Jugendschutz andersherum

In der taz gibt es einen sehr lesenswerten Artikel über die Kleinstadt Dissen. Dort war man auf die Idee gekommen, Jugendliche mit einem Störton-Generator. von einem Spielplatz zu vertreiben.

Markus Achermann ist Vertriebsleiter bei Arcawa, der Schweizer Firma, die Mosquito in Österreich, der Schweiz und seit diesem Jahr in Deutschland vertreibt. Er ist nett am Telefon, und wenn man ihm glauben darf, verbringen seine Mitarbeiter viel Zeit damit, Privatleute davon zu überzeugen, dass es keine gute Idee ist, Kinder vom Nachbarspielplatz mit Mosquito in die Flucht zu schlagen. „Und wenn sie hören, dass das Gerät 750 Euro kostet und man einen Installateur braucht, bricht die Nachfrage schnell zusammen.“ Dann muss Markus Achermann nicht mal darauf hinweisen, dass man nur sein eigenes Grundstück beschallen darf. Die Leute rufen immer dann an, wenn etwas in den Zeitungen über den Mosquito steht, es spielt dabei keine Rolle, ob es ein Artikel ist, der nahe legt, dass der Mosquito keine gute Lösung ist.

Markus Achermann will keine genauen Verkaufszahlen nennen. Die Herstellerfirma hat diverse Expertisen eingeholt, die die gesundheitliche Unbedenklichkeit bestätigen sollen. Sie hat sogar bei einem Rechtsanwaltsbüro in Cambridge prüfen lassen, ob die Grundrechte dadurch eingeschränkt würden. Die Anwälte kamen zu dem Schluss, dass das Recht auf Versammlungsfreiheit nicht „das Recht von Teenagern einschließt, sich ohne bestimmtes Ziel zu versammeln.

Mit Technik soziale Probleme lösen? Nicht so einfach.

Dreckige Captchas

Eine Meldung schwappt grade von unseren französischen Nachbarn rüber. Ein marokkanischer Kunde eines französischen Internet-Unternehmens bekam per Brief ein Passwort zugeteilt, dass übersetzt „schmutziger Araber“ heißt. Und weiter in der Meldung.

Die France-Télécom-Tochter Orange sprach von einem „untragbaren Vorfall“. Passwörter würden normalerweise per Computer zufällig erstellt, sagte eine Sprecherin. Dass dabei ein Schimpfwort entstanden sei, sei praktisch ausgeschlossen. Das Unternehmen werde prüfen, ob ein Mitarbeiter dem Kunden vorsätzlich den rassistischen Zugangscode zugewiesen habe. Falls dies der Fall sei, drohten dem Beschäftigten Disziplinarmaßnahmen bis zur Entlassung.

Praktisch ausgeschlossen? Nicht unbedingt.. Denn bei vielen Services werden die Passwörter zwar zufällig gebildet, damit das Ganze aber einfacher lesbar als „123hjbjeklQehx312hxk3jh“ ist, verwenden die Paswortgeneratoren Wortbruchstücke, die sie zufällig aneinanderfügen.

So sehen zum Beispiel die Captcha-Abfragen in der Wikipedia aus:

Wikipedia-Captcha

Wir sehen das Wort „alertkeep„. Steckt darin eine versteckte Botschaft? Womöglich ein Plan der US-Behörde für Homeland Security? Wohl kaum.

Das ist natürlich pure Spekulation. Ich halte diese oder eine ähnliche Erklärung aber viel wahrscheinlicher als die Story von einem ein Mitarbeiter, der in die Passworterstellung eingreift. Dieser Prozess muss schon sehr merkwürdig gestaltet sein, damit das möglich ist. Und wo wäre die Motivation? Aber bis eine solche Erklärung bei der Pressestelle von Orange ankommt, ist die Meldung schon durch die gesamte Presse gewandert.

PS: Ein ähnlicher Fall.

Apothekenlatein

Apothekenlatein

Köln ist schon eine internationale Stadt. In einer Apotheke hier um die Ecke werden sogar Altrömer oder Vatikanoffizielle im vertrauten Latein bedient. Was heißt wohl „Hühneraugenpflaster“ auf Latein?

Die Rettung für Studivz

Wo grade jeder von StudiVZ spricht, kann man das doch ausnutzen. Dachte sich offenbar die Epoq GmbH aus Karlsruhe und veröffentlicht eine Pressemitteilung mit dem viel versprechenden Titel Epoq löst mit neuer Nutzer-Engine Probleme von StudiVZ und anderen:

„StudiVZ hatte fälschlicherweise in Richtung des klassischen Online-Werbemodells gedacht, bei dem Drittfirmen Zugang zu Nutzerdaten erhalten, um diese gezielt mit Werbung zu adressieren. Dieses Modell ist jedoch nur schwer mit dem Datenschutz vereinbar und wird von modernen Web 2.0-Communities schlichtweg nicht hingenommen, wie StudiVZ leidvoll erfahren musste“, erläutert Thorsten Mühling, Geschäftsführer der Epoq GmbH.

Nun, mittlerweile dürfte jeder mit ernsthaftem Interesse an den Fakten gemerkt haben, dass dies nicht stimmt. Die Lieferung von Adressdaten an Dritte stand nie in den AGB. StudiVZ hat eine Meldung von Welt Online, die das fälschlicherweise nahe legte, sofort und heftig dementiert. Es wäre auch gar nicht im Interesse des Unternehmens, Nutzerdaten aus der Hand zu geben – es ist das einzige Kapital, das die Firma hat. Warum also das Gegenteil verbreiten? Der nächste Abschnitt gibt Auskunft.

Die Karlsruher Softwareschmiede hat genau für diesen Fall eine neuartige Dynamic Recommendation Engine entwickelt, die die Werbung zwar gezielt anhand des Nutzerverhaltens steuert, dabei jedoch die Anonymität des Nutzers strikt wahrt. Statt Datenblöcke anhand festgelegter Kriterien zu selektieren und dann Drittfirmen bereitzustellen, bleiben die Datenbestände beim Epoq-Verfahren zu 100 Prozent beim Unternehmen.

Genau so macht es StudiVZ heute schon. Aber schön, dass wir darüber gesprochen haben, dass Epoq tolle Werbe-Software hat. Nur die Kommunikation mit der Außenwelt scheint nicht so toll zu sein.

Erfolg kennt viele Gesichter

Es gibt ja das Sprichwort: „Es gibt gar keine schlechte Presse“. Wenn Du nur im Gespräch bist, hast Du gewonnen.

Das könnte man auch auf StudiVZ anwenden. Die vergangene Woche war für das Unternehmen ein PR-technischer Reinfall. Eine falsche Überschrift hat wirklich viel Schaden angerichtet. Jetzt gibt es sogar einen Rüffel vom Datenschutzbeauftragten.

Aber ist das alles so negativ? Dank des Lexikonscouts von wissen.de nicht unbedingt. Denn dort können Leser abstimmen, welcher Begriff in diesem Monat so wichtig war, dass er enzyklopädisch verewigt werden sollte. Und ratet mal, wer im Dezember sein gewinnt.

Lexiscout-Abstimmung Dezember

Und wenn man dazu noch die eingereichte Kurzdefinition liest, dann wird einem richtig warm ums Herz.

Sachlich über Hetze schreiben

Dominik Reinle hat auf wdr.de einen meiner Meinung nach gelungenen Artikel über das Blog „Politically Incorrect“ veröffentlicht. Reinle schafft sachlich zu berichten, Worte wie „Hetzblog“ zu vermeiden. Er lässt den Gründer Stefan Herre ebenso zu Wort kommen wie den ausgesprochenen Gegner Stefan Niggemeier. Besonders interessant finde ich die letzten beiden Absätze:

Zum Weltbild von PI gehört auch der „Klimaschwindel“, der in der gleichnamigen Rubrik behandelt wird. Stefan Herre ist der Meinung, dass in Wahrheit überhaupt kein Klimawandel stattfindet und schon gar nicht von Menschen verursacht ist. „Der Hype, der momentan gemacht wird, will nur vom Thema Islam ablenken“, ist Herre überzeugt.

Im November 2007 hat PI-Autor Jens von Wichtingen das Blog verlassen mit der Begründung, PI habe „sektenähnlichen Charakter“: „Man lebt in einer eigenen Welt. Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Man nimmt Nachrichten vollkommen anders auf, man fühlt sich im Besitz der Wahrheit. Und alle die PI kritisieren haben unrecht. Gutgemeinte Ratschläge werden ignoriert, die anderen sowieso.“ Stefan Herre weist den Sektenvorwurf zurück. Er behauptet, dass sein ehemaliger Weggefährte bei PI möglicherweise ausgestiegen ist, weil er bedroht wurde: „Er kam in die Schusslinie der Linken und vielleicht der Moslems.“

Ein gefälschter Klimawandel um vom Islam abzulenken. Auf den Gedanken muss man erst mal kommen.

Waterboarding im Bild

Im Tagesschau-Blog geht es um die Frage, ob man im Fernsehen Bilder von der Folter-Methode „Waterboarding“ zeigen darf.

In den USA hat man die Antwort schon vor einem Monat gefunden: Man darf, muss es aber richtig peinlich gestalten. CNN zum Beispiel zeigte merkwürdig unauthentischen Computeranimationen. Fox News hingegen griff in die Vollen und ließ einen ihrer Reporter von Vermummten dieser Folter unterziehen. Nunja – so ungefähr. Zwar bekam der Reporter orangefarbene Kleidung angezogen, konnte das Experiment aber abbrechen und einige dumme Witze machen.

Wer das Ganze im Bild sehen will: hier die Zusammenfassung der Daily Show.

Traficked

Penthause möchte angeblich für eine halbe Milliarde Dollar die Firma Various Inc aufkaufen. Das schreibt Penthouse Buys Social Networking MSNBC:

Various, which is based in Palo Alto, Calif., has a paid subscriber list of more than 1.2 million. It operates more than 25 online communities, including adultfriendfinder.com, which Penthouse says is one of the most highly trafficked Web sites with more than 18 million members.

Auf der Seite bin ich auch auf eine Tag-Cloud gestoßen. Das sieht dann so aus:

Tagcloud Adultfriendfinder

Irgendwie kommt mir das L-Wort da fehl am Platze vor.