Ein Streiter für das Netz ist von uns gegangen

Eine sehr schlechte Nachricht hat mich soeben erreicht: Jörg-Olaf Schäfers ist tot.

Es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden. Sein Tod ist ein persönlicher Verlust und ein kaum zu schätzender Verlust für die deutsche Netzszene. Mit seinem unermüdlichen Engagement hat er den Weg für viele Entwicklungen bereitet, die in Artikeln immer wieder als Errungenschaften des Netzes gefeiert werden, als unvermeidliche Folgen des Medienwandels.

Doch die Wahrheit ist immer eine andere. Hinter den Kämpfen um Netzzensur, um vernünftige Sicherheitsmaßnahmen, um ein Stückchen Vernunft im alltäglichen Wahnsinn stecken Leute wie Jörg-Olaf. Wenn er ein Ziel auserkoren hatte, war er durch fast nichts zu stoppen. Er sammelte Informationen, dokumentierte und rief zur Aktivität auf. Doch so aktiv wie er konnte kaum jemand anderes sein. Er beließ es nicht dabei, sich lauthals zu beschweren und Verschwörung zu rufen, sondern arbeitete sich in komplizierte Materie ein, sichtete Sitzungsprotokolle, telefonierte mit Verantwortlichen und warb für seine Ziele. Für unsere Ziele. Mit unbändiger Energie hat er sich in den Kampf geworfen, gestritten und blieb doch immer wieder seine Idealen treu. Wer kann das noch von sich behaupten?

Wie lange wir uns kannten – ich weiß nicht mehr. In meiner Ecke des Netzes war er schon vor 10 Jahren nicht zu übersehen – damals noch oft unter seinem Kürzel „ix“. Ich sah ihn auf Mailinglisten, in Foren, im IRC. Wir sprachen über den WDR-Computerclub, über Politik, lästerten über Usenet-Zeiten und die gleichen dummen Sprechblasen, die wir von alten und neuen Politikern hörten. Irgendwann trafen wir uns auf der Verleihung des Big Brother-Awards in Bielefeld. Und trafen uns danach so einmal alle ein bis zwei Jahre. Aber immer war ein Chat-Fenster auf, in dem wir uns austauschen konnten. Ihn konnte ich immer um Rat fragen und wurde ernst genommen.

Es bleibt an dieser Stelle nur eins zu sagen: Jörg-Olaf, danke Dir für alles.