De Twitterus fantasticus

Im JoNet tobt mal wieder die Diskussion, um Twitter, Blogs, Facebook und Co. Und wie zu erwarten wiederholen sich immer wieder die alten Argumente. Zwei simple Feststellungen:

  • Natürlich wird Twitter gerade gehypt. Die Firma hat keine Einnahmequellen, von einem gangbaren Geschäftsmodell habe ich nichts gehört. Und Twitter hatte bei der Notwasserung im Hudson exakt keinen Mehrwert gegenüber den klassischen Medienkanälen. Die deutschen Twitterer haben die Tweets des twitternden Augenzeugen erst entdeckt, als der schon CNN (oder MSNBC?) ein Live-Interview gegeben hatte. Das Flugzeug ist vor DER Medienhauptstadt der Welt notgewassert. Da Spiderman grade in Washington beschäftigt war, hatte der Daily Bungle diesmal nicht als erstes Exklusivfotos. Who cares?
  • Und natürlich sollten sich Berufskommunikatoren für neue Kommunikationsformen interessieren. Dass die derzeit meist besuchten Plattformen wie Facebook oder StudiVZ in der Regel nicht mal taugen um eine simple Geburtstagsparty zu organisieren, sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich hier neue Kommunikationsmechanismen etablieren. Wer das ignoriert, wird das Nachsehen haben. Wer diese Medien jedoch als Allheilmittel verkaufen will, belügt sich selbst. Die Brechtsche Radiotheorie ist eine Theorie, YouTube ist die Praxis.

Mögliche Nebenwirkung der Kinderporno-Sperren

Ich bin höchst gespannt auf die klaren gesetzliche Regelungen zum Access-Blocking. Wenn sie die Provider von jeglicher Haftung beim Access-Blocking freistellen, dann könnten sich daraus – wie bei praktisch jedem Gesetz – unbeabsichtigte Folgen ergeben.

Zum Beispiel, wenn ein Provider die Seiten von Konkurrenten oder Kritikern nicht mehr anzeigen will, wie schon geschehen. Ein etwas zu großzügig formuliertes Gesetz und die „digitale Wirtschaft“ hat ein lukratives neues Geschäftsmodell.

Pygmalion 2.0

Ein Drama des 21. Jahrhunderts:

Ein Grenzbeamter – grenzkorrekt, grenzfleißig, grenzeinsam. Er ist desillusioniert von der Gesellschaft und den Frauen, wendet er sich der Arbeit zu und lernt in Fingerabdrücken zu lesen wie in einem Buch. Es kommt, wie es kommen muss: er verliebt sich in den perfekten Fingerabdruck. Er schließt einen Pakt mit dem Datenbank-Admin und findet die perfekte Frau, die zu diesem makellosen Fingerabdruck gehören muss. Doch kann die Realität der Datenbank entsprechen?

Der mündige Nutzer

Diese Meldung war der einzige Lichtblick gestern:

Nach zahlreichen, von Lexware offenbar unbeantworteten Hilferufen im Anwenderforum machte dort am vergangenen Freitag der Aufruf zu einer Protestaktion die Runde, der sich binnen vier Tagen nicht weniger als 485 registrierte Programmbenutzer angeschlossen haben. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht ein konstruktiv gehaltenes Beschwerdeschreiben, das Lexware als erstes zu einem offenen Dialog mit den Anwendern auffordert.

Es gibt ihn also noch: den mündigen Nutzer, der sich nicht nur rummosert, sondern Initiative ergreift. Vielleicht ein böses Vorurteil meinerseits: gerade in einem Lexware-Forum hätte ich nicht danach gesucht.

Warum ich Thinkpads mag

Ein Scharnier meines Thinkpads T40 ist gebrochen. Ein ungewöhnlicher Defekt. Da das Gerät fast vier Jahre alt ist, ist die Garantie schon lange abgelaufen. Ein wirtschaftlicher Totalschaden – obwohl das Gerät noch tadellos läuft.

Ich überlegte schon, ein defektes Gerät auf Ebay zu erwerben – aber selbst komplett ausgeschlachtete Thinkpad-Gehäuse kosten da über 60 Euro. Was also tun?

Aber ich hab mir ja nicht umsonst ein Thinkpad gekauft. Im Gegensatz zu anderen Notebook-Marken sind bei den Thinkpads dieser Generation alle Bauteile dokumentiert und auch eine ausführliche Montageanleitung für alle Teile ist online. Nach zehn Minuten Suche weiß ich: das benötigte Scharnier ist auf Lager, man kann es für knapp 20 Euro bestellen.

Wenn jetzt noch der IBM-Webshop wieder funktionieren würde, wäre ich begeistert.

Klar ins Dschungelcamp!

Jedesmal wenn ich die BILD sehe, bemerke ich etwas Absurdes. Oder etwas Ekelhaftes. Heute kann ich mich nicht entscheiden, was das wohl ist:

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  • Die absurde Deutung: Die BILD möchte Klar als Kandidat für das Dschungelcamp empfehlen. Mit dem Slogan „Ich bin ein Star holt mich hier raus“ hat er ja schon einige Erfahrungen gemacht.
  • Die ekelhafte Deutung: Auf den Rechtsstaat geben wir nichts, ein paar „aufrechte Bürger“ sollten Christian Klar als Zielscheibe für ihren Hass nutzen. In welcher Form auch immer.

PS: Ich sehe grade – es gibt auch eine juristische Variante: Da der Axel Springer Verlag wohl eh zu Schadensersatz verurteilt wird, will er sich gleich für einen Mengenrabatt bewerben.

Die neue politische Arena?

Auf Netzpolitik findet sich die dritte Kurzstudie zur Politik im Web 2.0. Was mir fehlt: eine erste Erfolgsbilanz. Was kann ein deutscher Politiker in welchem Forum gewinnen? Nicht nur ich frage mich: Braucht ein Bundestagsabgeordneter einen Facebook-Account?

Was haben die Bürger davon, wenn der Spitzenkandidat herumtwittert? Und was hat der Politiker davon? Betrachten wir die ach so sympathischen Experiment einiger Spitzenpolitiker mit Twitter. So sorgt zuletzt Thorsten Schäfer-Gümbels Microblog für Mini-Aufsehen. Inhalte werden nicht wirklich transportiert, im Kurz-Wahlkampf kann der hessische Spitzenkandidat den Rückkanal der Wähler kaum nutzen. Er war nicht mal für einen Hack wichtig genug. Die Follower passen in ein Bierzelt und müssen wohl kaum noch von ihm überzeugt werden. Und falls sie es müssten: Mit den Micro-Frotzeleien macht er keinen Stich. Eine lustiger PR-Stunt – mehr nicht.

tsgtwitter

Warum also überhaupt auf jeder Hochzeit mittanzen? Politiker sind Berufskommunikatoren – sie müssen auf allen Ebenen mit Dutzenden von Kanälen umgehen. Sicher gehören neue Medien dazu – aber muss man unbedingt auf Facebook sein? Denn Inhalte können dort kaum kommuniziert werden, zur Mobilisierung der Anhänger funktioniert auf eigenen Plattformen besser. Überhaupt sind die sozialen Plattformen in Deutschland bemerkenswert unbemerkenswert. Und die gesammelten Twitteraner konnten nicht mal Twitter dazu bringen, die IM-Anbindung wiederherzustellen oder OAuth zu implementieren.