Für Leute, denen Jon Steward zu repetitiv und Stephen Colbert zu nervtötend ist, habe ich einen Tipp. Die Sendung This American Life.
Die Sendung ist der feuchte Traum eines pundits: eine von Ostküsten-Intellektuellen produzierte Show über abartiges Verhalten, garniert mit verblendeter Regierungskritik. Die Autoren sind Juden, Kanadier, schwul oder gar Frauen. Damn liberal media bias!
Nein, im Ernst: die Sendung präsentiert für mich das Ideal eines Feuilletons. Im Radio. In literarischen Reportagen werden Lebensläufe, Kuriositäten und Skizzen aus dem amerikanischen Leben präsentiert. Jeweils eine Stunde lang, jeweils zu einem bestimmten Thema. Ich hab in den letzten Wochen immer wieder mal reingehört und habe viele sehr interessante Geschichten gehört.
So zum Beispiel die über die Sub-prime-Krise, die das Phänomen besser zusammenfasste als alles, was ich bisher gehört habe. Eine Preisverleihung für absurde Finanzprodukte. Barkeeper, die plötzlich miese Hypotheken handeln und haufenweise Geld verdienen. Nachdenklicher ist die Episode Mistakes were made, in denen ein Pionier der cryonics vorgestellt wird, der in aufopfernder Weise die Idee umsetzte, Menschen einzufrieren, um sie in Zukunft wieder zu beleben. Doch dann nimmt die Geschichte eine überraschende Wende. Grade erst zur Hälfte gehört habe ich die Folge über den amerikanischen Hausmeister. Darin wird unter anderem die Geschichte von Bob erzählt, der Gebäude in NYC verwaltete, auf die Glühbirnen achtete und jedem erzählte, dass er in Brasilien Immunität besitze und sogar den Präsidenten töten könne ohne bestraft zu werden. Und wie sich heruasstellte, dass das keine Erfindung war. Einen ganz anderen Blick auf den Irak-Krieg liefert die Folge Big Wide World, in der ein Diplomatensohn erzählt, wie er erst für Saddams Regime, dann für die US-Armee und die Medien arbeitete, um schließlich in die USA auszureisen.