Die Anti-Schwarzer?

Die BILD-Werbung mit Alice Schwarzer ist wieder aus den Straßen verschwunden. Stattdessen finden sich mehrere neue Motive zum Thema Kinder. Zum Beispiel dieses:

Anti-Schwarzer

Eine attraktive Dreißigerin(?) schaut ein wenig arrogant und amüsiert in die Kamera und hält die Botschaft hoch: „Ich habe die Pille mit Absicht vergessen.“

Überinterpretiere ich das oder ist das Motiv das genaue Gegenteil der Schwarzer-Werbung? Auf der einen Seite haben wir die legendäre Vorkämpferin für Frauenrechte, die ja so viel gutes erreicht hat. Und jetzt haben wir das manipulative Weib, das den Mann in eine Falle lockt, in eine Familie zwingt und Alimente abkassieren will.

Soll das die Machos mit der BILD versöhnen? Oder will BILD Schwarzer nur vor den Kopf stoßen? Oder führt die BILD der Frau eine neue Ratgeber-Rubrik ein?

Ist das die Webnews-Zielgruppe?

Solche Dienste wie Webnews verstehe ich einfach nicht. Wer soll die Seite nutzen? Und wozu? Bei den meisten Web2.0-Angeboten erkenne ich wenigstens einen potenziellen Mehrwert – bei Webnews nicht.

Aber vielleicht ist das ja auch gut so. In den Weiten des Webs bin ich über diese kleine Textanzeige gestolpert:

Hilton Webnews

Auf gut Deutsch: Kommt schnell alle zu Webnews. Hier gibts Gratis-Porno! Ich weiß nicht sicher, ob da vielleicht eine Marketing-Agentur oder ein SEO-Berater am falschen Rad gedreht hat, ein Klick auf die Anzeige führte zumindest tatsächlich zu Webnews. Da findet sich natürlich kein „unzensiertes“ Video von Paris Hilton. Das erfährt der notgeile Klick-User aber erst, wenn er sich angemeldet hat: Auf der Startseite erscheint nach dem Klick auf die irreführende Anzeige ein Anmeldeformular, das sich nicht wegklicken lässt. Erst wenn man die Cookies löscht, bekommt man wieder unangemeldeten Zugriff auf Webnews.

Meine Verständnisprobleme sind damit erklärt: Offenbar bin ich nicht die Zielgruppe des Angebots.

Update: Ich habe bei Webnews nachgefragt und die Auskunft bekommen, dass diese Werbung in dieser Form nicht gebucht worden sei. Man will der Sache nun nachgehen.

Update 2: Da hab ich Webnews doch ein wenig unrecht getan: Paris-Videos gibt es massenhaft. Und das ist kein Zufall: Schließlich hat Webnews ein eigenes Paris-Hilton-Video-Portal.

paris webnews

Paris Hilton nackt! Paris Hilton Blow Job! Paris Hilton Sex Video!!

Ade Bildblog

Tja, schon wieder werfe ich einen Feed aus meinem Feedreader. Diesmal das Bildblog. Den aktuellen Anlass bietet das Bildblog selbst: Brainpool dreht Werbefilme für Bildblog. Und wo soll der Spot gezeigt werden? Auf MTV, Viva und Comedy Central. Nun, für mich bedeutet das den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

Wie gesagt: das ist nur der aktuelle Anlass. Ich habe in letzter Zeit gemerkt, dass einfach zu viel des Boulevardmists – zwar anonymisiert und entschärft – durch das Bildblog in meinen Aufmerksamkeitsbereich tröpfelte. Für mich relevante Informationen hingegen konnte ich kaum noch finden. Nach 27 Monaten Bildblog-Lesen habe ich wohl auch die wesentlichen Messages der Bildblogger verstanden.

Also: macht’s gut und danke für den Fisch.

Auch ein PS: Es tut mir leid, den Griesgram zu spielen, aber ich finde den Spot einfach schrecklich.

Was ist die Botschaft? Irgendjemand zählt die Lügen von schlechtem Essen, billigem Klunker und unehelichen Kindern. Und wer macht das normalerweise? Nein, nicht das Bildblog. Das sind die Themen von BILD selbst. Dazu noch zwei Fernsehprominente und das Set ist komplett. Tauscht man das Logo am Ende aus, hat man einen Fersehspot für die BILD, keine Entlarvung oder gar Bloßstellung. Das wäre nach der Werbung mit Brandt und Ghandi auch kaum möglich.

Würde der Sketch in einer Redaktion spielen, in der sich Redakteure mit Lügen überbieten („Ist das ein Seil?“ – „Nein, ein Schlagstock!“ – „Ein Monsterlaser!!“ – „Eine Atombombe!!!“), wäre die Botschaft klar.

Geschichte wiederholt sich

Aha. Firefox-Nutzer sollen wegen Werbeblockern geblockt werden. Tolle Aktion.

Gabs aber schon 2001:

Wer Werbung blockt, wird nach den Plänen der Firma mediaBeam GmbH in Zukunft selbst geblockt und darf keine kostenlosen werbefinanzierten Angebote mehr sehen. „In Zeiten von ISDN und DSL dürften die echten Gründe für das Unterdrücken von Werbung wirklich der Vergangenheit angehören!“ meint die Firma.
Anzeige

[….]In ihrem Kampf, die Werbung auf den Schirm und in das Hirn des Surfers zu schieben, konnten sie bereits einen ersten Erfolg erringen: DirectBox, der eigene Freemailer in der Art von Web.de oder GMX, versagt Werbeverweigerern den Dienst. Dort wird diesen freundlich mitgeteilt, dass sie ihre Tore bitte ganz schnell wieder für die Werbefluten öffnen sollen. Auch wer keine Bilder anzeigt, bleibt außen vor. Die Software prüft also anscheinend, ob die Bannerbilder übertragen wurden.

Mediabeam gibt es immer noch. Vielleicht können die ja Mal den Firefox-Blockern auf die Finger klopfen. Schließlich hatten sie die Werbeblockerblockade durch ein Geschmacksmuster schützen lassen.

PS: Ich habe Mediabeam um Stellungnahme gebeten. Die wurde zugesagt, verschoben und dann offenbar vergessen.

Frisch vom Lastwagen gefallen

Manchmal hört man ja von merkwürdigen Urteilen: So entschied das Amtsgericht Pforzheim kürzlich, dass ein Kunde wegen Hehlerei zu belangen sei, da er wegen des günstigen Preises der ersteigerten Ware davon hätte ausgehen müssen, dass die Ware gestohlen sei. Die Empörung war groß: Hatte die Richterin das Prinzip von Startpreis und Endpreis schlichtweg nicht verstanden?

Nun – offenbar ist auch Ebay selbst mit dieser kleinen Unterscheidung überfordert, wenn man diese Anzeige betrachtet: Alle Staffeln der Serie 24 für unter 17 Euro? Das kann ja nur frisch vom Laster gefallen sein.

Ebay 24 Staffeln billig

Man könnte Ebay auch zu Gunsten halten, dass die zuständige Werbeabteilung die deutsche Sprache nur unzureichend beherrscht und die Wörter „alle“ und „jede“ verwechselt hat. Und selbst dann wäre es gelogen: denn zu dem günstigen Preis gibt es höchstens die erste Staffel.

Hey, Vattenfall

In Euren Atomkraftwerken ging etwas schief – shit happens. Wären da nur nicht diese Politiker und Öko-Fritzen, die völlig irrational über Stillegungen sprechen würden. Und seien wir ehrlich: Atomkraft ist in Deutschland kein Sympathieträger.

Was ihr braucht ist street credibility. Und die bekommt man am einfachsten durch eine millionenschwere Marketing-Kampagne. Aber keine Sorge, ich habe schon eine Idee. In der nächsten Woche kommt ein Kinofilm heraus, der Atomkraftwerken weltweit ein menschliches Antlitz verliehen hat. Das Atomkraftwerk Springfield ist trotz einiger kleiner Probleme der wichtigste Arbeitgeber der Stadt und Kristallisationspunkt aller möglichen unternehmerischen Innovationen – von der Einschienbahn bis zum gigatischen Sonnenschirm.

Wenn ihr Euch beeilt, könnt Ihr Euch noch an den Zug dran hängen. Macht es wie die Supermarktkette 7-Eleven und verkleidet ein oder zwei deutsche Atomkraftwerke als Springfields Atomkraftwerk. Nennt den Reaktor-Kontrollraum „Sector 7-G“. Zwingt Eure Sicherheitsverantwortlichen in Homer Simpson-Kostüme. Pro7 ist sicher auch aufgeschlossen, wenn ihr die C02ntra-Aktion mit der Dauerwerbung für die Simpsons verknüpft und mit den Produktionszuschüssen nicht zu geizig seid.

Aber macht schnell, sonst ist die Konkurrenz vor Euch dran.

Hey, Greenpeace

Wie wäre es mit einem Mashup?

Faktor 1: Der Atomkraftwerk-Betreiber Vattenfall bringt sich durch desaströses Krisenmanagement und zweifelhafte Sicherheitsmaßnahmen in die Presse.

Faktor 2: Es gibt eine weltweite Werbekampagne für den Simpsons-Kinofilm. Einer der Haupt-Schauplätze der Serie ist ein unsicheres Atomkraftwerk, eine der Hauptpersonen ist der geldgeile und unverantwortliche Atomkraftwerksbetreiber Monty Burns.

Und wenn man wegen eines T-Shirts mit dreiäugigen Fischen verklagt wird – um so mehr Publicity….

Peinlich

Robert Basic ist sein löchriges Gedächtnis peinlich. Ich persönlich wäre von der Werbung über dem Blogeintrag peinlicher berührt.

Peinlich

Ausgewählter Gewinner. Ahja. Gibt es eigentlich keine wirksamen Regelungen dagegen, Leuten vorzugaukeln dass sie „ausgewählt“ wurden? Welche Werbedienstleister vermitteln so etwas? Wie steht es mit Spam-Bekämpfung?

Keine Lehren aus den Simpsons

Eine US-Supermarktkette verwandelt einige Filialen in Kwik-E-Marts und verkauft landesweit Produkte wie Buzz Cola, KrustyO’s cereal and Squishees. Natürlich ist das eine Marketing-Kampagne – Anlass ist der Kino-Start des Simpsons-Films.

IMHO ein deutlicher Zeichen des Niedergangs der Simpsons. Denn der Kwik-E-Mart war früher mal eine bissige Parodie auf die Supermarkt-Konzerne. Zur Erinnerung: der Kwik-E-Mart ist nicht nur überteuert, er verkauft im besten Fall ungesunde, oft genug verdorbene Produkte, beutet seine Angestellten aus, besticht Politiker und zeigt selbst Stammkunden sofort an, wenn die einen Artikel aus Versehen eingesteckt haben. Und KrustyO’s cereals sind das sicherste Mittel seine Kinder umzubringen.

Wenn diese Markennamen nun ernsthaft als Werbung gebraucht werden, haben die Simpsons wohl inzwischen den letzten Rest Gesellschaftskritik ausgemerzt bekommen. Der Film wäre eine tolle Gelegenheit gewesen, die Serie zu beenden. Chance verpasst.

PS: Ich habe eben mal bei Pro7 reingeschaut. Nicht mal die Halloween-Specials sind mehr lustig.

RAF und RTL

Medien sind etwas Tolles. Besonders wenn man die kleinen Mechanismen kennt, die einfach unvermeidbar sind. Man drückt auf einen Knopf und schon springt der Teufel aus der Kiste. Obwohl er das immer wieder tut, können sich Kinder über Stunden über den Springteufel amüsieren.

Das funktioniert auch ohne Kisten und Teufel. Ein Beispiel: Man macht geschmacklose RAF-Scherze und schon kommt RTL und berichtet. Tolle Sache, das.

Das Problem: Ich glaube kaum, dass der Trainingsanzug-tragende RTL-Zuschauer zum Kiosk stapfen wird, um dort den Spruch „Gib mal taz!“ abzulassen. Da hat die NRW-Redaktion wohl dem eigenen Kinospot geglaubt.