Transatlantisches Recht

Die StudiVZ-PR ist aufgewacht und beschert uns diese Stellungnahme, die auf der Presseseite von StudiVZ bisher fehlt. Natürlich sind die Vorwürfe aus Sicht von StudiVZ haltlos. Wirklich interessant ist der juristische Teil:

Im Vorfeld von amerikanischen Anwälten von Facebook erhobene Vorwürfe haben studiVZ veranlasst, bereits am Freitag Feststellungsklage beim Landgericht Stuttgart einzureichen. Diese hat das Ziel, von den zuständigen deutschen Gerichten feststellen zu lassen, dass die von Facebook erhobenen Vorwürfe nicht zutreffend sind.

Beide Unternehmen haben einen Punkt. Natürlich war StudiVZ eine Eins-zu-Eins-Kopie von Facebook. Und natürlich ist die Klage von Facebook durch die Konkurrenzsituation im deutschsprachigen Raum motiviert. Jetzt streiten sich beide Parteien darum, vor welchem Gericht sie streiten dürfen. Im Zweifel vor beiden.

Spannend – falls es denn soweit kommt: von welcher Seite werden die Samwer-Brüder und Ehssan Dariani als Zeugen geladen werden?

PS: Es kursiert schon wieder, dass Facebook mit 15 Milliarden Dollar bewertet worden sei. Ob PR-Lüge oder Milchmädchenrechnung – das ist schlichtweg falsch. Microsoft hat einen umfangreichen Deal mit Facebook abgeschlossen, nur ein geringer Teil der 240 Milliardonen Dollar flossen für die winzige Beteiligung am Unternehmen.

Facebook verklagt StudiVZ mit zwei Jahren Verspätung

Wie die Financial Times berichtet, verklagt Facebook StudiVZ. Man wundert sich, warum sie so lange damit gewartet haben.

Denn vor zwei Jahren konnte man StudiVZ guten Gewissens als Facebook-Clone bezeichnen. So gab es dieses wunderschöne Script von bumi, um StudiVZ in den „Original“- also den Facebook-Farben erscheinen zu lassen. Besonders schön auch die Fehlermeldungen, die StudiVZ als „fakebook“ brandmarkten.

Doch seitdem sind die beiden Unternehmen sehr unterschiedliche Wege gegangen. Während StudiVZ seine Plattform zwar im Backend komplett erneuert, seinen Usern aber kein wesentliches neues Feature gegönnt hat, hat Facebook die Entwicklung konsequent wetergetrieben: durch die Integration von Applikationen, einem User-Chat und unglücklichen Werbepartnerschaften hat sich eine ganz andere Dynamik entwickelt.

PS: Eine Erklärung für den Zeitpunkt der Klage gibt es doch: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg hat vor kurzem erst selbst einen Rechtsstreit wegen Ideenklaus aus der Welt schaffen können.

PPS: Ich habe für Focus.de die Geschichte zusammengefasst.

Der Pratchett-Filter

Haben Fantasy-Parodien Nutzwert?

Terry Pratchett:

“Multiple exclamation marks are a sure sign for a diseased mind!”

Stefan Niggemeier:

Der Kommentar ist nicht veröffentlicht worden, weil er im Spamfilter hängen blieb, den ich so eingestellt habe, dass er Kommentare mit mindestens drei Ausrufezeichen in Folge automatisch aussortiert. Das hat sich als erstaunlich zuverlässiges Auswahlkriterium herausgestellt.

Spammer-Selbsterkenntnis des Börsenvereins

Ich habe den Börsenverein inzwischen drei Mal aufgefordert, gewisse Emailadressen von mir nicht mehr mit Pressemitteilungen zu beschicken. Sie tun es weiterhin. Immerhin scheint die Selbsterkenntnis so langsam ihren Weg zu bahnen. Heute kam eine Pressemitteilung mit diesem Betreff:

xxx – Spam – xxx: Pressemitteilung / Deutscher Buchpreis: Unabhängigkeit ist garantiert

Und: nein, der Hinweis am Anfang wurde nicht durch einen Spamfilter auf meinem Rechner eingefügt. Das ging exakt so beim Börsenverein raus.

Verfassungsklagen kränken die Kinderporno-Schutzengel

Die Nachrichtenagentur AP hat heute einen Jubelartikel über die Kinderpornojäger gebracht:

Bei der Operation «Mikado» baten die Ermittler erstmals die Kreditkartenwirtschaft um Mithilfe. […] Die Kreditkartenanbieter kooperierten, und wieder konnten Hunderte pädophile Kriminelle ermittelt werden. Der Erfolg ist allerdings nicht unumstritten. Noch liegt eine Klage beim Bundesverfassungsgericht vor. «Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, das sei mir egal», sagt Peter Vogt. «Es kränkt einen schon. Aber jeder hat das Recht, juristisch gegen Strafverfolgungsbehörden oder ihre Methoden vorzugehen.«

Gerade nach spektakulären Erfolgen häufen sich Angriffe. «Es ist klar, dass die Kriminellen uns nicht lieben», resümiert Torsten Meyer. «Nach ihrer Auffassung sind wir schließlich schuld, dass sie im Gefängnis landen. Aber damit lernt man zu leben.

Hmmm – die Angriffe gegen Mikado kommen nur von Kriminellen? Das habe ich ganz anders in Erinnerung.

Spaßbremse

Ich wurde vergangene Woche durch eine Mail überrascht, dass mein Blog nebenan für den Preis „Superblogs“ in der Rubrik „Spaß und gute Laune“ nominiert wurde. Ich solle nur den Link auf die Wettbewerbsseite setzen, damit meine Leser für mich stimmen könnten.

Nachdem ich mir jedoch angesehen habe, wie lieblos und billig das Ganze umgesetzt wurde, habe ich mich gegen eine Verlinkung entschieden. In der Spaß-Rubrik müsste ich zum Beispiel mit einem Blog namens „Chats ohne Anmeldung“ konkurrieren. Klingt nicht lustig? Ist es auch nicht, will es offenbar auch nicht sein, es handelt sich um Neuigkeiten über Chat-Seiten – wie der Name schon sagt. Das macht den Ausrichtern des Wettbewerbs aber nichts aus. Nicht konkurrieren müsste ich mit einem Blog namens „Altmetall“. Es wurde zwar nominiert, aber im Abstimmungs-Widget ist es nicht enthalten. Vergessen. Auch sonst erscheint mir der Wettbewerb nicht besonders qualitätsfördernd: So sind die nominierten Blogs auf der Abstimmungsseite erst gar nicht verlinkt.

Wenn man sich so wenig um den Ausgang kümmert, warum setzt man dann einen Blog-Preis aus? Wahrscheinlich aus dem selben Grund, aus dem mir ein Hoster vor ein paar Wochen einen billigen Wasserball zugeschickt hat. Die Blogger sollen mal wieder nur Backlinks liefern, die das Google-Ranking der edlen Spender verbessern werden.

Spammer-Parties

In den letzten Tagen erreichen mich auf einer web.de-Adresse immer mehr vermeintliche Partyeinladungen. Allen gemeinsam: Sie wurden offenbar über das Webinterface von Freemail-Anbietern auf den Weg gebracht und enthalten keine Webbugs, iFrames oder Malware – nur die üblichen Werbebotschaften, die von den Freemail-Anbietern hinzugefügt werden.

Was geht da vor? Für einen reinen Test der Existenz meiner Mailadresse hätte eine Mail ja genügen müssen.

Hier die Ausbeute von heute mittag:

From: Alex Ofenloch
To: annamaria.gruber@gmx.de

Na Richi….gut erholt???

Sehen uns dann bei Nelly F. ???

Gruss de Kumpl
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From: „Franziska Lindner“
To: bernd.koeberling@gmx.de
Subject: Schweden

Hallo Bernd,
wie laufen denn die Vorbereitungen f=FCr unseren Survivor-Schweden-Trip? Ich
habe schon mal Probe gepackt…o weh! Glaube mittlerweile, dass mir ein
Hotel in der Südsee lieber wäre – im Sinne von stressfreier – als Zelten im
Norden. Mitgehangen, mitgefangen! ;)
Freu=B4mich ja schon…Meinst du, wir schaffen’s, einen Elch zu schießen?
*grins*
Bis heute abend – hab‘ einen guten Wein zum Anstoßen gekauft.

From: Florian Ohler
To: info@tim.de
Subject: BBC

Hallo, du altes Haus!

Hast du deine Geburtstagsfeierei gestern gut überstanden? Heute abend geht’s in die zweite Runde. Grillen bei mir – wie geplant um 19Uhr, dann…sch
auen, was die Stadt so hergibt.

Bringst deine Neue mit? ;)

Looney Tunes

Als ich vor wenigen Wochen zum ersten Mal von dem werbefinanziertem Musikportal „adTunes“ gelesen habe, war mein erster Gedanke: Wann kommt wohl die Abmahnung von Apple?

Grade kommt die Pressemeldung von adTunes „Apple fordert Namensänderung“. Die wackeren Startupper verzichten großmütig auf einen Rechtsstreit gegen Apple. Statement des Geschäftsführers „Wir sind ein wenig verwundert…“

War das nicht von vorneherein klar? Wie tief muss man den Kopf im Sand vergaben, um die vielen, vielen Markenrechtstreitigkeiten von Apple in den letzten Jahren nicht bemerkt zu haben? Oder bauen Firmengründer eine offenkundige Markenrechtsverletzung in ihre Marketingpläne ein, damit sie sich als Opfer der Apple-Anwälte profilieren können?

Die letzte Instanz: Der BILD-Fotograf

Grade eben habe ich im Pressespiegel von Bayern2 erfahren, dass sich die Münchner Abendzeitung und die BILD auf ihren Titelseiten über den Stinkefinger der verurteilten U-Bahn-Schläger aufregen. „So sieht ihre Reue aus!“ titelt die AZ.

Hmmm – wem mag der rüde Gruß der verurteilten Gewalttäter aus dem Fenster eines Gefangenen-Transports gegolten haben? Der Justiz? Dem Opfer? Bild.de weiß es: die Täter meinten die Fotografen, die sich – da habe ich fast keinen Zweifel – höchst korrekt verhielten und keinesfalls versuchten, die Täter zu provozieren, oder gar deren Familien abzulichten.

Was ich mich frage: seit wann sind Fotografen Teil der Justiz?