Was wurde aus Campaigns Wikia?

Vor anderthalb Jahren verkündete Jimmy Wales den Start eines aufregenden neuen Projekts: Campaign Wikia. In dem Projekt sollte Informationen über Wahlen und Kampagnen zusammengetragen werden, um die politische Meinungsbildung zu befördern.

Was wurde da draus? Kurz gesagt: Nichts. Während der US-Wahlkampf 2008 seit Monaten in allen Medien tobt, kommen täglich maximal eine Handvoll Edits zusammen. Auf der Projekt-Mailingliste postete im Dezember niemand mehr und das war der einzige Edit in der deutschen Version im gesamten Dezember.

Bei den vor zehn Monaten gestarteten kollaborativen Wikia-Magazinen sieht es ähnlich aus: die letzten Nachrichten sind meist Monate alt, Wikia hat es nicht geschafft eine interessierte Community zu versammeln. Allein in Tunes.Wikia herrscht noch ein wenig Leben

Spam auf allen Kanälen

Dieses Wochenende steht mal wieder ganz im Zeichen unbestellter und unerwünschter Werbung.

Gestern fand ich zum Beispiel zum zweiten Male Briefpost einer Internet-Firma, wdie mir anbietet, irgendwelche Suchworte zu buchen, damit ich gefunden werde. Ich muss nur 249 euro einzahlen und dann bekomme ich 250 Euro „Guthaben“ geschenkt. Pech nur, dass die beworbene Suchmaschine nach dem ersten Blick für mich absolut nutzlos ist – und ich auch keinen potenziellen Nutzen für andere erkennen kann, die auch nur etwas vom Internet verstehen. Das wird der Grund sein, warum die Firma per Brief wirbt. Und ich bin nicht der einzige Empfänger.

Dann heute noch die bekannte Nummer mit dem Rückruf – mein Handy klingelte zwar nicht, trotzdem hatte ich einen nicht angenommenen Anruf auf dem Display. Zwar keine gebührenbeladene 0900er-Nummer, sondern eine Festnetznummer aus Frankfurt. Die ist dafür schon einschlägig bekannt.

Last but not least Peter Turi. Der meint mir „als Medienschaffenden“ seinen für mich absolut nutzlosen Newsletter eine Woche lang zusenden zu müssen. Ungefragt und unbestellt. Dabei schämt sich Turi nicht den vielleicht berühmten Spammer-Satz zu bringen:

Wenn Sie ihn abbestellen möchten, klicken Sie bitte hier.

Das „hier“ führt in HTML-Ansicht übrigens zu der Domain rdir.de, die zur Agniats AG gehört. Die wirbt für sich mit dem Slogan: „The Intelligence in E-Marketing“. Ist es wirklich intelligent, potenzielle Kundschaft mit sochen ungefragten und unerwünschten Aktionen zu belästigen? Eher ein Fall für den Rechtsanwalt.

Arte-Seher wissen mehr

Selim Özdogan hat ein Problem:

Eines abends behauptete Maria, Croissants kämen von den Osmanen, bei der Belagerung Wiens sei das Gebäck irgendwie nach Mitteleuropa gelangt. Wie genau das zusammenhing, wußte sie auch nicht, aber es leuchtete ihr ein, schon allein wegen der Halbmondform. Mir nicht, dann hätte es ja in der heutigen Türkei doch irgend etwas gegeben, das mehr als nur entfernte Ähnlichkeit hat.

Was tut er also? Er schaut in der Wikipedia nach. Was wohl etwas Verwirrung auslöst. So richtig habe ich das nicht verstanden.

Aber was ich weiß: Die gesuchte Geschichte findet er schön aufbereitet bei Arte. Leider ohne das Video.

Wenn Amerikaner Telepolis lesen

Die Feiertage geben einem Gelegenheit Abstand zu nehmen. Manche nehmen frei vom Netz – ich hingegen habe das Egogoogeln auf die Spitze getrieben. Statt einfach nur zu schauen, was die Websuche über mich so zu Tage fördert, habe ich auch die Google-Büchersuche mit meinem Namen gefüttert. Und wurde fündig.

Im Buch „Terrorism For Self-Glorification: The Herostratos Syndrome“ von Albert Borowitz wird ein alter Telepolis-Artikel von mir ausführlich referiert. Unter der Überschrift Wieviel Osama darf’s sein hatte ich damals über den Medien-Bohei um Osama Bin Laden berichtet. Damals war der Terroristenführer beinahe zur Person des Jahres des Time Magazine gewählt worden – und nun gab es aufgeregte Debatten ob so etwas denn sein dürfte: dass Verbrecher und Terroristen zu Medien-Ruhm kommen. Um dem Ganzen etwas Perspektive zu geben zog ich eine Parallele zu Herostratos der seinen Namen mit einer Brandstiftung in die Geschichtsbücher brachte.

Die Parallele zog Borowitz auch und fand wohl über Google meinen Artikel, den er mehr schlecht als recht übersetzen liess – wahrscheinlich maschinell. Das Ergebnis: der Autor kann nicht zwischen den wütenden Medien-Reaktionen und meinem eigenen Kommentar unterscheiden. Das liest sich dann so:

While Russian editors differed concerning the wisdom of news restraints, a German journalist inveighed against the heroization of terrorists. Torsten Kleinz’s recollection of the acient ban on Herostratos’s name was wakened in December 2001, when Time nominated Osama Bin Laden as Person Of The Year.

Ich wusste gar nicht, dass ich so wütend war.

Das LKA ermittelt auch über die Feiertage

Der Verein Anatolischer Aleviten fühlen sich vom gestrigen Tatort beleidigt. Ob sie dazu Grund hatten, weiß ich nicht: der Tatort war dermaßen schlecht, dass ich nach einer halben Stunde abgeschaltet habe. Ich bezweifle jedoch ernsthaft, dass im biederen Tatort auch nur ansatzweise Volksverhetzung stattfand.

Interessant finde ich die bei Spiegel Online genannte Begründung für die Strafanzeige:

Mit dem Strafantrag will die Gemeinde gegen die Ausstrahlung der Tatort-Folge „Wem Ehre gebührt“ protestieren. Kommissare im Einsatz: Die Tatort-Folge des NDR dreht sich um eine alevitische Familie In dem TV-Krimi, den die ARD gestern Abend gesendet hatte, war es um Inzest in einer alevitischen Familie gegangen. Die Aleviten sind eine schiitische Religionsgemeinschaft. Weil über die Feiertage hinweg keine zivilrechtliche Entscheidung möglich gewesen sei, sei nun vom Berliner Verein Anatolischer Aleviten im Auftrag der Alevitischen Gemeinde Deutschland Strafantrag gestellt worden – das Landeskriminalamt ermittelt.

Die Strafanzeige ist demnach nicht als solche gemeint, sondern wurde nur eingereicht um in die Schlagzeilen zu kommen oder einen zivilrechtlichem Prozess vorwegzunehmen. Da will ich doch einfach mal Paragraph 164 des Strafgesetzbuches zitieren:

(1) Wer einen anderen bei einer Behörde oder einem zur Entgegennahme von Anzeigen zuständigen Amtsträger oder militärischen Vorgesetzten oder öffentlich wider besseres Wissen einer rechtswidrigen Tat oder der Verletzung einer Dienstpflicht in der Absicht verdächtigt, ein behördliches Verfahren oder andere behördliche Maßnahmen gegen ihn herbeizuführen oder fortdauern zu lassen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer in gleicher Absicht bei einer der in Absatz 1 bezeichneten Stellen oder öffentlich über einen anderen wider besseres Wissen eine sonstige Behauptung tatsächlicher Art aufstellt, die geeignet ist, ein behördliches Verfahren oder andere behördliche Maßnahmen gegen ihn herbeizuführen oder fortdauern zu lassen.

StudiVZ: Anwälte gehen, Nutzer bleiben

Netzökonom Holger Schmitz berichtet bei der FAZ berichtet über die Konsequenzen des AGB-Desasters bei StudiVZ:

Das Studentennetzwerk StudiVZ hat der Kanzlei, welche die umstrittene Neufassung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Studentengemeinschaft formuliert hat, das Mandat entzogen. „Die juristischen Texte waren in entscheidenden Details nicht sauber formuliert. Deshalb haben wir uns von der Kanzlei getrennt“, sagte der StudiVZ-Geschäftsführer Marcus Riecke, ohne jedoch den Namen der Kanzlei zu verraten

Schmitz nennt auch einige Zahlen:

Als der Protest am Freitag vor einer Woche laut wurde, haben sich 10000 Nutzer abgemeldet. Die Zahl der Abmeldungen sei aber inzwischen auf das Normalmaß gesunken und StudiVZ wachse inzwischen wieder stark, sagte Riecke.

10000 Abmeldungen sind gerade Mal ein Viertel Prozent. 2,5 Promille sind zwar viel am Steuer, in allen anderen Kotexten würde man das als „kaum spürbar“ bezeichnen. Wirklich interessant wird wohl sein, wieviele Accounts sich nicht aus Protest zurückziehen, sondern schlichtweg ausgeschlossen werden, weil sie StudiVZ schon lange nicht mehr aktiv nutzen. Und selbst wenn diese Leute rausfallen, dürfte die Datenqualität für Werbetreibende nicht allzu verführerisch sein. Fake- und Jux-Accounts sind zwar verboten, aber wohl sehr gebräuchlich.

Knapp eine Million der rund vier Millionen Mitglieder des Netzwerkes haben die neuen Geschäftsbedingungen inzwischen akzpetiert. „Weniger als 1 Prozent haben von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, die zielgerichtete Werbung auszuschließen“, sagte Riecke.

Warum sagt Herr Riecke das? Das ist ein eindeutiges Argument für Datenschützer, die das Vorgehen von StudiVZ kritisieren. Wie hier zu lesen ist hat StudiVZ diese Privatsphären-Einstellungen so versteckt, dass sie von niemandem zufällig gefunden werden.

DPA entdeckt Privatkopie

Nachdem mein Hilfsaufruf keinerlei Widerhall fand, ist die DPA selbst tätig geworden. Bisher prangte neben Meldungen zum Urheberrecht immer wieder nur ein Symbolbild: ein e CD mit der Aufschrift „Raubkopie“ wird in einen Computer eingelegt. Nun ist ein neues Symbolbild dazugekommen: Eine CD mit der fetten Aufschrift: „PRIVATKOPIE“, im Hintergrund sieht man eine Original-CD von „King Of Lions“.