Fantasie von morgen nachmittag

Datendiebstahl bei VO-Plus
Millionen Verkehrssündern droht Strafe

Mit gestohlenen GPS-Daten versuchten Kriminelle Tausende von Autofahrer zu erpressen. Nun meldet die Bundesregierung Interesse an den Daten an. Zehntausenden Autofahrer könnte der Führerschein entzogen werden, Millionen drohen Bußgelder.

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Offensichtlich hatten sich die Kriminellen ins Netz des Mobilfunkanbieters VO-Plus eingeschlichen und über mehrere Wochen sämtliche Bewegungsdaten der mittlerweile 23 Millionen GPS-Handys im Netz erfasst und gespeichert. Diese Daten werden normalerweise anonymisiert erhoben, um aktuelle Daten zum Verkehrsgeschehen zu erheben. Die Hacker umgingen diese Vorsichtsmaßnahmen und schafften es sogar, Telefonnummern und Identität der VO-Plus-Kunden zu ermitteln.

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„Auf den Ankauf dieser Daten zu verzichten wäre zumindest heuchlerisch“, sagte Bundesverkehrsministerin Tiffy von Boedefeld (CSD). So habe das Bundesfinanzministerium schon mehrfach illegal erworbene Daten von Steuerhinterziehern angekauft, für notorische Verkehrsgefährder müssten die gleichen Regeln gelten. „Schließlich steht besonders das Leben von Kindern auf dem Spiel, wenn rücksichtslose Raser unsere Straßen tagtäglich mit Blut überziehen.“

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Auch der Bund Deutscher Uniformträger (BDU) zeigt großes Interesse an den Daten: „Viele Täter, die bisher ungeschoren davon gekommen sind, könnten so endlich ihrer gerechten Strafe zugeführt werden“, sagt BDU-Sprecher Pavel Uun. Zwar werteten die Polizei schon routinemäßig Handy-Positionsdaten aus. Die GPS-Daten seien aber wesentlich genauer. „Damit können wir Steinewerfer identifizieren, wenn sie sich inmitten einer maskierten Menge bewegen“, erklärte Uun.

Der Beamte regt an, den Datentransfer in Zukunft zu legalisieren. „Die Verkehrspolizei wurde viel zu lange als Profit-Center der Länder und Gemeinden eingesetzt. Die Wut der Autofahrer bekommt ja der Kollege mit der Kelle ab.“ Würde die Verfolgung von Temposündern automatisiert ablaufen, wären Blitzer und Starenkästen in Zukunft unnötig. „Das ramponierte Ansehen des Polizisten in der Gesellschaft könnte endlich wieder steigen – und wir könnten uns auf die Verfolgung von Schwerkriminellen konzentrieren“, sagte Uun.

Intelligentere Verkehrsführung spart Kameras

Ein ganz besonderes Jubiläum gab es in Köln zu feiern: der 1000. Radfahrer verunglückt in diesem Jahr.

Seit einigen Monaten ist eine Mountainbike-Staffel der Polizei mit Videokamera unterwegs, um Verkehrsverstöße von Radfahrern zu dokumentieren. An einer Fernsehstudie ihrer Rotlichtfahrten haben viele überführte Radfahrer jedoch wenig Interesse. „Der Prozentsatz derer, die sich das ansehen, ist gering. Die meisten Radfahrer sind sich über ihr Verhalten bewusst“, sagt Simon. Er hält die Gleichgültigkeit im Umgang mit den Verkehrsregeln für ein typisches Kölner Phänomen. „Wir haben uns den Radverkehr in Bochum, München und Dortmund angeschaut. Dort wird anders Rad gefahren“

Vielleicht liegt das auch ein bisschen daran, dass in anderen Städten nicht dauernd Radwege plötzlich an 15 Zentimeter hohen Bordsteinkanten enden und der Radfahrer gezwungen wird sich in eine Hauptverkehrsstraße einzuordnen, wo Autofahrer mit Durchschnittstempo 70 unterwegs sind. In München sind Radwege oft zweispurig ausgebaut, hier hingegen werden die Radwege verengt, damit die Außengastronomie noch mehr Bürgersteig belegen kann. Und wenn eine der vielen Baustellen eingerichtet wird, stellt man schlichtweg ein „Radfahrer absteigen“-Schild auf oder leitet die Radler direkt in den Gegenverkehr. Auch schön: Wahlplakate mitten im Weg oder mit Vorliebe auf Kopfhöhe der Radfahrer. Und Ampeln, die auf ewig Rot zeigen.

Von utopischen Dingen wie Grünphasen, die auch Fahrradfahrer-Tempo berücksichtigen will ich gar nicht mal träumen. Aber an den Grundlagen einer fahrradfahrerfreundlichen Stadt muss Köln noch schwer arbeiten.

Embracing Post Privacy – Datendienstleister

Ich hab mir eben per Stream plomlompoms Vortrag Embracing Post Privacy angehört. Grundthese: Die Privatsphäre ist nicht mehr zu retten – das sollten wir jedoch als Chance sehen und die neuen Möglichkeiten der allumfassenden Information. Ganz nette Ideen – manche vielleicht etwas sehr naiv, alle leider viel zu theoretisch.

Schon heute lernen wir immer mehr Möglichkeiten, ungehobene Datenschätze zu nutzen. Warum zum Beispiel aufwändige Verkehskontrollsysteme installieren, wenn quasi jeder Autofahrer einen Peilsender – ob Handy oder Bordcomputer – bei sich hat, der als Abfallprodukt Auskunft über Verkehrsflüsse geben kann?

Wenn wir schon Daten konsequent nutzen, ist es Zeit für ein neues Berufsfeld. Der Datendienstleister. Und zwar ein Dienstleister, der nicht nur im Auftrag von Versicherungen und Direktmarketing-Unternehmen arbeitet, sondern für mich, den Kunden. So könnten zum Beispiel die aussterbenden Videotheken in diese Lücke vorstoßen. Statt nur physische Datenträger zu bevorraten könnte sich jede Videothek einen Datenschrank einbauen, der meine Kundendaten verwertet und mir andere Daten zugänglich macht. Simples Beispiel: Wir haben immer mehr Musik ohne physischen Datenträger. Ein Blitzeinschlag zur falschen Zeit und Tausende Euro an Informationen sind weg. Wenn ich hingegen die Musiksammlung bei meiner Videothek um die Ecke sicher verwahren kann, wäre das eine interessante Dienstleistung.

Ich sehe großes Potenzial in dezentralen oder lokal verankerten Datendienstleistert. Last.FM beweist, das das Verknüpfen möglichst vieler oberflächlicher Daten eben nicht zum ultimativen Musikgenuss führt. Nebeneffekte wie die Kleinigkeit der Finanzierung solcher Dienste spielen natürlich auch eine Rolle. Ich zahle in der Regel lieber direkt als über versteckte Provisionen.

Wie wäre es also, wenn man lokal seinen Multi-Media-Dienstleister hat? Man zahlt pro Monat wie im Fitness-Club – dafür kann man zu den Öffnungszeiten hineinschneien und fragen wie das Lied mit dem „laaalaaalaaa love youuuuuu – siewissenschon“ heißt. Und bei dem sich die Tatort-Fans versammeln können, die dann – dank Koordination des Datendienstleisters – jeden Sonntag abend eine Premiere-Bar erobern und dort das Erste einschalten. Der Vorlieben erkennen kann und sie jenseits einer SQL-Datenbank verknüpfen kann.

Call-A-Bike-Ideen

Der in meinen Augen tolle Bahn-Service Call-A-Bike befragt grade seine Nutzer. Dabei wird auch nach Verbesserungsmöglichkeiten gefragt.

Einige fallen mir spontan ein:

  • Ein Handy-Client: Ich will unterwegs sehen können, wo das nächste Bike steht. Und ich würde gerne ohne Anruf das Rad zurückgeben. Auch eine Rückgabe per SMS wäre ein Schritt zu mehr Flexibilität.
  • Verknüpfung mit Bahnkarten: Wenn ich Fernverkehrs-Tickets kaufe, ist oft eine „City Option“ enthalten, mit der ich den örtlichen Nahverkehr nutzen kann. Das sollte auch für die Fahrräder möglich sein.
  • Die Winterpause sollte reduziert werden. Wenn es nachts besonders kalt ist, will man ja nach Hause oder ins Hotel kommen.

Ich habe natürlich auch das Servicecenter von Call-A-Bike an meinen unermesslichen Weisheiten teilhaben lassen. Ich bekam schnell eine Antwort:

Damit Sie den Standort unserer CallBikes auch unterwegs ermitteln können, besteht die Möglichkeit sich unter www.qiro.de anzumelden. Weitere Informationen finden Sie auf dieser Website.
Parallel dazu können Sie den Standort verfügbarer Bikes auch auf unserer Homepage www.callabike.de, unter der Rubrik „Über Call a Bike“, oder telefonisch erfragen.

Wir backen eine Verschwörungstheorie

Kaum ist Jörg Haider einige Stunden tot, schon sprießen die Verschwörungstheorien.

Einige Beispiele aus den Leserkommentaren auf focus.de:

blueskyIII | 756 Kommentare (11.10.2008 12:00)
Um Verschwörungstheorien vorzubeugen
sollte die Staatsanwaltschaft genau das Auto, Bremsen, Stossdämpfer genau untersuchen – ein Luxus-VW hat zwar sicher die besten Überlebens-Chancen z.B. im Vergleich zum einfachen Golf – aber auch die viel größere Knautschzone, die da durch maximale Verformung die meiste Energie aufnehmen soll, um den Fahrgastraum zu schützen, sollte bei 50km/h in der Ortschaft nicht so aussehen – da müsste der Wagen ja wohl 100 m die Böschung heruntergefallen sein. Feinde hatte er zweifellos im In- und Ausland und auch in seiner eigenen Partei – Motive für eine Manipulation gibt es also genug. Natürlich wäre auch zu prüfen, ob bei der Wahlveranstaltung Alkohol getrunken wurde, ich weiß nicht, ob Haider als Politiker es sich leisten konnte, Alkohol zu trinken und dann noch Auto zu fahren – unwahrscheinlich.

dev38 (11.10.2008 11:57)
Unfall?
War es wirklich einUnfall? Wir sollten nichts alles glauben, was man uns erzählt. Wir sollten die wahren Gründe hinterfragen. Wer profitiert von diesem Tod? Wer hat die Möglichkeiten, diese „Aktion“ zu organisieren? Was werden die Konsequenzen sein? Es gab viele solcher „Unfälle“ oder „Selbstmorde“ von Personen, die in irgend einer Form unliebsam wurden, z.B. Möllemann, Lady Di, Kennedy usw.

mrowold | 333 Kommentare (11.10.2008 11:52)
Spekulationen
sind hier Tür und Angel weit geöffnet. Sollte es sich hier tatsächlich um einen „normalen“ Verkehrsunfall gehandelt haben, oder …?! Bei der Erstarkung der Partei von Herrn Haider würde mich eine solche Variante nicht verwundern, doch die Wahrheit wird vermutlich nie ans Tageslicht kommen. Jetzt haben die Österreicher auch eine „Barschel-Affäre“.

SD (11.10.2008 11:49)
Zufälliger Todeszeitpunkt?
31 Jahre war er als Politiker unfallfrei unterwegs. Doch nach der Erdrutschwahl gelingt ihm ein Überholvorgang im Dienstfahrzeug nicht? Das er sich auf den Weg zum 90. Geburtstag seiner Mutter machen würde, wusste man wohl. Das er an diesem Tage alleine machen würde, wohl auch. Seltsam, dieses Fahrzeug Fahrzeug gehört von unabhängigen Fachleuten untersucht. Doch dazu wird es wohl nicht kommen.

Das Muster ist immer das gleiche: Man kombiniert einige freihändige Tatsachenbehauptungen über Fahrphysik und Sozialverhalten mit vagen politischen Motiven und verlangt eine Überprüfung – behält sich aber ausdrücklich vor, das Ergebnis der Prüfung nicht anzuerkennen. Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Der Jung-Groschen

Als Verkehrspilot würde ich bei den nächsten Tarifverhadlungen einen Verteidigungsminister-Zuschlag verlangen. Der wird von den Fluggesellschaften dann bürokratiearm an den Fluggast weitergegeben – und natürlich getrennt ausgewiesen. Formulierungsvorschlag: „Grundgesetz-Pauschale“ oder „Jung-Groschen“. Immerhin: vielleicht kann man so den CO2-Ausstoß ein wenig reduzieren.

Die Fairness des Abschleppers

Vor dem Haus in dem ich wohne ist ein großer Parkplatz. Das heißt: Er ist nicht immer Parkplatz, da dort jeden Samstag ein Flohmarkt stattfindet. Und deswegen herrscht dort Samstags ab Null Uhr Parktverbot. Und dann wird abgeschleppt.

Ich habe dem Vorgang nie große Aufmerksamkeit geschenkt. Aber als ich heute zufällig genau um Mitternacht nach Hause kam, standen da nebeneinander drei Abschleppwagen mit laufenden Motoren und blinkenden Signallichtern. Und selbst als es schon Null Uhr zwei war, schritten sie immer noch nicht zur Tat. Ein paar halbstarke Mittdreißiger fuhren johlend einen Lieferwagen weg – froh den Abschleppern ein Schnippchen geschlagen zu haben. Die standen ungerührt weiter da. Mit laufenden Motoren und den blinkenden Warnlichtern.

Abschlepper

Ich bilde mir ein, dass dies die Fairness der Abschlepper ist. Die Männer haben wahrscheinlich nicht wirklich Lust bis Nachts um drei Uhr ein Auto nach dem anderen abzuschleppen. Also gibt man den Parksündern eine Chance. Wir sind schließlich alles Kölner hier…

Nichtsdestotrotz – Punkt Null Uhr fünf machten sich die wackeren Abschlepper ans Werk. Als erstes war natürlich der dicke Mercedes dran.