf man in beide Richtungen fahren.)

Was mir aber in der Diskussion mehrfach aufgefallen ist, waren Äußerungen wie diese: „Also ich habe früher auch gelernt, dass man sein Rad notfalls auch mal schieben muss, um eine Straße zu überqueren.“ Die erschienen mir etwas merkwürdig, da mir nicht ganz klar wurde, was Schieben mit dem Fahren auf der falschen Brückenseite zu tun hat. Doch waren mehrere Leute über solche Kommentare sehr begeistert, und ich begriff: Das Schieben ist nur eine Metapher. Sie steht für: „Radfahrer können sich gefälligst verpfeifen.“

    Ich steh hier mal eben mit Warnblinker in zweiter Reihe auf der Radspur. Ist ja nicht schlimm – notfalls können die Radfahrer ja schieben.
    Eine Baustelle blockiert völlig unnötig den Radweg? Ist ja nicht schlimm – notfalls können die Radfahrer ja schieben.
    Radfahrer sind keine richtigen Verkehrsteilnehmer. Ist ja nicht schlimm – notfalls können die Radfahrer ja schieben.

Und so langsam geht mir das auf den Keks.

Die Haltung kommt nicht von ungefähr. Dass irgendwer freiwillig oder gar als Berufstätiger mit dem Fahrrad den Rhein überquert, war für die Stadtplaner vor 30 oder 40 Jahren allenfalls eine Ausnahme. Verständlich — denn kaum jemand tat es. Und seien wir ehrlich: Die Radfahrer beschwerten sich auch weniger über Behinderungen, weil sie sie schlichtweg ignorieren. Schon lange bevor in meinem Viertel die Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung freigegeben wurden, fuhren Radfahrer bereits gegen den Autoverkehr. Das war auch kein riesiges Problem. Doch diesen Luxus können wir uns allesamt nicht mehr leisten. Die Zahl der Radfahrer hat sich vervielfacht, die Autos verbreitert und das Blinken ist irgendwann 2014 aus der Mode gekommen.

Für erstaunlich viele ein Albtraum: Radfahrer erobern die Straße.

Ich verstehe die Frustration vieler Leute. Ich muss nur mal eine halbe Stunde um den Block gehen, um mehrere Fahrradfahrer zu sehen, die sich scheinbar an keine Regel halten. Wenn ich gleich den Fußweg auf der Luxemburger Straße entlang gehe, kommt mir unter Garantie ein Radfahrer auf einem relativ engen Bürgersteig entgegen — ohne jedes Schuldbewusstsein. Abends wimmelt es von Radfahrern ohne Licht. Bringdienst-Fahrer starren auf ihr Smartphone, während sie im Affentempo mit ihrer riesigen Warmhaltebox auf dem Rücken zum nächsten Kunden jagen.

Allerdings bin ich auch selbst Radfahrer und ich weiß: Es ist einfach, Gesetze zu missachten — es ist hingegen gar nicht so einfach, sich an das Gesetz zu halten. An vielen Stellen in Köln wird es uns Radfahrern geradezu unmöglich gemacht. Radwege sind in einem unbenutzbaren Zustand oder enden einfach im Nichts. Zweispurige Hauptverkehrsstraßen werden zur unfreiwilligen Mutprobe, wenn SUVs mit 30 Zentimeter Abstand vorbeibrausen. Selbst Fahrradständer werden mit hohen Bordsteinen umgeben. Ist ja nicht schlimm – notfalls können die Radfahrer ja schieben.

Der Radweg führt ins Nichts – wo geht es nun weiter?

Es stimmt: Wir Radfahrer schieben nicht gerne. Wir tun sogar alles mögliche, um nicht abzusteigen. Das Schieben ist nicht nur sehr viel mühsamer, als eben mal mit dem Auto zu stoppen. Es macht auch meist keinerlei Sinn. Ein Radfahrer, der sein Fahrrad durch eine Baustelle schiebt, benötigt wesentlich mehr Platz als ein Radfahrer auf seinem Sattel. Und wen stören wir schon, wenn Verkehrsschwellen kurz auf dem Fußweg umgehen? Die wurden ja eh nur für Autofahrer eingerichtet.

Wenn man will, dass sich Radfahrer an die Regeln halten, muss man ihnen auch Gelegenheit geben, dies zu tun. Radfahrer sind wie Fußgänger und Autofahrer Verkehrsteilnehmer — und keine Lückenbüßer zweiter Klasse. Es hat knapp fünf Jahre gedauert, bis ich in meiner Umgebung alle Tricks und Wege gefunden habe, um mich in den allermeisten Fällen an die Verkehrsregeln zu halten. Ich weiß genau, wie schnell ich an welcher Stelle fahren muss, um an der Inneren Kanalstraße nicht an jeder einzelnen Ampel warten zu müssen. Ich weiß, an welcher Stelle ich mit dem Fahrrad auf einen Parkplatz ausweichen kann, um mir 600 Meter regelgerechten Umweg plus vier Ampeln zu ersparen. Ich kenne die Schleichwege, die mich auf die richtige Seite einer Brücke bringen.

Doch nicht jeder hat fünf Jahre Erfahrung. Und nicht jeder will Schleichwege suchen.

Gerade die Kölner Brücken sind ein Albtraum. Wer zum Beispiel aus Richtung Südstadt auf die Severinsbrücke fahren will, darf auf keinen Fall den Schildern Richtung Severinsbrücke folgen. Denn die führen für Radfahrer in eine Sackgasse. Stattdessen muss man am Blaubach links statt rechts abbiegen. Was kein Vergnügen ist, da man auf einer viel und schnell befahrenen vierspurigen Straße an einer unübersichtlichen Stelle auf eine der linken Spuren wechseln muss. Dann fährt man zum Waidmarkt, biegt in die Severinsstraße ab, die nicht Richtung Rhein führt. Dann überquert auf einer Brücke die Auffahrt zur Severinsbrücke, um dann in einer Unterführung eine andere Auffahrt zur Severinsbrücke zu unterqueren, um dann die doppelt so steile Auffahrt für Radfahrer zu nehmen.

Aber macht ja nichts, wir können ja schieben.

I don’t like Mondays

And he can see no reason
‚Cause there are no reasons
What reason do you need to be sure.

Heute fand ich mich an „I don’t like Mondays“ von den Boomtown Rats erinnert. Ich hab sehr spät erfahren, dass dieses ja eher heiter anmutende Lied sich um eine 16jährige dreht, die von ihrem Fenster aus auf eine Schule schoss, zwei Menschen tötete und neun verletzte. Der noch junge Bob Geldof hörte die Berichte und fand sich zu dem Lied inspiriert. Aus der Wikipedia zitiert: „Während ich dort saß, lehnte ein junges Mädchen namens Brenda Spencer mit einer Pistole aus ihrem Schlafzimmerfenster und schoss auf Leute in ihrer Schule auf der anderen Straßenseite. Was dann passierte, erschien mir als einzigartig amerikanisch. Ein Journalist rief sie an. Sie nahm den Hörer ab, an und für sich schon eine bizarre Unterbrechung, wenn man dabei ist, wildfremde Menschen umzubringen. Er fragte sie, warum sie das tut. Sie überlegte kurz und sagte dann: ‚Nichts los. Ich mag keine Montage.‘

Heute morgen haben wir immer noch keine Ahnung von den Motiven des Mannes, der gestern in Las Vegas über 60 Menschen getötet und Hunderte verletzt hat. Und diese Unwissenheit nagt an der Öffentlichkeit. Wir sind es nicht mehr gewohnt.

Tatsächlich haben wir äußerst selten eine Ahnung, was einen Menschen wirklich dazu treibt, andere zu töten und den eigenen Tod mitzuplanen. Oder Bomben zu legen, Dutzende zu erschießen und sich dann schnell zu verstecken. Wir stecken den Wahnsinn stattdessen in Schubladen. Der Täter war radikalisiert. Der Täter gehörte der IS an. Der Täter war ein Opfer von Bullies. Der Täter war traumatisiert und geistesgestört. In den USA ist eine Schublade besonders groß: Es war ein Angriff auf unsere Freiheit. Wenn einmal eine solche Schublade gefunden ist, sind wir, ist die Öffentlichkeit beruhigt. Man muss sich nicht mehr wirklich viele Gedanken machen. Alles geht seinen Gang. Und wir können mental wieder genau dahin zurückkehren, wo wir vorher waren. Mit ein wenig mehr Angst. Und Ressentiments.

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Diese Schubladen sind hochpolitisch. Ich bin gestern zufällig auf einen Artikel in der Everipedia gestoßen, wo ein ganzer Artikel zu einem Mann aus Arkansas erschien, der ihn — fälschlicherweise — als mutmaßlichen Täter vorstellte. Flugs suchten viele Leute nach Informationen über diesen Mann und konzentrierten sich darauf: Wen hat er auf Facebook geliket? Wen hat er gewählt? Es kam nicht drauf an, die Tat aufzuklären oder zu begreifen, die Nutzer suchten nur schnellstmöglich eine Schublade. Und gezielt wurde einer Frage nachgegangen: War er für Trump oder gegen ihn?

Der Mann ist offenbar Wähler der Demokraten und er klickte auf Facebook-Gruppen, die Donald Trump des Amtes entheben wollen. Flugs verbreitete sich die triumphierende Nachricht: Der Mörder ist ein Trump-Hasser. Trump-Anhänger haben also die moralische Oberhand. Auch nachdem sich herausgestellt hat, dass der Mann eben überhaupt nichts mit den Morden zu tun hatte, obwohl Klicks auf paar Facebook-Gruppen noch weit vom Fanatismus entfernt sind, wird die Nachricht immer weiter verbreitet. Hätte der Mann Trump gewählt, wäre diese Nachricht wahrscheinlich auch schnell weitergetragen worden.

Noch immer wissen wir nicht, was die 16jährige 1979 dazu bewog, auf eine Schule zu schießen. Noch immer wissen wir nicht, warum der Mörder von Las Vegas schoss. Doch eine Schublade wird man sicher bald schon finden.

And he can see no reason
‚Cause there are no reasons
What reason do you need to be sure.

This Week in Comedy

Ich guck zu viele amerikanische Comedy-Videos. Wenn ihr jedoch auch mehr davon guckt, fällt es nicht mehr so auf.

Das heiße Thema diese Woche waren natürlich der Streit Donald Trumps mit protestierenden Athleten. Hier war der Late-Night-Außenseiter Jim Jeffries der etablierten Konkurrenz eine Knielänge voraus. That just does prove their point, doesn’t it?

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The Important

Angesichts der medialen Glaubwürdigkeitskrise haben es viele Comedians übernommen, lange Erklärstücke zu senden. Sehr schön diese Woche war zum Beispiel — wie so oft — John Oliver mit seinem Stück über Corporate Consolidation, indem der er sich auch sehr explizit über seine künftige Konzernmutter auslässt.

Mindestens ebenso wichtig und nicht mal halb so lange ist Samantha Bee mit ihrem Stück über die Federalist Society, die derzeit quasi ohne Mitwirkung des Weißen Hauses Bundesrichter in Amt und Würden bringt.

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Auch gut: Trevor Noah und Seth Meyers über Trumpismus ohne Trump.

The Silly

Manchmal mag man vergessen, dass Comedy ja in erster Linie zum Lachen da ist und nicht nur ein alternatives Nachrichtenformat. Welcher Komiker kann schon an einem solchen Satz vorbeigehen? „The president went to bed, embarrassed…. and pissed.“ Trevor Noah kann es nicht.

Noch alberner ist aber Conan O’Brien mit einem ganzen Feuerwerk an Masturbationswitzen. Und er erwähnt nicht mal Anthony Weiner.

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Tipp an Comedy-Zuschauer: Sitzt niemals in der ersten Reihe.

The New

Neuzugang diese Woche ist Jordan Klepper mit seiner eigenen Show: The Opposition. Darin macht er den Colbert und spielt einen Alt-Right-Blowhard, den er teilweise schon bei Jon Stewart zum Besten gegeben hatte. Noch ist das etwas holprig, aber er hat durchaus Potenzial. Während sich die Kollegen ganz auf den gescheiterten Obamacare-Repeal stürzen, spricht er über den Silent Repeal.

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Neu ist auch Jerry Seinfelds Netflix Special, indem er beweist, dass er ein verdammt privilegiertes, aber langweiliges Leben führt und sehr charmant darüber erzählen kann. A Show about nothing — und was ist daran schon so schlimm? Dämlich: Sein Witz „Jeder, der Präsident werden will, ist ein Psychopath“. Der ist nicht nur uralt, sondern geradewegs aus der Zeit gefallen und ein unnötiger Hinweis, dass Jerry um Gottes Willen nicht „politisch“ sein will. Als ob das zu vermeiden wäre.

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The Ugly

Wie schon im April befürchtet, tritt so langsam ein lähmender Effekt ein. Comedians aller Kategorien sprechen jede Woche über Trump und in gewisser Weise langweilt es sie zu Tode und zermürbt sie zugleich. Da ist es doch nur verständlich, wenn man mal einen Kontrapunkt machen will. So macht Trevor Noah einen Witz daraus, dass er Trump wegen der Hurrican-Hilfe in Puerto Rico verteidigt. Dabei schluckt er nur das Narrativ, dass posiitives Regierungshandeln ohne persönliche Intervention des Präsidenten gar nicht denkbar ist.

Richtig negativ sind mir derzeit die Häufung von Witzen aufgefallen, die Hillary Clinton als Alkoholikerin porträtieren. Die Überlegung mag sein: Wenn man das Publikum aufstehen lässt, um Trump auszubuhen, muss es doch auch erlaubt sein, die Konkurrenz auch ab und zu mal abzuwatschen. Sicher ist es das — aber muss man dafür ein Alt-Right-Meme einsetzen? Und by the way: Die Tiffany-Witze sind mittlerweile auch alle mehr als abgestanden.

https://youtu.be/WoJYSX0TIWU?t=1m26s


The Meta

PS: Sehr sehenswert: Jerry Seinfeld und Stephen Colbert sprechen über Bill Cosby, der mit seinem Vorbild so viele Comedians inspiriert hatte, sich wegen aber des reihenhaften Missbrauchs von Frauen zum Pariah wurde. Kann man nun noch über seine alten Witze lachen, so wie man es damals tat? Jeder US-Comedian musste die Debatte in den vergangenen drei Jahren mit sich führen. Seinfeld meint erst, man könne beide Seiten von Cosby trennen, entscheidet sich dann aber um.

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Sitz nicht in der ersten Reihe

Die erste Regel des Comedy Clubs: Sitz nicht in der ersten Reihe. Sitz sicherheitshalber auch nicht in der zweiten Reihe oder auf einer Empore, die Dich wieder in das Sichtfeld Deines Comedian bringt.

Denn im Warm-Up wird dich der Comedian finden. Er wird Dich fragen, wo Du herkommst, was Dein Beruf ist, ob Du mit jemandem zusammen bist. Und dann wird er Witze darüber machen. Keine guten Witze, die meisten wurden über Generationen vererbt und sind recht angestaubt. Der Comedian wird eine schnippische Bemerkung über Deine Frisur machen, er wird Dir Spitznamen geben und wenn Du nicht lachst, und wenn dann noch die anderen Leute nicht lachen, schreit ein kleines Kind in seinen Augen laut auf: „Warum? Ich will, dass Du mich magt?! Kaka!“

Falls Du doch in der ersten Reihe sitzt, sei freundlich zu dem Kind. Überleg nicht zu lange, was man denn gegen dich verwenden könnte oder ob Du den comedian mit einer witzigen Antwort überbieten könntest. Du bist nicht mehr nur Zuschauer, Du bist Teil der Show. Also vermassel es nicht. Die Arbeit macht schon der Comedian.

Star Trek – The Graphic Novel

Das einzig wichtige, was heute passiert ist: die neuste Iteration von Star Trek ist bei Netflix. Und Frauke Petry spielt keine Rolle. Falls ihr keine weiteren Spoiler wollt, lest einfach nicht weiter.

Zunächst das Positive: Die Optik dieser neusten Star Trek-Serie ist wirklich revolutionär. Statt auf einem Schreibtisch entstand die Serie offenbar am Storyboard. Wir kommen von ikonischer Szene zu ikonischer Szene. Michael im Raumanzug. Michael im Kraftfeld inmitten eines zerstörten Decks. Tote Klingonen werden aus dem leeren Raum mit grünen Traktorstrahlen aufs Heimatschiff gezogen. Michael und Captain Georgiou mit gezogenem Phaser.

Das Raumschiff hat endlich ein Fenster statt nur einen Screen und der Weltraumkampf wurde angepasst. Keine Albernheiten mehr, wo computergestützte Strahlenwaffen auf kurzer Distanz danebenzielen. Auch die Strahlenwunden im Nahkampf sind endlich realistischer dargestellt: Niemand wird meterweit nach hinten geworfen oder aus unerfindlichen Gründen komplett aufgelöst, wenn er in den Oberkörper getroffen wird. Stattdessen brennt der Phaser ein Loch sehr ungesundes Loch ins Gewebe.

Der Versuch, das Entstehen des klingonischen Reiches aus TNG zu zeigen, ist mutig. Der philosophische Konflikt zwischen Mensch und Vulkanier ist hinreichend vertraut, um uns etwas narrativen Halt zu geben. Der Einsatz von Augmented Reality ist konsequent und adäquat umgesetzt.

Optik rulez

Leider war es das schon mit dem Positiven. Die Serie ist gnadenlos überproduziert. Captain Georgiou und „First“ Michael steigen in einen Fahrstuhl — und irgendwie glaubt der Regisseur so wenig an den Dialog oder an die Fähigkeit der Schauspieler, dass er eine 360-Grad-Kamerafahrt um Michaels Kopf unterbringen muss.

Das ist konsequent: Die Story macht nämlich an keiner Stelle Sinn. Was sehr schade ist, denn sie ist das einzige, worum es geht. Es gibt keinen Raum für eine B-Story. Wir lernen nichts über andere Lebewesen, nichts über die Kultur, was nicht unmittelbar Einfluss auf die Story hat. Es gibt keinen Humor.

Die Dialoge sind nicht gut geschrieben. Ich bin begeistert, wenn in einem Film oder einer Serie Charaktere eingeführt werden und man sofort ein Gefühl für sie bekommt. Hier passiert das nicht. Stattdessen müssen die Charaktere dauernd solche Sätze sprechen wie „Sie dienen schon sieben Jahre unter mir“ – weil der Zuschauer sonst nie auf die Idee kommen könnte, das zwischen den beiden Figuren ein tiefes Vertrauenverhältnis besteht. Alle paar Minuten müssen Rückblenden oder erklärende Szenen eingefügt werden, damit der Zuschauer erfährt, was eigentlich los ist. Die Schauspieler bekommen keine Chance, gegen diese Bedingungen anzuspielen. Sie könnten auch einfach ein Schild hochhalten:“Hallo! Hallo! Ich habe grade einen emotionalen Konflikt!“

Zu viel Schminke

Auch auf technischer Ebene versagt die Serie leider. Die neue Beam-Sequenz soll offenbar mehr „gritty“ und damit authentischer sein. Man sieht förmlich, wie sich die Personen auflösen und in eine bestimmte Richtung bewegen. Eine schöne Lösung, wenn man eine graphic novel produziert. Es gibt sogar einen kleinen Effekt am Boden. Sheldon Cooper würde es freuen, da er beim Beamen nicht mehr durch ein subatomar baugleiches Parallel-Wesen ersetzt wird. Es ergibt jedoch überhaupt keinen Sinn. Beamen funktioniert entweder genau oder gar nicht. Die Darstellung des Warp-Antriebs wurde etwas verbessert. Doch die Story macht das wieder wett: Sowohl bei den Klingonen, als auch bei der Föderation kommen alle Schiffe gleichzeitig an – auch wenn sie ungeplant auf völlig anderen Richtungen kommen. Aus unerfindlichen Gründen scheinen auch keine Shuttles oder Sonden mehr zu existieren.

Dafür dass die Serie mehr als alle Vorgänger auf Special Effects angewiesen ist, sind diese teilweise erstaunlich schlecht umgesetzt. Am Anfang sehen wir eine Zoomfahrt aus einem klingonischen Auge — eine Hommage an die Anfangs-Sequenz von Fight Club. Das Problem: Sie endet bei einem grotesk überschminkten Klingonen. Die sehen nicht nur komplett anders aus, sie haben auch eine komplett neue Kultur verordnet bekommen. Wenn sie einen Feind direkt vor den Augen haben, debattieren sie lieber erst stundenlang herum und palavern, während sich ein Albino — wieder mal: ein Albino! — die Hand verkokelt, obwohl er doch gleich kämpfen soll.

Wie gesagt: Das ist nicht Star Trek. Es ist eine Superhelden-Geschichte. Die Menschheit hat keinen Fortschritt erfahren, den müssen sich die Figuren selbst erobern. Beziehungsweise: Nur die eine Figur.

Es gibt keine Utopien. Nur persönlichen Schmerz.

Mehr Utopien wagen (und Deep Space Nine!)

Ich habe den neuen Comic-Con-Trailer der neuen Star Trek-TV-Serie „Discovery“ gesehen und bin ein wenig erschüttert. Ich sehe: Explosionen. Ich sehe: Eine einsame Heldin, die eine Katastrophe verhindern muss. Ich sehe viel Dunkelheit und Panik. Was ich nicht sehe: Star Trek.

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Ich hab neulich mal auf Netflix nach Filmen gesucht, die den Zuschauer nicht herunterziehen und gleichzeitig keine intellektuelle Beleidigung sind. Dabei fiel mir auf: Wir haben einen erschreckenden Mangel an Visionen, die sich tatsächlich um Menschen und nicht um irgendwelche Idole drehen. Sicher: Tom Cruise kann Aliens niederringen, aber hat das etwas mit uns zu tun? Nein. Nur Superhelden und Supermenschen haben das Recht auf ihre Zukunft.

Star Trek war einst eine andere Vision. Die Original-Serie lieferte inmitten des Kalten Kriegs einen gesellschaftlichen Gegenentwurf: Menschen von allen Kontinenten sollten mit Hilfe moderner Technik zusammenarbeiten, um gemeinsam etwas Neues zu schaffen und neue Grenzen zu suchen. Die Menschheit sollte ihr Potenzial ausschöpfen anstatt sich gewaltsam selbst zu vernichten.

The Next Generation griff das Thema zum Ende des Kalten Krieges zunächst chaotisch, dann gekonnt auf. Besonders gelungen sind die Doppelfolgen, in denen wir als Zuschauer zum Beispiel die Kultur der Klingonen jenseits ihrer Angriffskreuzer kennenlernen konnten. Aber natürlich war die Serie voller Widersprüche: So erzählen die Figuren pausenlos von ihrer individuellen Freiheit, aber wir sehen quasi nur Leute, die in einer militärischen Kommandostruktur zwölf Stunden am Tag arbeiten. Auch lernt die Sternenflotte nie etwas von ihren Begegnungen mit fremden Kulturen, sondern macht immer in obskuren Marine-Traditionen aus dem 18. Jahrhundert weiter.

Deep Space Nine brach mit diesem Überlegenheitsdenken. Captain Sisko muss Spiritualität lernen, Dax wird zur Klingonin ehrenhalber und alle lernen viel von den Ferengi. Der Zuschauer widerum lernt erstmals das Star Trek-Universum wirklich kennen. Statt nur ein übellauniges Kardassianer-Schiff im All zu sehen, wissen wir nun eine Menge über Gesellschaft, Gesetze und Familienwerte. Und das gilt quasi für alle Völker. Deep Space Nine zeigte, dass auch dann, wenn beide Seite nur das Beste wollen, das Ergebnis Zerstörung und Verzweiflung sein kann. Wenn man sich hingegen mit Unterschieden arrangiert, wartet eine faszinierende Welt auf Entdeckung.

Willkommen bei den Kirk-Festspielen

Es ist eine Banalität, die immer wieder vergessen wird: Science Fiction spielt nicht wirklich in der Zukunft, sondern in der Gegenwart. Im letzten Jahrzehnt scheinen wir laut Star Trek jedoch keinerlei Gegenwart mehr zu haben. Der alte Kirk musste sich wenigstens ab und zu mit realen Problemen auseinandersetzen: Gentechnik, Umweltzerstörung, Religion. Die kriegerischen Klingonen werden in einen historischen Frieden gezwungen, weil ihre Energieversorgung zusammenbricht.

Seit dem Reboot (und schon davor) ist das Star Trek-Universum jedoch zu einem kontextlosen Sammelsurium verkommen: Bösewichter kommen aus dem Nichts, um von Kirk mit viel Klopperei wieder ins Nichts verbannt zu werden. Vulkan wird zerstört — nur um zu sehen, ob Spock (der Anti-Kirk) zu einer Emotion fähig ist. Der Rest ist ein Wettbewerb darum, wer denn der beste Buddy von Kirk ist.

Der Trailer zu Discovery verspricht einen phaserscharfen Fokus auf eine Person, die ohne Fehl und Tadel ist und sich dann von einer Herausforderung zur nächsten kämpfen muss. Ihre inneren Dämonen wurden direkt zu anderen Charakteren umgeschrieben. Wenn der durchscheinende Vulkanier mal wieder ein Zeitreisender ist, wird das Universum mal wieder von den Folgen jeder Handlung, von jeder Entwicklung und jedem Fortschritt immunisiert.

Was bleibt, ist eine Handvoll Supermenschen, die ihr Recht auf eine Zukunft erkämpfen. Der Rest — also: wir — können allenfalls zusehen. Dabei könnten wir doch gerade heute ein bisschen Zukunft für uns selbst gebrauchen.

Die Polizei als Profit-Center

Die Regierung Trump hat neue Pläne. Ihr Budgetentwurf ist absolut unrealistisch — also suchen sie neue Einnahmemöglichkeiten, die nicht als „tax“ gelten. Der Justizminister Jeff Sessions hat dazu einen Plan.

“We hope to issue this week a new directive on asset forfeiture — especially for drug traffickers,” Sessions said in his prepared remarks for a speech to the National District Attorney’s Association in Minneapolis. „With care and professionalism, we plan to develop policies to increase forfeitures. No criminal should be allowed to keep the proceeds of their crime. Adoptive forfeitures are appropriate as is sharing with our partners.“

Das klingt in der Theorie gut und ist auch für Autoren von US-Krimiserien eine willkommene Gelegenheit, Polizisten in alberne Autos zu stecken. Doch die Realität ist weit weniger komisch.

Zum einen beschränkt sich die Beschlagnahme eben nicht nur auf Schuldige. Die Praxis erinnert zu oft an Straßenräubertum. Frei paraphrasiert: Ich glaube, dass Du schuldig bist, also nehme ich Dir Deinen Besitz ab, bis Du Deine Unschuld beweist.

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Zum anderen: Wenn man die Polizei zum Profit-Center ausbaut, geschehen solche Dinge wie der Aufstand in Ferguson. Insbesondere die schwarze Bevölkerung wurde dort wie in vielen anderen Kommunen wegen nichtigster Verstöße mit horrenden Bußgeldern abkassiert — denn die Polizei musste Profit bringen. Folge: Die Polizei wurde immer mehr als Feind wahrgenommen.

Wenn die Regierung Trump diese Praxis nun ausbauen will, wird das System vielleicht umschlagen: Ab einem gewissen Punkt kann nicht mehr nur eine Minorität oder die ärmere Bevölkerungsteile abkassieren — zumal illegale Einwanderer ja radikal abgeschoben werden sollen. Was passiert, wenn man weiße NRA-Mitglieder abkassieren will, haben wir im vergangenen Jahr in Oregon gesehen, als eine Miliz ein Naturschutzgebiet besetzte und zum Staatsstreich aufrief.

Bloggt wieder!

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