Sat1-Kronzeugen

Stern.de bringt überraschend offene Bekenntnisse von Ex-Sat1-Stars

Margarethe Schreinemakers:

Und wir haben gezeigt, dass man auch mit politischen Themen Quote machen kann. „Die Rente ist sicher“, hat Norbert Blüm damals gesagt. Er kam dann zu uns ins Studio, das war 1994, und ein Wirtschaftswissenschaftler hat ihm vorgerechnet, dass 2010 in der Rentenkasse ziemlich Ebbe sein wird. Und wir hatten das erste Interview mit Nelson Mandela, als er Präsident geworden war.

Erich Böhme:

Ohne meinen „Talk im Turm“ auf Sat.1 hätte es „Sabine Christiansen“ nie gegeben; erst durch uns ist ARD-Programmdirektor Struve aus seinem Mittagsschläfchen erwacht…

Nico Hofmann:

Wir haben 2001 den „Tunnel“ gemacht mit Heino Ferch, das war mein erster Event-Zweiteiler, und im Jahr darauf „Der Tanz mit dem Teufel“, den Film über die Oetker-Entführung. Damals war eine Aufbruchsstimmung bei Sat.1, die hatten Mut.

Torsten Kleinz:

Ich bin supertoll und Sat1 ist doof.

PS: Nico Hofmann hat einen besonders tollen Weg gefunden, um sich von Kanzler-TV Sat1 zu emanzipieren. Seine neuste Produktion hat den Titel Der Mann aus Oggersheim. Welcher Sender hat wohl den Mut, das zu senden?

Ansehlich und vergessen

Selbst die gute Tante FAZ macht Tippfehler. Aber nicht deshalb erscheint mir dieser Satz bemerkenswert:

Das Tragische ist, dass Sat.1 und Pro Sieben in all den Jahren – begünstigt sogar durch die unsicheren Eigentumsverhältnisse – das ansehnlichste und vielfältigste deutsche Privatsenderprogramm produziert haben.

Wenn das Programm so ansehlich war, warum habe ich dann vergessen auf welchem Kanal der Sender bei mir abgespeichert ist? Das ist kein Witz – ich weiß es nicht mehr, da ich den Sender seit Ewigkeiten nicht mehr bewusst eingeschaltet habe. Vielleicht liegt es daran, dass die von der FAZ beschworene Vielfalt in den letzten Jahren aus mindestens acht Stunden Billig-Talkshow und Boulevard täglich bestand? Ich wüsste spontan nicht mal eine interessante US-Serie die dort lief.

Nennt mich TV-Flüsterer

Wer wäre auf die Idee gekommen, das Sat1-Programm mit der Tour-de-France zu verknüpfen? Me, that’s who! Und siehe da, es ist passiert:

Sat.1 steigt ab sofort in die Berichterstattung der Tour de France ein / ProSiebenSat.1 hat hierzu soeben die Rechte erworben

Berlin (ots) –

Sat.1 steigt mit sofortiger Wirkung in die Berichterstattung der
Tour de France ein. Hierzu hat ProSiebenSat.1 gerade die Rechte
erworben. Bereits heute ab 15.00 Uhr wird Sat.1 die 11. Etappe (von
Marseille nach Montpellier, 182,5 km) zeigen.

Zwar nicht exakt wie vorhergesagt – aber immerhin. Da beißt der Turi keinen Faden ab.

Ein Sendeplatz für Sat1 am Mittag

ARD und ZDF haben heute die Berichterstattung von der Tour de France eingestellt. Tja. Trotzdem läuft grade im Ersten noch die angekündigte Sportschau – vier Stunden, die jetzt wohl mit Doping-Berichten gefüllt werden. Hauptsache, es sind keine radelnden Apotheken zu sehen. Das ist nicht etwa lächerlich, sondern konsequent.

Da jetzt kurzfristig viel Sendeplatz frei wird, könnte man der entlassenen Redaktion von Sat1 am Mittag doch ein Asyl geben. Die engagierten Mitarbeiter haben sich noch ein paar Straps-Tests vorproduziert und können sicher kurzfristig für das angeblich ältere öffentlich-rechtliche Publikum über Themen wie „Kamasutra bei Blasenschwäche“ improvisieren.

Theorie und Praxis

Komplexe Sachverhalte in einer Handvoll Wörtern korrekt wiederzugeben ist eine Kunst. Besonders schwierig ist es, immer eine knackige Überschrift zu finden.

Spiegel Online hat den Direktor der zuständigen Landesmedienanstalt interviewt und sich unter anderem nach der doch sehr theoretischen Möglichkeit eines Lizenzverlusts von Sat1 erkundigt.

Helmes: Theoretisch kann Sat.1 seine Sendelizenz verlieren. Aber davor gibt es noch andere Stufen, wir könnten zum Beispiel strenge Auflagen erheben. Das wäre der erste Schritt.

SPIEGEL ONLINE: Könnte sich Sat.1 retten, indem es einfach die Kurznachrichten des Partnersenders N24 übernimmt?

Helmes: Wenn das vernünftig eingebaut wird, dann habe ich nichts dagegen.

Ich lese da heraus, dass es keine realistische Gefahr für die Sendelizenz von Sat1 gibt. Denn zum einen gibt es andere Sanktionen, zum anderen gibt es eine billige Lösung, jede Sanktion zu vermeiden. Doch man kann das Ganze natürlich auch ganz anders interpretieren:.

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CSU-Flachwitze

Da sich sonst keiner drüber lustig macht:

Sat.1 versucht seine Telenovela «Verliebt in Berlin» mit der Wiederverwertung der Lisa Plenske retten. Mit mäßigem Erfolg. Mein Tipp: Horst Seehofer könnte mehr Realismus in die Serie bringen.

Die ARD kann sich nicht ganz für einen Nachfolger von Sabine Christiansen entscheiden. Meine Favoriten: Edmund Stoiber und Oskar Lafontaine übernehmen den Polit-Talk. Gäste laden sie nur einmal pro Monat ein.