Mit reichlich Verspätung dementiert der aktuelle StudiVZ-Chef Clemens Riedl Verkaufsgerüchte. Nun – es ist kein starkes Dementi. Riedl sagt, seine Gesellschafter hätten ihm „versichert“, dass es keine solchen Pläne gebe. Eine Wortwahl, die nicht viel Vertrauen weckt.
Aktueller – wenn auch nicht einziger – Anlass der Verkaufsgerüchte war eine Vorabmeldung der Wirtschaftswoche. Darin heißt es:
Ein Zusammengehen von StudiVZ mit dem amerikanischen Portal Facebook, das einen eigenen Ableger in Deutschland betreibt, könnte nach Verlagsangaben sinnvoll sein.
Wow. Holtzbrinck spekuliert offen über den Verkauf an Facebook, obwohl die Unternehmen sich grade gegenseitig verklagen? In einer konzerneigenen Zeitschrift? Ich konnte das nicht ganz glauben und habe mir die Print-Ausgabe der Wirtschaftswoche gekauft. Dort heißt es:
Ein Zusammengehen von StudiVZ mit dem amerikanischen Portal Facebook, das einen eigenen Ableger in Deutschland betreibt, könnte sinnvoll sein. Gespräche darüber gab es – doch seit dem Sommer herrsche Funkstille, heißt es aus Stuttgart. Doch StudiVZ scheint zum Verkauf zu stehen – wenn der Preis stimmt.
Also eine Ente? Vielleicht. Dass hier jemand einfach etwas falsch zusammengefasst und zwei nebeneinander stehende Aussagen irrtümlich einer Quelle zugeordnet hat, scheint naheliegend. Aber wieso korrigieren weder Wirtschaftswoche noch Holtzbrinck diese simple Schludrigkeit?
Update: Im Gegensatz zu meiner Anfrage an Holtzbrinck wurde die von netzwertig.com beantwortet. Dort heißt es:
Sowohl studiVZ-CEO Dr. Clemens Riedl als auch Holtzbrincks stellvertretender Vorstandsvorsitzender Dr. Jochen Gutbrod dementierten auf Anfrage von netzwertig.com Gerüchte über einen anstehenden Verkauf. Die WiWo sei falsch informiert gewesen, so Gutbrod.
Update 2: Meine Mail an die Wirtschaftswoche blieb leider unbeantwortet, aber wohl nicht ungehört. Stillschweigend wurden die Wörtchen „nach Verlagsangaben“ aus dem Text entfernt. Stattdessen prangt nun ein Update daneben:
Die Verlagsgruppe Holtzbrinck hält an ihrer Internet-Tochter StudiVZ fest. „Unser Gesellschafter hat versichert, dass er voll und ganz hinter StudiVZ steht, und es keine Pläne für einen Verkauf von StudiVZ gibt“, sagte Clemens Riedel, StudiVZ-Chef zur FAZ.
Seit Wochen hielten sich Gerüchte im Markt, das größte deutsche Social Network im Web würde an den US-Konkurrenten Facebook verkauft. Gespräche darüber hat es bereits gegeben. Sie wurden jedoch laut WirtschaftsWoche im Sommer beendet.
Laut WirtschaftsWoche? Laut Verlagsangaben!