Lizenzfreies Getränk einer besseren Welt

Bionade hat einen tollen neuen Werbespruch: Das offizielle Getränk einer besseren Welt.

Tolle Idee: Das erinnert an den ATTAC-Slogan „Eine bessere Welt ist möglich“ – kostet aber nichts. Und zum medialen Großereignis G8-Protest will man sich bei der Biomarkt-Kundschaft sicher auf der Seite der Guten positionieren.

Was ist an Bionade eigentlich so gut für die Welt? So wie ich es verstanden habe, wird es quasi aus den selben Zutaten und in den gleichen Anlagen produziert wie klassisches Bier. Aber da die Bio-Limo in besonderen Flaschen abgefüllt wird, die dann quer durch die Republik transportiert werden müssen, dürfte die Ökobilanz zumindest nicht überragend sein. Normale Bier- oder Perlflaschen können bei einem lokal ansässigen Abfüller weiterverwendet werden.

Mit Einverständnis

Zu meinem Berufsalltag gehört der Zugang zu Pressekonferenzen. Das ist mal mit mehr, mal mit weniger Aufwand verbunden. Manchmal reicht es, wenn ich zur richtigen Zeit aufkreuze und den Namen einer meiner Auftraggeber nuschle, manchmal gibt es aufwändige Akkreditierungsverfahren – bitte vier Wochen vorher per Fax einzureichen.

Bei Veranstaltungen mit Polit-Prominenz muss ich in letzter Zeit immer öfter einem BKA-Check unterziehen lassen. Das heißt: ich unterschreibe auf dem Akkreditierungsformular, dass das BKA meine Daten überprüfen darf. Wenn ich das nicht mache, werde ich nicht zugelassen.

Diese Praxis beschreibt das BKA mit dem netten Wort Einverständnis:

Es sei verbunden mit einer Sicherheitsüberprüfung wie bei anderen Großveranstaltungen auch, etwa der Fußball-WM im vergangenen Sommer. Die Sicherheitsüberprüfung werde im Einverständnis mit den Journalisten durchgeführt, hieß es weiter. Nur wenn eine entsprechende Empfehlung der Sicherheitsbehörden vorliege, werde keine Akkreditierung ausgestellt. Den Betroffen stehe der Rechtsweg offen.

BTW: Bei der Cebit konnte ich mich dem russischen IT- und Telekommunikationsminister mit meiner Techie-Ausrüstung auf zwei Schritte nähern – und habe nur eine Visitenkarte abgegeben.

Endlich

Udo Vetter berichtet über eine Bahn-Dienstanweisung, wonach Reisegruppen zu melden sind – auch wenn sie nicht als Randalierer oder G8-Gegener zu identifizieren kann. Bei der Tagesschau steht es in martialischem Beamtendeutsch:

«Möglichem Gefahrenpotenzial» sei durch «polizeiliche bzw. betriebliche Maßnahmen frühzeitig und konsequent entgegenzuwirken».

Als Bahnfahrer kann ich da nur sagen: Bravo. Endlich tut jemand etwas gegen die lästigen Kegelvereine.

(Und ja: Frauen-Kegelvereine sind drei Mal schlimmer als Männer.)

Verwertungsgesellschaften und Commons

Bei Heise zitiert Monika Ermert die Beschwerde von Verwertungsgesellschaften über die allgegenwärtigen Creative-Commons-Vertreter.

„In jeder großen Debatte zwischen Autoren, Verwertungsgesellschaften und den Nutzern von Inhalten über den Wert des Lizenzsystems wird ein Vertreter von Creative Commons gegen uns aufgeboten“, beschwerte sich Cottle. Regelmäßig würden die Verwertungsgesellschaften als unflexbiel gescholten. „Wenn das Commons-Projekt irgendetwas erreichen will, muss es einen Weg finden, mit den Autoren zu kooperieren“, meint Cottle. Von den Commons als der jüngeren Organisation sei auch ein gewisser „Respekt“ zu erwarten. Lessig verteidigte das Commons-Projekt als ein „Werkzeug“ für die Autoren und Kreativen, die eine nichtkommerzielle Nutzung ihrer Werke zulassen, dabei aber ihre Urheberrechte wahren wollten.

Blogs und Foren wissen es genau: Die Verwertungsgesellschaften sind inflexibel, dumm, arrogant, überflüssig, CreativeCommons ist die Zukunft. Doch solchen Schwarz-Weiß-Malereien kann ich wenig abgewinnen: denn den Stein der Weisen hat selbst Lawrence Lessig noch nicht gefunden. Zwar gibt es vielversprechende Angebote wie zum Beispiel Magnatune, die kommerzielle Lizenzen von CC-lizensierten Musikstücken verkaufen. Dabei muss man sich aber bewusst sein: das ist nur eine Nischenlösung. Wie man zum Beispiel die vielen CC-Lizensierten Fotos und Texte auch in Geld verwandeln kann, ist noch völlig unklar.

Dabei hat man sich auch im Commons-Lager durchaus nach Verwertungs-Strategien umgesehen. Im letzten Jahr hatte ich den euphorischen Start des RegisteredCommons-Projekt auf der Berliner Konferenz „Wizards Of OS verfolgt. Die Idee: für CC-lizensierte Werke kann man hier ein Veröffentlichungszertifikat anlegen und sogar als Ausdruck kaufen. Somit wäre ein Grundstein zur kommerziellen Verwertung gelegt. Wenn man sich aber den Feed mit den neusten Registrierungen ansieht, findet man nur sehr wenig Nachfrage nach einem solchen Projekt: weniger als ein Werk pro Tag reicht einfach nicht.

Fasst Mickey Mouse!

Die Netzeitung berichtet über die Überbuchungspraxis im US-Luftverkehr.

Oft genug gehen diese Berechnungen aber nicht auf, und es stehen zu viele Passagiere an den Schaltern. Die Folgen der Computer-Zahlenspiele bekommen dann die Airline-Mitarbeiter zu spüren, gegen die sich der Zorn zurückbleibender Reisender entlädt. Um dies zu verhindern, nehmen findige Reiseveranstalter inzwischen Phantombuchungen vor – ein beliebter Name ist Mickey Mouse.

Dieser Schuss kann aber ebenfalls nach hinten losgehen. Denn auch die fiktiven Passagiere tauchen später als «no show» in der Statistik auf – was letztlich dazu führt, dass die nächsten Flüge sogar noch mehr überbucht werden. «Wir sprechen mittlerweile von einer Todesspirale», räumte ein hochrangiger Manager bei US Airways ein.

Die Lösung ist ganz einfach: Setzt Mickey Mouse auf die No-Fly-Liste. Er lässt sich sowieso problemlos mit jedem feuchten Terror-Traum in Verbindung bringen. Wenn tatsächlich jemand so heißen sollte, hat er halt Pech gehabt.

Was Rasterfahndung bedeutet

Die Süddeutsche Tod interviewt Friederike Hausmann, die zur Ikone wurde, als sie bei den Studentendemos vor 40 Jahren dem sterbenden Benno Ohnesorg beistand.

Ein sehr interessantes Interview – es erinnert daran, dass die heutigen Entwicklungen nicht so furchtbar neu sind. Am interessantesten fand ich folgende Textstelle:

SZ: Nach Ihrem Studium wurden Sie als Lehrerin nicht eingestellt – wegen Ihrer „Liga gegen den Imperialismus“-Mitgliedschaft und weil das Nummernschild Ihres Autos nahe verbotenen Demonstrationen notiert worden war.

Hausmann: Ich wollte Referendarin in Stuttgart werden, durfte aber nicht. In Hessen ging das, die Computer waren noch nicht gut genug vernetzt. Vor dem Zweiten Staatsexamen wurde mir aber gesagt: „Angestellt werden Sie sicher nicht.“

BTW: der Wikipedia-Artikel über Benno Ohnesorg braucht noch ein paar Quellenangaben.