Abschalten

Aus einer dpa-Meldung:

Vier Bundesländer haben ihre V-Leute in der rechtsextremen NPD abgeschaltet. Die SPD will so einen neuen Anlauf zu einem Verbotsverfahren ermöglichen.

V-Leute abschalten? Das klingt ein bisschen nach einem US-Krimi aus den Goldenen Achtzigern. Der Gangsterboss sagt „Schalt ihn aus“, der vernarbte Killer nickt langsam und bringt den wichtigen Zeugen um. Wenn es hingegen um V-Leute geht, da würde der Krimi-Kommissar eher einen Identitätswechsel und ausgiebigen Personenschutz verschreiben. V-Leute abschalten?

In diesem Fall heißt es schlicht: Ein paar NPD-Funktionäre werden nun nicht mehr staatlich bezuschusst.

Schwachstark

Ist meinungsstark eigentlich ein Synonym für faktenschwach?

Ich mag ja deutliche Meinungen. Aber in letzter Zeit finde ich zu viele Leute, die zu jedem Thema lautstark ihre Meinung verkünden und zu wenige, die von diesen Themen tatsächlich Ahnung haben.

‚konsistent‘

Aus einem Newsletter:

Neben wunderbaren Gewächsen aus Piemont, Toscana und Co., können wir Ihnen erstmals eine kleine Auswahl an leckerer Feinkost ‚Spezialitäten‘ offerieren. Auch hierbei finden Sie bei uns Artikel, die im Supermarkt nicht erhältlich sind. Es sind die Kleinigkeiten, die unsere Tage schöner machen, die uns belohnen und Freude schenken. Aus unserem Lager habe ich erstmals einige Schatzkammerweine aus dem Piemont für Sie ‚entführt‘.

Was sollen mir die Anführungszeichen – oder korrekt: die halben Anführungszeichen – sagen? Ist es eine Hervorhebung, dann sind die Weine ganz besondere Spezialitäten, und der Händler hat sie ganz besonders illegal beschafft. Ist es ein Zeichen von Ironie und Doppelbödigkeit, hat der Händler die Flaschen ganz legal gekauft und der Wein ist doch nicht so speziell.

Ich entscheide mich für Variante A. Deshalb sollte ich wohl schnell kaufen, bevor die Mafia meinen Weinhändler findet.

Politisch korrekt

Heute morgen im DLF:

Der geschäftsführende hessischen Ministerpräsident hat…

Heute morgen im WDR2:

….Armin Laschet, der Integrations-Minister von Nordrhein-Westfalen, vieleicht bald auch der Einwanderungsminister“

Der Flix

Ich beginne fast jeden Morgen mit Webcomics. Es ist schön, wenn man etwas zu lachen hat, bevor man sich durch To-Do-Listen und Spam-Berge zu kämpfen hat. Und besonders schön ist, wenn man dabei etwas zum Nachdenken bekommt.

Ein besonders schönes Exemplar ist der Flix, der wunderbar pointiert aus seinem Leben erzählt: über die deutsche Sprache, Begegnungen auf der Straße, die kleinen Berlin-Momente. Und das jeden Tag.

Ganz besonders toll finde ich aber die Serie, die er für den Tagesspiegel gemacht hat, um über die DDR zu erzählen: 26 Folgen mit Lebensgeschichten rund um die DDR. Und dabei sogar mir als Halb-Saarländer dieses ferne Land doch bedeutend näher bringt.

OmU – Qualität, Kultur und Bildung zum Nulltarif

Während anderen zur Qualitätsdebatte des Fernsehens nur das kleinliche Aufrechnen der Vergangenheit einfällt, finde ich, dass es an der Zeit ist, einen Blick nach vorne zu werfen. Wie können wir denn das Fernsehen besser machen?

Deutsche haben ein seltenes Privileg: sie bekommen fast nur Programme aus aller Welt (also: zu 98 Prozent den USA) in ihrer eigenen Sprache zu sehen. Filme, Serien und Reportagen werden nicht etwa untertitelt oder amateurhaft übersprochen, sondern professionell synchronisiert.

Doch Privilegien haben auch Nachteile: Viele Synchronisationen sind scheusslich. Mal liegt es daran, dass viele Wortspiele und kulturspezifische Witze nicht übertragbar sind. (So wurde bei der deutschen Fassung „Married with children“ der Name fast jedes US-Prominenten mit Klaus-Jürgen Wussow übersetzt.) Mal liegt es aber einfach nur daran, dass die mit der Synchronisation beauftragten Firmen nur sehr beschränkte Kenntnisse der Sprache haben, die sie zu übersetzen vorgeben. (Futurama-Fans können ein Lied davon singen)

Daher meine einfache Forderung, die die Qualität des Fernsehens erhöhen und gleichzeitig die Sprachkenntnisse der Zuschauer verbessern kann – zum Nulltarif. Sendet in Zukunft jede US-Serie, jede BBC-Reportage, jede japanische Manga-Serie im Zweikanalton. Julie Kavner statt nur Anke Engelke.

Investieren müssen die Sender relativ wenig – die Technik ist ja schon da. Fast jeder Fernseher kann Zweikanal-Ton – über DVB-T könnten sie sogar die Original-Dialoge sogar per Untertitel zuschalten.

Voll Erotik?

Heute habe ich mal wieder aus einer Pressemitteilung ein neues Wort gelernt:

…über das Berliner Internet-Unternehmen, das sich auf die Vermarktung vollerotischer Inhalte spezialisiert hat…

Ich vermute mal, die meinen hardcore porn.