Drei Monate nach den versuchten Bombenanschlägen auf Regionalzüge berichten Zeitungen von neuen Erkenntnissen. Die Bomben hatten mehr Sprengkraft als damals vermutet wurde. Eine Ehrenrettung für Bombenbauanleitungen im Internet: nach den Anschlägen hatte man den Eindruck, dass die vielzitierten Terrorbausätze kaum gefährlich sind. Und wenn doch: dann vor allem für den Bombenbauer.
Die taz berichtet:
Dabei bauten die Experten die Bomben detailgetreu nach. Sie machten allerdings nicht den technischen Fehler der Attentäter, der eine Detonation der Bomben verhindert hatte. Die Fachleute bescheinigten den Sprengsätzen, die die Täter nach einer Anleitung aus dem Internet zusammengesetzt hatten, eine gewaltige Wirkung.
Mit der Neueinschätzung der Bomben geht offenbar auch eine Neueinschätzung der Täter einher.
Danach verfestigt sich der Eindruck, dass nicht nur fähige Bombenbauer, sondern auch sorgfältig planende, intelligent vorgehende Täter am Werk waren, die aus religiösem Eifer möglichst viele Menschen ins Jenseits befördern wollten. […] An jenem Tag stellten die Extremisten die beiden Kofferbomben in die Regionalzüge, die auf dem Kölner Hauptbahnhof auf ihre Abfahrt warteten. Danach begaben sie sich zum Flughafen und hoben nur Minuten nach der geplanten Explosionszeit gen Beirut ab. Sie seien fest vom Erfolg ihres Anschlag überzeugt gewesen, sagte Hamad in seiner Aussage.
Moment Mal – das soll Anzeichen von Intelligenz und Sorgfalt sein? Ja sicher: die Täter waren nicht grenzdebil und sie waren auch keine Selbstmordattentäter.
Aber ist es wirklich so intelligent, ausgerechnet im Kölner Hauptbahnhof die Bomben zu platzieren? Dort, wo überall Kameras hängen? Regionalzüge halten an bedeutend weniger überwachten Bahnhöfen, die Bahn versteckt ihre Kameras auch nicht. Auch die Uhrzeit überrascht bei der Ansage: Jeden Tag sind die Regionalzüge und Bahnsteige im Berufsverkehr überfüllt. Das in der taz abgebildete Überwachungsfoto zeigt jedoch die Uhrzeit 12:34 und einen ziemlich leeren Bahnsteig an. Die Anschläge von Madrid und London haben gezeigt, dass sorgfältig arbeitende Terroristen ganz bewusst den Berufsverkehr nutzen, um möglichst viele Menschen umzubringen.
Ich möchte den versuchten Massenmord nicht verharmlosen, aber man sollte die Fakten nicht verdrehen. Zum Glück waren die Verbrecher nicht halb so schlau wie sie dachten. Und nicht selbstmörderisch genug, um sich selbst in die Luft zu sprengen. Zum Glück.