Unbestreitbare Fakten

Tobias Kniebe schreibt im SZ-Magazin über die jüngste unsägliche Sarrazin-Debatte.

Bisher hat schlichtweg kein Meinungsforscher der türkischen und arabischen Bevölkerung Berlins diese Frage gestellt. Thilo Sarrazin behauptet also etwas, von dem er schlicht und einfach nichts weiß. Wenn man aber keine Zahl hat, erklärte Sarrazin dem Reporter weiter, muss »man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch«. Danke dafür. Hier zeigt das, was wir derzeit »Debatte« nennen, wenigstens einmal seine erschreckende Fratze.

Es ist leider so: wenn jemand Zahlen hat – egal wie wenig fundiert oder aus dem Kontext sie gerissen wurden – hat er ein Argument. Er kann nicht ganz falsch liegen. Denn er hat ja Zahlen!

Kniebe weiter:

Das Internet und der moderne News- und Fakten-Overkill verschärfen das Problem noch. Man muss aber eine persönliche Antwort darauf finden. Meine Antwort ist, dass ich jetzt erstens gar nichts mehr glaube und zweitens auch gar nichts mehr hören will. Halt!, rufen da die größten Schwachsinnsverbreiter. Muss man dieses und jenes nicht mal sagen dürfen? Die Debatte in Gang bringen? Ist Drüberreden nicht besser als Nichtdrüberreden? Ich sage inzwischen: Nein.

Das möchte ich gerne unterschreiben. Und zwar nicht nur, wenn es um Sarrazin geht, sondern besonders auch wenn es um Dinge geht, die einem selbst am Herzen liegen.