Neues vom Gläubiger-Ausschuss

Das Bieterrennen um Deutschland ist entschieden: Der Investor Richard Branson hat den Zuschlag für das insolvente Land erhalten. Ein Knackpunkt aber bleibt. „Wir werden mit Bransons einen notariellen Vertrag schließen“, sagte Insolvenzverwalter Joachim Gauck am Montagabend nach einer Sitzung des Gläubigerausschusses in Berlin. Dieser solle so bald wie möglich unterschrieben und bis Sommer wirksam werden.

Richard Branson erklärte: „Wir danken für das uns entgegengebrachte Vertrauen und sind überzeugt, dass die Entscheidung richtig war, denn wir präsentierten das beste Geschäftskonzept, die am stärksten unternehmerisch ausgerichtete Strategie, und wir bieten die höchsten Chancen für nachhaltigen Erfolg. In den kommenden Verhandlungen erwarten wir, dass alle Beteiligte aktiv auf den Abschluss der weiteren Vereinbarungen hinarbeiten und setzen auf die Kooperation aller Parteien, damit wir bald mit der richtigen Arbeit beginnen können, nämlich Deutschland wieder auf Kurs zu bringen.“

Der Entscheidung war ein heftiges Ringen der Bieter um den Zuschlag vorausgegangen. Sie hatten ihre Angebote noch kurz vor Beginn des Gläubigertreffens nachgebessert. Zwischen drei Kaufangeboten hatte der aus elf Mitgliedern bestehende Gläubigerausschuss zu entscheiden. Neben Branson hatten die deutsch-russische Beteiligungsgesellschaft Gasprom und das Immobilienkonsortium um das Fürstentum Monaco und die US-Investmentbank Goldman Sachs eine Offerte abgegeben. Der vierte Interessent, eine Gruppe um den russischen Unternehmer Artur Pachomow, hatte bis Sitzungsbeginn nicht alle erforderlichen Unterlagen eingereicht.

Die Entscheidung zugunsten Bransons sei deutlich ausgefallen, sagte die Sprecherin Gaucks. Zuvor habe es aber „intensive Auseinandersetzungen“ gegeben, sagte Petra Diroll. Details zum Kaufpreis und Bedingungen wurden zunächst nicht bekanntgeben. Im Gegensatz zu den unterlegenen Kaufinteressenten fordert Bransons nur Zugeständnisse von den Hartz-IV-Empfängern, aber keine weiteren Opfer von der Industrie.

Die SPD hatten sich bereits vor der Entscheidung auf die Seite von Branson geschlagen und begrüßte den Zuschlag für den Selfmade-Man. Es sei eine „vernünftige Entscheidung“. Für die Partei war ausschlaggebend, dass Branson Deutschland als Ganzes erhalten will. Ein zunächst geplanter Verkauf des Saarlands an Frankreich ist damit erst einmal vom Tisch.

Angewandter Sexismus zur WM

Wenn Du nicht viel Zeit hast – stell Dich nicht beim männlichen Kassierer an. Geh lieber zu der Kassiererin nebenan! Die Schlange mag länger sein, aber ihr liegt das Kassieren im Blut. Und dass mehr als eine Kasse von einem Mann besetzt ist, das kommt nicht vor.

Und: wenn das WM-Spiel läuft, sind Männer nur chirurgisch vom Bildschirm zu trennen. Und sie tragen kein Makeup. Zumindest kein dekoratives.

Das zumindest mag Globus glauben:

Gamer gegen Gauck!

Wie jeder weiß, haben die Vereinten Blogger & Netizens (VBN) in Zusammenarbeit mit den Anonymen GEZ-Finanzierten (DLF) den Sturz von Köhler ersonnen und ausgeführt. Können sie auch den Möchtegern-Obama Joachim Gauck aufhalten?

Versuchen wir es Mal. Im Jahr 2008 äußerte sich der liberal-soziale Konservative im Deutschlandfunk – nicht damit rechnend, dass seine Missetaten auch noch nach dem Drei-Stufen-Test online verfügbar sein werden:

Wir sehen auf dem Bankensektor, wie die Gier einiger Bankmanager neue Produkte schafft, die dann Unsicherheitsfaktoren darstellen. Man muss sich das so vergleichen, wie wenn die Unterhaltungsindustrie Produkte schafft, die niemand braucht, also bestimmte Computerspiele oder Klingeltöne

Er stellte Computerspiele in eine Reihe mit den Monstern des Kapitalmarkts. Klingeltöne auf eine Stufe mit Finanzobligationen, die den Hartz-IV-Empfängern den Geldhahn abdrehen, ihre finanzielle Luftröhre zudrücken werden.

Etwas Empörung, bitte? #notmypresident my ass!

Ein Zensus ist nötig

Viel, viel, viel zu spät haben einige Netizens entdeckt, dass es 2011 eine registergestützte Volkszählung geben wird. Und sie haben plötzlich Beschwerden:

  • Wir sehen ganz grundsätzlich die Gefahr, dass diese sensiblen und durch die Volkszählung zusammengeführten Daten z.B. der Aufbau des neuen umfangreichen Adressenregisters aller Gebäude mit Wohnungen nicht dauerhaft sicher sind vor Hacker-Angriffen, Diebstahl, Missbrauch und Datenverarbeitungsfehlern. Nur nicht erhobene Daten sind sichere Daten. Wie Spiros Simitis einmal treffend gesagt hat: “Demokratie zeichnet sich durch Informationsverzicht aus!”
  • Das deutsche Zensusgesetz verlangt die Erhebung von mehr Daten, als von der EG-Richtlinie gefordert. So werden in den Stichprobenerhebungen auch Fragen nach Religionszugehörigkeit und Migrationshintergrund gestellt. Besonders markant sind die dabei nochmals die Fragen zum “Glaubensbekenntnis”, in denen insbesondere Menschen islamischen Glaubens weiter differenziert erfasst werden.
  • […]

  • Fragliche Praktiken der Erhebungsbeauftragen =Volkszähler, die beim Nichtantreffen der zu Befragenden auch die Erlaubnis haben, Familienangehörige, Minderjährige und Nachbarn zu befragen. Von den Volkszählern dürfen auch Informationen darüber erfasst und gespeichert werden, die von und über die Wohnung von außerhalb von öffentlich zugänglichen Plätzen und Räumen aus in Erfahrung zu bringen sind.

Ein buntes Sammelsurium an Kritik, die keinem erkennbaren Schema folgt. So scheint dem „AK Zensus“ noch nicht klar zu sein, ob man denn solche Dinge wie eine amtliche Statistik braucht, die zuverlässiger ist als eine Telefonumfrage.

Wenn man glaubt, man könne ganz darauf verzichten, kann man die „fraglichen Praktiken der Erhebungsbeauftragen“ kritisieren – das Ergebnis ist dann aber auch eine öffentliche Planung, die das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes und die Berichte der Rechnungshöfe anschwellen lässt. Das Planungschaos um die Transrapid-Strecken hat gezeigt: wenn keine amtlichen Daten vorliegen, werden die Zahlen halt passend gemacht.

Das Zitat von Spiros Simitis mag schmissig klingen. Aber es erscheint derzeit eher wie ein Witz, da die griechische Demokratie grade Schlag um Schlag verkraften muss, eben weil die Daten der griechischen Behörden nicht stimmten. Daten per se sind kein Feind der Demokratie, sondern eine Grundvoraussetzung. Wenn eine Steuererhöhung geplant wird, muss man auch irgendeine Ahnung haben, wie viel Geld das denn einbringt, wenn man Kindergarten kostenlos machen will muss man ungefähr wissen, was das kostet.

Sieht man hingegen die Notwendigkeit von amtlichen Statistiken als gegeben an, muss man sich auch mit den Grundlagen beschäftigen. Würde man alleine auf freiwillige Mitwirkung der Bürger bauen, wäre die Qualität der Daten höchstwahrscheinlich deutlich geringer. Wer nimmt sich schon gerne Zeit Formulare auszufüllen? Und wie stellt man sicher, dass man nicht ein Panel von Leuten erwischt, die nicht bestimmte Merkmale überrepräsentieren?

Ohne eine Ahnung von der Religionszugehörigkeit der Bevölkerung kann man auch nicht den – aus meiner Sicht wünschenswerten – Islamunterricht jenseits der Hinterhöfe durchsetzen. Wer eine ungefähre Ahnung bekommen will, sollte einfach mal einen Lehramtsstudenten fragen, welche Umzugspläne er nach seinem Studium hegt. Gleichzeitig hat die Erfassung der Religionszugehörigkeit gerade in Deutschland einen extrem üblen Beigeschmack. Man braucht nicht viel Fantasie um sich sofort an die Judensterne zu erinnern. Der Gesetzgeber hat diese Abwägung getroffen und – soweit ich informiert bin – die Antworten freiwillig gemacht. Muss man anders abwägen, ganz verzichten? Eine schwere Frage.

Meine Meinung: an einem Zensus geht kein Weg vorbei. Durch die registergestützte Zählung und die anschließende Löschung der Daten hat der Gesetzgeber wesentliche Voraussetzungen geschaffen, die die informationelle Selbstbestimmung nicht allzu sehr einschränken. Sicher kann man noch einiges verbessern – gerade bei der IT-Infrastruktur und den Zugriffsrechten muss Klarheit herrschen. Und ich verstehe auch nicht, warum bei Wohnungen das Vorhandensein einer Badewanne abgeglichen sein muss.

Dennoch: Fundamentalopposition ist falsch. Um das längst beschlossene Gesetz noch irgendwie nachzubessern müssen die Netizens noch viel, viel Arbeit leisten – jenseits der empörungsfördernden Öffentlichkeitsarbeit. Erst müssen die Grundlagen geklärt werden und dann fundierte Verbesserungsvorschläge gemacht werden.

Weltmeisterlich

Der Billig-Bäcker verkauft „Deutschland-Brezeln“, der Rewe nebenan „Weltmeisterstangen“ – ungelenke WM-Anspielungen allerorten.

Aber den absoluten Höhepunkt liefert aber die Handelskette Globus:

Für die, die es nicht erkennen: es ist ein Fußball spielendes Fleischkäsebrötchen.

Wall mounted

Was mir ja bei den ersten iPads in freier Wildbahn aufgefallen ist, ist die katastrophale Ergonomie eines Tablets in den allermeisten Anwendungsfällen. Wer die Bildschirmtastatur benutzt muss sich weit über sein Angeber-Gadget beugen. Wer nur Surfen will, muss es immer zwanghaft in einer Position halten, die die Fingerabdrücke am wenigsten sichtbar macht.

Volker Weber ist anderer Meinung::

It does not really matter that the iPad is an almost perfect device for porn. Hey, you have a browser, you can watch videos and pictures.

Ja, und man hat sowieso nur eine Hand frei.

Facebook-Privacy ganz einfach

Facebook weiß nicht wie ich aussehe, weiß nicht wann ich geboren bin. Ich liefere der Seite kein Bewegungsprofil und keine Konsumvorlieben. Als E-Mail habe ich nur eine Weiterleitung eingetragen. Religion, sexuelle Orientierung, Beziehungsstatus? Fuck off, Facebook.

Und so sahen die neusten Änderungen der Privatsphäre-Einstellungen bei mir so aus – es bleibt alles beim Alten:

Ach ja: wenn wir schon neue, strengere Datenschutz-Symbole-Gesetze machen – wie wäre es Mal ein Long-Tail-Ansatz? Wer eine Mailadresse von mir ungefragt bei Facebook, Google oder Co hochlädt, schuldet mir Schadensersatz. 50 Euro.